Interview mit Holger Schwab: Valeo setzt auf magnetfreie Motoren und induktives Laden
Auf der IAA in München zeigte sich Valeo sehr selbstbewusst: „Unser Stand ist voller Highlights. Wir sind ganz vorne dabei bei der Elektromobilität“, so Holger Schwab, Deutschlandchef des französischen Zulieferers, im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz. Ob Hochvolt, Niedrigvolt oder Softwareintegration – Valeo will in allen Bereichen eine Rolle spielen. „Wir verbinden die Hardware und die Antriebsstränge mit der Softwarekompetenz“, so Schwab. Ziel von Valeo ist es, Antriebe über Sensorik und intelligente Steuerung stets mit maximaler Effizienz laufen zu lassen.
Dabei verschiebt sich die Zusammenarbeit mit den Herstellern. Die Komplexität nimmt zu, zugleich wächst der Zeitdruck in der Entwicklung. Schwab betont: „Die Art und Weise der Zusammenarbeit muss viel enger werden.“ In diesem partnerschaftlichen Ansatz sieht er die Basis, um Innovationen schnell auf die Straße zu bringen.
Neuer magnetfreier Elektromotor
Ein zentrales Highlight auf der Messe war ein neuartiger Antrieb von Valeo. „Eine unserer Innovationen ist ein magnetfreier Elektromotor, der von den Leistungsdaten und auch von den Kosten vergleichbar ist mit den derzeitigen Motoren“, erklärt Schwab. Der Clou: keine seltenen Erden, keine Magnete, dafür gleiche Leistung – ein Schritt, der sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Unabhängigkeit von kritischen Rohstoffen stärkt. Dieser magnetfreie Motor ging aus der vergangenes Jahr angekündigten Zusammenarbeit mit Mahle hervor. Er nennt sich iBEE (inner Brushless Electrical Excitation), schafft eine Leistung von bis zu 350 kW, ist Teil einer kompletten E-Achse und wird in diesem LinkedIn-Video von der IAA näher vorgestellt.
Darüber hinaus investiert Valeo stark in Lade- und Elektroniklösungen. Ladegeräte und Wechselrichter sind modular aufgebaut und bereits heute bidirektional ausgelegt. Das eröffnet Spielräume, um Fahrzeuge künftig als Energiespeicher ins Stromnetz einzubinden. Doch Schwab denkt weiter: „Hier haben wir ganz neue Lösungen, wo wir sowohl die Umwandler, die Ladegeräte, die DC-DCs in einen Baukasten integrieren können.“
Ein Zukunftsfeld, das auf der IAA Aufmerksamkeit erhält, ist die Lösung für induktives Laden, die Valeo vergangenes Jahr bereits auf der CES präsentiert hat. Valeo verknüpft es mit autonomen Parksystemen. „Das Auto parkt eigenständig ein, ein Induktivlader ist auf dem Boden und für den Fahrer überhaupt kein Thema mehr“, beschreibt Schwab die Vision, die auch fürs Valet Parking spannend ist. Noch sei das nicht für heute, aber für morgen. Das Versprechen: Einfachheit und Zeitersparnis.
Gleiches Playing-Field im globalen Wettbewerb wichtig
In der politischen Debatte um die Transformation sieht Schwab noch Handlungsbedarf. Das Wachstum der Elektromobilität sei weniger linear als erhofft: „Wir wissen, das ist eher eine Achterbahnfahrt.“ Deshalb müsse Europa seine Wettbewerbsfähigkeit sichern. „Wir müssen schaffen, hier im globalen Wettbewerb ein gleiches Playing-Field zu schaffen“, fordert er. Solange Bedingungen zwischen chinesischen, europäischen und amerikanischen Herstellern ungleich seien, bleibe die Aufgabe groß.
Und wie blickt Valeo auf die wachsende Konkurrenz aus China? Gelassen, aber wachsam. „Die Sorge des Wettbewerbs macht kreativ. Kein Problem, davon können wir lernen.“ Valeo sei global aufgestellt, wachse in China, Nordamerika und Europa und kenne daher die unterschiedlichen Märkte gut. Entscheidend bleibe jedoch: gleiche Regeln für alle.
Das gesamte Interview mit Holger Schwab können Sie ganz oben in unserem Videoplayer anschauen oder auch in unserem YouTube-Kanal.
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