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„Die Reise geht zur Diversität der Antriebe“: Mathias Miedreich, neuer CEO von ZF

Als wir ihn Anfang September auf der IAA Mobility als Vorstand der Antriebssparte von ZF interviewten, da ahnte noch kaum jemand, dass er nur wenige Stunden später zum neuen CEO von ZF ernannt werden würde: Die Rede ist von Mathias Miedreich. Im Video-Interview geht's daher weniger um die Restrukturierung von ZF, die Miedreich ab dem 1. Oktober als CEO verantwortet, als um neue Produkte aus der Antriebssparte, die er bislang geleitet hat.

Im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz äußerte sich Mathias Miedreich – zum Zeitpunkt des Interviews wie gesagt noch Vorstand der Antriebssparte von ZF – über die Herausforderungen und Chancen des Unternehmens im Bereich Elektromobilität und Hybridisierung. Er äußerte sich auch optimistisch zur Stimmung in der Branche: „Am ersten Tag der IAA spüre ich einen positiven Geist, der herkommt.“ Besonders begrüßte Miedreich, dass zunehmend über eine „Diversität der Antriebe“ gesprochen werde und nicht mehr nur über reine Elektroautos auf der einen und Verbrenner auf der anderen Seite.

Mit Blick auf die zuletzt schwierige Lage seiner Sparte Electrified Powertrain Technology betonte Miedreich selbstbewusst, man sei auf einem guten Weg: „Seitdem ich mit dabei bin, geht es genau in die richtige Richtung.“ Man muss wissen: Miedreich war zuvor Vorstandsvorsitzender von Umicore, einem weltweit agierenden Spezialisten für Materialtechnologie und Kreislaufwirtschaft mit Sitz in der belgischen Metropole Brüssel, und kam erst im Januar 2025 zu ZF.

Neue E-Antriebsplattform SELECT

Ein Schwerpunkt in seinem bisherigen Ressort ist die neue E-Antriebsplattform SELECT. Miedreich hob hervor, dass sie „die Individualisierung der Antriebskonzepte und Skalierung zugleich sicherstellen“ könne. Kunden zeigten großes Interesse, nicht nur für reine Batterieantriebe, sondern auch für Hybride und Range-Extender-Lösungen. Parallel dazu bringt ZF mit dem neuen 8HP-Evo-Getriebe eine Weiterentwicklung seines Hybridklassikers auf den Markt: „Es bietet 50 Prozent mehr Drehmoment, 25 Prozent mehr elektrischer Leistung und bis zu 10 Prozent höhere elektrische Fahrreichweite.“

Die politische Unsicherheit um das Verbrenner-Aus 2035 sieht Miedreich kritisch. Er plädiert für Offenheit: „Ich hoffe, dass wir jetzt auch zu mehr Technologieoffenheit kommen.“ Für ihn sei ein E-Auto mit Range Extender besser als ein reiner Verbrenner. Auch die globalen Unterschiede seien offensichtlich: Während China bei Technologieoffenheit als Vorbild diene, fehle es in den USA an Ladepunkten, weshalb Range Extender wichtig bleiben würden. Langfristig sei klar: „Irgendwann werden alle Fahrzeuge nur elektrisch sein. Aber der Weg dorthin, der wird viele verschiedene parallele Wege aufzeigen.“

Ein weiteres Zukunftsfeld sieht ZF im Thermomanagement. Mit einer neuen Lösung auf Basis von Propan als Kühlmittel will das Unternehmen Gewicht und Bauraum sparen. Miedreich beschreibt die Technologie als „gewitzt, vielleicht auch ein bisschen gewagt“, betont jedoch die Vorteile: kompaktere Systeme, höhere Leistung und mehr Effizienz! Die Resonanz der Kunden sei stark, es gebe „einen großen Run gerade auf diese Technologie.“

Technologie passend zum Kunden bieten

Zum Wettbewerb durch neue chinesische Zulieferer meinte Miedreich, Größe sei für ZF nicht entscheidend: „Es ist uns wichtig, dass wir die richtige Technologie für unsere Kunden haben – zu wettbewerbsfähigen Preisen.“

Insgesamt zeigte sich Mathias Miedreich in unserem Video-Interview zuversichtlich, dass ZF die Transformation erfolgreich meistern könne, indem der Zulieferer vom Bodensee pragmatisch verschiedene Technologien anbietet und sich an den regionalen Bedürfnissen orientiert.

Bundeskanzler Merz (M.) auf der IAA mit den ZF-Vorständen Klein und Miedreich
Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler

Nur wenige Stunden nach unserem Interview wurde dann bekannt, dass bei ZF der bisherige Vorstandschef Holger Klein gehen muss – und Miedreich den Posten übernimmt. Der Wechsel kam ziemlich überraschend, schließlich hatte CEO Holger Klein kurz zuvor auf der IAA noch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die jüngsten Innovationen von ZF gezeigt, allerdings schon mit Miedreich an seiner Seite (siehe Foto). Auf den neuen ZF-Boss kommt nun der Umbau eines der größten Automobilzuliefererunternehmen der Welt zu –  in der bereits laufenden Restrukturierung sollen bis zu 14.000 Jobs wegfallen.

Sie wollen das gesamte Video mit Mathias Miedreich sehen? Dann nutzen Sie unseren Videoplayer ganz oben oder schauen sich das Video auf YouTube an.

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