GM und Posco bauen kanadische Kathodenmaterial-Fabrik nicht weiter aus
Das Werk des Joint Ventures Ultium CAM bleibt zwar auf Kurs, um im nächsten Jahr mit der Produktion von Kathodenmaterial für EV-Batterien zu beginnen, wie es in Medienberichten heißt. Aber das Team werde nicht wie ursprünglich geplant sofort mit einem Erweiterungsprojekt fortfahren. „Angesichts der sich verändernden Marktdynamik werden GM und unsere Partner die zweite Phase des Projekts vorübergehend aussetzen“, erklärte Marie Binette, Sprecherin von GM Canada.
Die Pläne für eine gemeinsame Kathodenmaterial-Fabrik in Nordamerika hatten der US-Autobauer und der südkoreanische Konzern im Dezember 2021 vorgestellt und einige Monate später Bécancour in der kanadischen Provinz Québec als Standort für das Werk präsentiert. Die Jahreskapazität von 30.000 Tonnen sollte den Bedarf der Zellfabriken von Ultium Cells decken, dem Batterie-Joint-Venture von GM zusammen mit LG Energy Solution.
Diese Phase 1 ist derzeit im Bau (obwohl einst ein Produktionsbeginn in 2024 angekündigt wurde) und soll auch weiter umgesetzt werden. „Ich bin zuversichtlich, dass Phase 1 voranschreiten wird“, sagte auch Quebecs Wirtschaftsministerin Christine Fréchette. Die später angekündigte, zweite Phase hatte den Schwerpunkt auf der Produktionssteigerung, zudem sollte eine neue Anlage für Vorläufermaterialien entstehen. Diese zweite Phase wird nun auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. „Ich hoffe, dass diese Pause nur von begrenzter Dauer sein wird und dass wir das Projekt in naher Zukunft wieder aufnehmen können“, so Fréchette weiter.
Der (vorläufige) Verzicht auf die eigene Produktion von Vorläufermaterialien vor Ort hat auch Auswirkungen auf den Deal von GM mit dem Nickel-Zulieferer Vale: Letzterer erklärte in einer separaten Stellungnahme, dass GM aufgrund dieser Entscheidung vorerst kein Nickelsulfat benötigen werde. „Infolgedessen muss Vale Base Metals sein Nickelsulfat-Werk-Projekt beenden.“ Für die Belieferung von GM mit 25.000 Tonnen Nickelsulfat pro Jahr hatte das brasilianische Unternehmen eine eigene Anlage in Bécancour geplant.
Die Entwicklungen in Bécancour passen zu den aktuellen News von GM: In dieser Woche hatte der Autobauer bekannt gegeben, dass er aufgrund der Nachfrage und der politischen Lage seine Antriebsstrategie neu ausrichtet und in diesem Zusammenhang mit den gekürzten Elektroauto-Plänen Abschreibungen im Wert von 1,6 Milliarden Dollar entstehen. 400 Millionen Dollar davon entfallen auf die Kündigung von Verträgen und die Abwicklung von Geschäftsvereinbarungen im Zusammenhang mit Investitionen in Elektroautos – wie etwa für den Deal mit Vale.
Vor wenigen Jahren war Bécancour auf dem besten Weg, zu einem zentralen Standort der Kathodenmaterial-Produktion für die gesamte Elektroauto-Industrie in Nordamerika zu werden. Denn neben dem Projekte von General Motors und Posco hatte auch BASF eine Kathodenmaterial-Fabrik in der Stadt angekündigt, 2023 folgte ein weiteres Großprojekt von Ford, SK On und EcoPro BM. Der deutsche Chemiekonzern hat sein Projekt allerdings in diesem Jahr auf Eis gelegt. „BASF wird bereit sein, in Nordamerika zu investieren, sobald der Markt und die Kunden entsprechende lokale Kapazitäten benötigen“, so eine Sprecherin damals. Und auch der Bau der Fabrik von EcoPro BM wurde schon im vergangenen Sommer unterbrochen, Ford hat sich inzwischen aus dem Projekt zurückgezogen.
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