Gotion lässt Pläne zu Bau von Batteriezellfabrik in Michigan fallen
Es war ein ambitioniertes Projekt, das Gotion in Michigan im Norden der USA realisieren wollte: Eine Batteriezellfabrik auf einem 211 Hektar großen Gelände im Big Rapids Township und dem Green Township im Mecosta County. Dort wollte Gotion 2,36 Milliarden US-Dollar investieren und 2.350 Arbeitsplätze schaffen, wie im September 2022 bekannt geworden war.
Doch nun ist das Projekt zum Erliegen gekommen: Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Michigan Economic Development Corporation (MEDC) erklärte, dass der staatliche Zuschuss von 125 Millionen US-Dollar für das Projekt nie ausgezahlt worden sei. Zugleich will MEDC einen bereits gezahlten Zuschuss in Höhe von 23,6 Millionen Dollar, der für den Kauf des Grundstücks verwendet wurde, zurückfordern.
Die MEDC gab an, Gotion vergangenen Monat einen Brief geschickt zu haben, in dem es erklärte, das Unternehmen sei mit der Erfüllung seiner Fördervereinbarung in Verzug, da seit über 120 Tagen keine Maßnahmen auf dem Projektgelände stattgefunden hätten. Gotion bekam dann 30 Tage Zeit, den Verzug zu beheben. Ein Anwalt der US-Tochter von Gotion erklärte daraufhin laut Reuters in einem Brief an das MEDC, es sei „völlig falsch“, dem Unternehmen vorzuwerfen, das Projekt aufgegeben zu haben.
Doch was ist genau passiert? Der Gotion-Anwalt schreibt in dem Brief von „anhaltenden Angriffen, denen Gotion an diesem Standort ausgesetzt war“ und Widerstand aus der Bevölkerung von Green Township. Angesichts dessen schlug der Anwalt „eine offene und ehrliche Diskussion über die Realisierbarkeit des Projekts und den langfristigen Plan für diesen Standort“ vor.
Der Abgeordnete John Moolenaar, ein Republikaner aus Michigan und Vorsitzender eines Sonderausschusses für China, lobte laut Reuters den Rückzug der staatlichen Unterstützung für das Projekt. Er hatte mit Anwohnern von Green Township zusammengearbeitet, um das Projekt zu bekämpfen und staatliche Subventionen der US-Regierung für mit China verbundene Batterieunternehmen wie Gotion zu verhindern.
In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Anwohnerproteste in Green Township gegeben. Die Anwohner hatten vor allem wegen angeblicher Umweltrisiken (z. B. Wasserverbrauch, Chemikalien, Industrie in eher ländlicher Gegend) und wegen der Beteiligung eines chinesischen Unternehmens mit Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) Bedenken gegen das Vorhaben. Die Proteste gingen sogar so weit, dass die bestehende Township-Verwaltung, die das Projekt zunächst unterstützt hatte, Ende 2023 mit einem sogenannten Recall-Verfahren abgesetzt wurde, weil viele Wähler gegen das Projekt waren. In der Folge änderte auch das Mecosta County Board of Commissioners seine Stellungnahmen und Unterstützungsbeschlüsse für das Projekt zugunsten einer kritischeren Haltung.
Gotion High-Tech stammt aus dem chinesischen Hefei. 2020 stieg Volkswagen bei dem Batteriezellhersteller ein und investierte rund eine Milliarde Euro für 26 Prozent der Anteile. Seit 2021 ist VW der größte Anteilseigner an Gotion, wobei die Beteiligung heute je nach Quelle auf 26 bis 30 Prozent beziffert wird. Gotion ist heute einer der wichtigsten Batteriepartner von Volkswagen und hat beim Bau der Batteriezellfabrik der VW-Tochter PowerCo in Salzgitter geholfen, die bald mit der Produktion der „Einheitszelle“ starten soll. Und mit der Entwicklung deren erster Generation hat der Volkswagen-Konzern bereits 2021 Gotion beauftragt. Zu den nun gestoppten Plänen von Gotion in Michigan sind hingegen keine konkreten VW-Bezüge bekannt.





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