Bosch will weitere 13.000 Stellen in der Mobility-Sparte abbauen

Der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch verschärft seinen Sparkurs und will weitere 13.000 Arbeitsplätze abbauen. Diese kommen zur Streichung von 9.000 Stellen hinzu, die Bosch bereits angekündigt hatte. Zuvor hatte Arbeitsdirektor Stefan Grosch bereits angekündigt, dass der Konzern 2,5 Milliarden Euro einsparen müsse.

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Bild: Bosch

Das Unternehmen aus Gerlingen (Kreis Ludwigsburg) bei Stuttgart hat die erneuten Stellenstreichungen am Donnerstag offiziell angekündigt, nachdem zuvor bereits das „Handelsblatt“ über die Pläne berichtet hatte. Besonders betroffen von den Stellenstreichungen sind die Geschäftsbereiche Power Solutions und Electrified Motion mit ihren Standorten Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg) und Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) sowie Bühl (Kreis Rastatt) und Homburg im Saarland – und dort überwiegend die Produktion von Verbrenner-Komponenten. Zusammen mit dem bereits 2024 angekündigten Stellenabbau von 9.000 Jobs fallen damit bis Ende 2030 etwa 22.000 Arbeitsplätze weg. In der Mobility-Sparte arbeiteten zuletzt 70.000 Menschen in Deutschland.

„Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung. Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum“, erklärte Personalchef Stefan Grosch. „Das schmerzt uns sehr, doch es führt leider kein Weg daran vorbei.“ Das aktuelle Umsatzwachstum von rund zwei Prozent reiche nicht aus, um die steigenden Kosten zu kompensieren.

Betriebsrat will „kämpfen wie die Löwen“

Harte Kritik kommt verständlicherweise vom Betriebsrat: „Wir werden den Personalabbau in dieser Höhe nicht akzeptieren“, zitiert das „Handelsblatt“ den Gesamtbetriebsratschef Frank Sell: „Wir werden kämpfen wie die Löwen.“ Es gehe darum, wie in Deutschland künftig Zukunftstechnologie produziert werden können. „Wir werden nichts geschenkt bekommen. Es werden die härtesten Verhandlungen, die wir je geführt haben.“

Eigentlich läuft bei Bosch noch bis 2027 die Beschäftssicherung in Deutschland. Heißt: Der Stellenabbau kann vorerst nur über freiwillige Regelungen wie Abfindungen oder Vorruhestand durchgeführt werden. Die Gewerkschaft ist dennoch konsterniert: Adrian Herms, Konzernbeauftragter der IG Metall, sprach von einer „riesigen Enttäuschung und einem rabenschwarzen Tag für die Sozialpartnerschaft“.

Zu den Gründen für den Stellenabbau zählen die Stagnation im weltweiten Automarkt und die zunehmende Konkurrenz unter Zulieferern: Während deutsche Zulieferer seit 2020 im Schnitt um 5,7 Prozent jährlich wachsen, kommen chinesische Wettbewerber auf stolze 14,7 Prozent, so die neue Zulieferer-Studie von Berylls by AlixPartners, die Sie hier kostenlos herunterladen können. Zugleich wird der Kuchen für Zulieferer kleiner: Hersteller holen mehr Wertschöpfung ins eigene Haus – vom Antrieb bis zu Softwarelösungen. „De facto wird das, was übrig ist, für den Zulieferer weniger“, sagte Zulieferer-Experte Alexander Timmer vor kurzem bei uns im Podcast.

Enger mit Herstellern zusammenarbeiten

Das hat auch Bosch erkannt: Fahrzeuge würden aktuell von Grund auf neu gedacht, weshalb sowohl Hersteller als auch Zulieferer „deutlich ganzheitlicher zu denken“ hätten, wie Markus Heyn, Geschäftsführer von Bosch Mobility, vor kurzem in einem Video-Interview mit electrive sagte. Ein einfaches Abgrenzen von Zuständigkeiten sei nicht mehr sinnvoll.

Ein Thema, das Bosch und anderen Zulieferern zusetzt, ist der Wandel zur Elektromobilität. Zwar ist Bosch in diesem Segment bereits sehr aktiv und bietet eine breite Palette an Kernkomponenten wie Elektromotoren, Inverter, Spannungswandler und On-Board-Charger an. Doch Komponenten für Elektroautos können oftmals mit weniger Personal hergestellt werden als für Verbrenner. Und viele typische Verbrennerkomponenten wie z.B. Einspritzdüsen, bei denen Bosch Weltmarktführer war, benötigen Elektroautos überhaupt nicht. Sprich: Das Produktportfolio muss massiv verändert werden und die Produktion umgestellt werden, was starke Einflüsse auf Standorte und Personalstruktur hat.

Umgekehrt geht der Wandel zu Elektrofahrzeugen womöglich nicht schnell genug – denn die viel zitierte „Technologieoffenheit“ sorgt dafür, dass Zulieferer für zu viele Antriebsarten gleichzeitig Komponenten herstellen müssen, was zusätzliche Ressourcen bindet und zugleich Skaleneffekte reduziert. So hat Bosch nicht nur ein Geschäft in der Elektromobilität aufgebaut, sondern auch im arg umstrittenen Brennstoffzellen-Segment. Zugleich müssen aber weiter auch Komponenten für Benziner, Diesel und Hybride hergestellt werden.

handelsblatt.com, automobilwoche.de

11 Kommentare

zu „Bosch will weitere 13.000 Stellen in der Mobility-Sparte abbauen“
Manfred Stummer
26.09.2025 um 07:44
"...die viel zitierte „Technologieoffenheit“ sorgt dafür, dass Zulieferer für zu viele Antriebsarten gleichzeitig Komponenten herstellen müssen, was zusätzliche Ressourcen bindet und zugleich Skaleneffekte reduziert." Wie sage ich immer, Augen auf an der Wahlurne! Manche Politiker und auch viele Autofahrer verstehen offensichtlich nur die harte Gangart.
E. Wolf
26.09.2025 um 08:01
Jetzt denken wir uns einmal in die Jahre 2010 -2012 zurück. Die Solarindustrie hatte viele neue Jobs und Perspektiven in dem alten Chemiedreieck Leuna geschaffen, blühende Landschaften. Dies störte natürlich massiv, a) die fossile Energiewirtschaft und b) die Autoindustrie braucht Jung-Ingenieure für die (Betrugs-)Verpenner. Die Solarindustrie wurde zerstört, und den Jung-Ingenieuren wurde eine "Perspektive" in der Automobilindustrie angedient. Werden die jetzt erneut vor die Tür gesetzt, zum Zweitenmal "bestraft", von einer alten, weißen, fossilen Herrschaftsriege, die den Wandel zu 100% EE nicht wahr haben wollen ?
Max
26.09.2025 um 13:52
Der Zusammenbruch der deutschen Solarindustrie lag hauptsächlich an deren schlechten Kostenstrukturen. Die Einspeisevergütungen waren riesig, und so war der Druck zu einer Rationalisierung nicht hoch. Als dann die Einspeisevergütungen drastisch reduziert wurden, waren die Deutschen plötzlich nicht mehr kostendeckend, während die Asiaten rechtzeitig auf sehr große Werke mit entsprechend geringen Stückkosten gesetzt hatten. Wären die Einspeisevergütungen schneller abgeschmolzen und dies frühzeitig kommuniziert worden, hätte es Konsolidierungen gegeben zu einem Zeitpunkt, als die Unternehmen noch liquide und damit handlungsfähig waren. Stattdessen waren alle Hersteller zu klein und zu schwach, als die Branchenrentabilität in den Keller ging.Es waren also die für lange Zeit zu großen Subventionen in Deutschland, die letztendlich zu einem Strohfeuer der deutschen Solarindustrie geführt haben. Zum Glück hat man bei den schlimmsten E-Auto-Subventionen rechtzeitig den Absprung geschafft.
E. Wolf
26.09.2025 um 18:05
Das die EEG Vergütung sehr auskömlich war, ist richtig. Aber bei der Änderung wurde die Reduzierung bewußt so ausgestaltet, das die Firmen ihre Abschreibungen nicht mehr tätigen konnten. Da fehlten auf einmal 2 Jahre und die wollte man nicht geben. Damit war die Pleite unabwendbar. Da insbesondere Sachsen-Anhalt betroffen war, bot man der Landesregierung (Universitäten) 120 Mio € an: " Dann könnt ihr noch etwas forschen." Das erklärte Ziel war die Zerstörung und die Übernahme der Ingenieure in die "alten" Industrien, denn diese Art der Zukunft war nicht gewünscht.
ganzjahresreichweite
26.09.2025 um 08:37
Der lange Schatten des Dieselgate...
Jäger M.
26.09.2025 um 11:41
...es dauert jetzt bestimmt nicht sehr lange bis Hr. Fratscher klarstellt, dass die Baby-Boomer (also auch ich) daran schuld sind.Nutzt aber nichts, die Jobs sind weg und kommen niemals mehr wieder.
MarctheShark
26.09.2025 um 13:32
Ein begnadeter Kommentar! Die Babyboomer sind schuld, die Wehrdienst geleistet haben, samstags in die Schule gingen, samstags noch arbeiten mussten und sich später freuten, wenn jedes 2. Wochenende frei war. Zudem gab es keine Kitas, der Kindergarten machte um 8 auf und endete pünktlich um 12... Daher konnten viele Mütter nicht 1/2 tags arbeiten und bekommen deshalb eine klägliche Rente, obwohl sie sich sehr gut um die Kinder gekümmert haben und aus denen sich heute gebildete Leute entwickelt haben, die gute Steuerzahler sind. Danke Herr Fratscher :-(
William Tahil
26.09.2025 um 12:09
Es ist nicht nur Bosch. Da Elektrofahrzeuge derzeit etwa 20 % des Absatzes in Europa ausmachen und bis 2035 100 % erreichen sollen, werden Hunderte von Teileherstellern aus dem Geschäft aussteigen. Ihr Markt wird sich auf den Aftermarket für eine (rückläufige) Zahl von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor beschränken. Die gesamte Automobilindustrie, die gesamte Lieferkette von den großen Herstellern bis hin zu Heimwerkern (wie mir) wird auf den Kopf gestellt. Man kann es nicht dem „Markt“ überlassen, diesen enormen industriellen und gesellschaftlichen Wandel zu bewältigen – er muss durchdacht und gesteuert werden. Was werden all diese Menschen tun, wenn Elektrofahrzeuge ihre Arbeitsplätze und Fähigkeiten überflüssig machen? Ganz zu schweigen davon, dass KI bereits Tausende von „Wissensarbeitern” arbeitslos macht – auch Angestellte sind davon betroffen. Wenn dies nicht gesteuert wird, wird es wieder zu gesellschaftlichen Verhältnissen wie in Deutschland in den 1930er Jahren kommen, in denen nach Sündenböcken gesucht wird.
WH
26.09.2025 um 15:03
Als Exportnation weitermachen wie bisher und am Verbrenner festhalten wäre sehr töricht. Die Chinesen nehmen nicht nur in China den Deutschen Herstellern die Marktanteile weg, sondern auch in allen Ländern außerhalb USA/Japan. In der EU haben die Strafzölle dazu geführt dass die Chinesen weniger Marge auf E-Fahrzeuge haben und jetzt PHEV und sogar Verbrenner in den Markt drücken weil da keine Strafzölle drauf sind. Der Effekt für die Deutschen Hersteller ist der gleiche, aber die Abgase gibts gratis dazu. Auch Verbrenner kosten in China die Hälfte wie hierzulande, dazu kommt noch dass sie dort keiner mehr haben will (50% der Neuzulassungen haben mittlerweile einen Stecker).
P.Albert
26.09.2025 um 20:14
Hätten Bosch oder andere Zulieferer nicht rechtzeitig die Weitsicht haben können, dass das E-Auto am Horizont erscheint und hauptsächlich eine Batterie braucht? Welche Überraschung! Und dass dieses teure Teil den Löwenanteil der Wertschöpfung ausmacht? Ich frage das ernsthaft. Als Elon Musk 2012 das Model S auf den Markt brachte, hätte man spätestens aus dem Schlaf erwachen müssen und in einer Superanstrengung die Entwicklung von Fertigungsstrassen für moderne Batterien auf die Beine stellen müssen. Mit ein paar AC-Ladern als Zubehör lastet man keine so große Firmen wie Bosch aus.
Battie
27.09.2025 um 21:03
Klar hätte man das alles wissen können und die Kommentare auf diesem Portal haben es auch jahrelang immer wieder heruntergebetet und angemahnt. Nicht vergessen werden darf aber, dass sowohl die Energiekostenentwicklung als auch militärische und sonstige Hilfsleistungen im Zusammenhang des Russland-Ukraine Krieges seit 2022 Mittel binden, die letztlich dem Verbraucher fehlen um wirklich mutig die Antriebswende anzugehen mit dem Kauf neuer, umweltfreundlicher Fahrzeuge. Dass gleichzeitig die starken Boomer-Jahrgänge nun Richtung Rente steuern, macht es garantiert nicht einfacher, wenigstens verspätet mit der Superanstrengung zu beginnen. Da kommen einige Effekte zusammen.

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