VDA schlägt „Ladepflicht“ für Plug-in-Hybride vor

Der VDA setzt sich bekanntlich dafür ein, dass neue Plug-in-Hybride in der EU auch nach 2035 zugelassen werden können. Kritiker monieren aber, dass sich in der Praxis nicht überprüfen lässt, wie viel elektrisch und wie viel mit dem Verbrenner gefahren wird. Dem will der VDA jetzt mit einem ungewöhnlichen Vorschlag begegnen.

Audi q3 e hybrid phev
Ein Audi Q3 als Plug-in-Hybrid an einem Schnelllader.
Bild: Audi

Über die Frage, wie sauber Plug-in-Hybride wirklich sind, wird seit Jahren debattiert. In den kombinierten WLTP-Verbrauch und damit den offiziellen CO2-Ausstoß fließt die elektrische Reichweite mit ein, was oft sehr niedrige Werte ergibt. In der Praxis lässt sich aber nicht überprüfen, wie häufig die Teilzeit-Stromer rein elektrisch unterwegs sind und geladen werden oder welche Fahranteile tatsächlich doch mit dem Verbrenner (und Zusatzgewicht für den E-Antrieb an Bord) zurückgelegt werden. Mehrere Untersuchungen auf Basis von Realverbräuchen deuten darauf hin (hier ein Beispiel vom ICCT aus dem Jahr 2022 oder eine aktuelle Studie von Transport & Environment aus dem Oktober 2025), dass der tatsächliche Verbrauch und CO2-Ausstoß der Plug-in-Hybride deutlich höher ist – und ihr Klimanutzen daher geringer. Die T&E-Studie kommt zu dem Schluss, dass Plug-in-Hybride fast so viel CO2 ausstoßen wie reine Verbrenner – und selbst im E-Modus noch auf 68 Gramm CO2 pro Kilometer kommen.

Genau aus diesem Grund waren Plug-in-Hybride bisher von den CO2-Zielen der EU ab 2035 nicht ausgenommen, wenn nur noch Neuwagen mit einem CO2-Ausstoß von null Gramm pro Kilometer zugelassen werden dürfen. Der VDA und die deutsche Politik setzen sich aber dafür ein, dass neue PHEV auch nach 2035 zugelassen werden dürfen. Und dafür hat VDA-Präsidentin Hildegard Müller jetzt ein ungewöhnliches Angebot gemacht.

Im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) gab Müller an, dass es sinnvoll wäre, Fahrer von Plug-in-Hybriden dazu zu „motivieren“, mehr elektrisch zu fahren – was ein häufigeres Laden voraussetzt. Und genau dort setzt der VDA-Vorschlag an. „Künftig könnten Plug-in-Hybride so konzipiert werden, dass regelmäßiges Laden verpflichtend ist“, wird Müller zitiert.

Soll heißen: Innerhalb einer gewissen Strecke, deren Länge noch festgelegt werden müsste, müsste mindestens einmal die Batterie aufgeladen werden. Geschieht das nicht und man fährt weiter mit dem Verbrenner, soll die Leistung gedrosselt werden. Solche Maßnahmen würden das elektrische Fahren gezielt fördern, so Müller.

Der Vorschlag hat aber einen gewaltigen Haken: Seine Wirkung hängt von der Länge der noch zu definierenden Fahrstrecke ab, innerhalb der geladen werden muss. Wird diese Strecke zu lang angesetzt, verpufft die gewünschte Wirkung der Ladepflicht – und es kann weiter lange mit dem Verbrenner gefahren werden. Setzt man die Strecke kürzer an, um dem theoretischen Ideal-Einsatz eines Plug-in-Hybriden zu entsprechen (Kurzstrecken im Alltag rein elektrisch, Langstrecken mit dem Verbrenner), müsste man auch auf der Langstrecke regelmäßig laden, um der Leistungsdrosselung zu entgehen. Was dann aber wieder dem PHEV-Prinzip widerspricht.

Und der vom VDA oft angeführte Flaschenhals der Ladeinfrastruktur würde damit wohl auch nicht gelöst werden, wenn Plug-in-Hybride die HPC-Lader entlang der Autobahnen belegen, um 20 kWh für nicht einmal 100 elektrische Kilometer nachzuladen.

Wenn regelmäßig geladen werden soll und kann, gibt es eine technische Lösung für solche Fahrzeuge: den Batterie-elektrischen Antrieb.

faz.net, spiegel.de

4 Kommentare

zu „VDA schlägt „Ladepflicht“ für Plug-in-Hybride vor“
Musicman
28.10.2025 um 10:36
Ein super Vorschlag. Fände ich Klasse! Würde aber dazu führen, dass keine Plug-Ins mehr verkauft werden. :-) Dann würde die Mogelpackung mal auffliegen.
Schmaufi11
28.10.2025 um 10:45
Wieder ein an den Haaren herbei gezogener Vorschlag um länger Verbrenner zu verkaufen. Wenn ich einen PHEV elektrisch fahren möchte, muss ich den auf Grund der geringeren elektrischen Reichweite ständig laden, was wiederum dem klassischen Dienstwagen PHEV Fahrer nicht gefallen wird
Franz Herbl
28.10.2025 um 11:01
Das ist so blöd, dass man es kaum kommentieren kann. Erstaunlich, dass die Presse hier so breit drauf springt. Der VDA versucht verzweifelt das Verbrenneraus zu verhindern, und sei es über den Umweg der Hybrids. Die Nachfrage der Konsumenten und die ESG Vergaben der Unternehmen spielen die Musik beim Erfolg der Elektromobilität. Anreize des Staats mit Förderung für günstige Modelle und Geringverdiener sowie Initiativen für günstigen Ladestrom müssen das untermauern.
Richi
28.10.2025 um 14:43
Ich habe selten einen dümmeren Vorschlag gehört. VDA-Präsidentin Hildegard Müller hatte wohl schlechte Berater, wenn man so einen Schwachsinn verzapft. Die Plug In Hybride werden dann von einem Tag auf den anderen nicht mehr verkauft werden. Werden die Autofahrer nicht schon genug gegängelt? Daß die Plug ins geladen werden sollten um weitgehenst elektrisch zu fahren ist klar, man könnte ja eine Pflichtauslesung der Ladekontrolle für PHEV´s einführen. Jedes 1/2 Jahr zur Auslesung und wenn nicht genügend geladen, dann Rückbelastung des Geldwerten Vorteils bei den Dienstwagenfahrern. Wird für den Verkauf der PHEV aber auch nicht förderlich sein :-)

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