Bosch will weitere 13.000 Stellen in der Mobility-Sparte abbauen
Das Unternehmen aus Gerlingen (Kreis Ludwigsburg) bei Stuttgart hat die erneuten Stellenstreichungen am Donnerstag offiziell angekündigt, nachdem zuvor bereits das „Handelsblatt“ über die Pläne berichtet hatte. Besonders betroffen von den Stellenstreichungen sind die Geschäftsbereiche Power Solutions und Electrified Motion mit ihren Standorten Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg) und Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) sowie Bühl (Kreis Rastatt) und Homburg im Saarland – und dort überwiegend die Produktion von Verbrenner-Komponenten. Zusammen mit dem bereits 2024 angekündigten Stellenabbau von 9.000 Jobs fallen damit bis Ende 2030 etwa 22.000 Arbeitsplätze weg. In der Mobility-Sparte arbeiteten zuletzt 70.000 Menschen in Deutschland.
„Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung. Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum“, erklärte Personalchef Stefan Grosch. „Das schmerzt uns sehr, doch es führt leider kein Weg daran vorbei.“ Das aktuelle Umsatzwachstum von rund zwei Prozent reiche nicht aus, um die steigenden Kosten zu kompensieren.
Betriebsrat will „kämpfen wie die Löwen“
Harte Kritik kommt verständlicherweise vom Betriebsrat: „Wir werden den Personalabbau in dieser Höhe nicht akzeptieren“, zitiert das „Handelsblatt“ den Gesamtbetriebsratschef Frank Sell: „Wir werden kämpfen wie die Löwen.“ Es gehe darum, wie in Deutschland künftig Zukunftstechnologie produziert werden können. „Wir werden nichts geschenkt bekommen. Es werden die härtesten Verhandlungen, die wir je geführt haben.“
Eigentlich läuft bei Bosch noch bis 2027 die Beschäftssicherung in Deutschland. Heißt: Der Stellenabbau kann vorerst nur über freiwillige Regelungen wie Abfindungen oder Vorruhestand durchgeführt werden. Die Gewerkschaft ist dennoch konsterniert: Adrian Herms, Konzernbeauftragter der IG Metall, sprach von einer „riesigen Enttäuschung und einem rabenschwarzen Tag für die Sozialpartnerschaft“.
Zu den Gründen für den Stellenabbau zählen die Stagnation im weltweiten Automarkt und die zunehmende Konkurrenz unter Zulieferern: Während deutsche Zulieferer seit 2020 im Schnitt um 5,7 Prozent jährlich wachsen, kommen chinesische Wettbewerber auf stolze 14,7 Prozent, so die neue Zulieferer-Studie von Berylls by AlixPartners, die Sie hier kostenlos herunterladen können. Zugleich wird der Kuchen für Zulieferer kleiner: Hersteller holen mehr Wertschöpfung ins eigene Haus – vom Antrieb bis zu Softwarelösungen. „De facto wird das, was übrig ist, für den Zulieferer weniger“, sagte Zulieferer-Experte Alexander Timmer vor kurzem bei uns im Podcast.
Enger mit Herstellern zusammenarbeiten
Das hat auch Bosch erkannt: Fahrzeuge würden aktuell von Grund auf neu gedacht, weshalb sowohl Hersteller als auch Zulieferer „deutlich ganzheitlicher zu denken“ hätten, wie Markus Heyn, Geschäftsführer von Bosch Mobility, vor kurzem in einem Video-Interview mit electrive sagte. Ein einfaches Abgrenzen von Zuständigkeiten sei nicht mehr sinnvoll.
Ein Thema, das Bosch und anderen Zulieferern zusetzt, ist der Wandel zur Elektromobilität. Zwar ist Bosch in diesem Segment bereits sehr aktiv und bietet eine breite Palette an Kernkomponenten wie Elektromotoren, Inverter, Spannungswandler und On-Board-Charger an. Doch Komponenten für Elektroautos können oftmals mit weniger Personal hergestellt werden als für Verbrenner. Und viele typische Verbrennerkomponenten wie z.B. Einspritzdüsen, bei denen Bosch Weltmarktführer war, benötigen Elektroautos überhaupt nicht. Sprich: Das Produktportfolio muss massiv verändert werden und die Produktion umgestellt werden, was starke Einflüsse auf Standorte und Personalstruktur hat.
Umgekehrt geht der Wandel zu Elektrofahrzeugen womöglich nicht schnell genug – denn die viel zitierte „Technologieoffenheit“ sorgt dafür, dass Zulieferer für zu viele Antriebsarten gleichzeitig Komponenten herstellen müssen, was zusätzliche Ressourcen bindet und zugleich Skaleneffekte reduziert. So hat Bosch nicht nur ein Geschäft in der Elektromobilität aufgebaut, sondern auch im arg umstrittenen Brennstoffzellen-Segment. Zugleich müssen aber weiter auch Komponenten für Benziner, Diesel und Hybride hergestellt werden.
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