Amazon nimmt in UK erste E-Lkw aus Daimler-Deal entgegen
Kurzer Rückblick: Der Anfang 2025 fixierte Deal über gut 200 eActros 600 war seinerzeit für beide Seiten ein Superlativ: Er markierte die größten E-Lkw-Bestellung für Mercedes-Benz Trucks und die bislang größte Investition in E-Lkw seitens Amazon. Gut 140 Einheiten sollen nach damaligem Plan nach Großbritannien gehen, gut 50 nach Deutschland – und zwar zusätzlich zu den 38 Elektro-Lkw, die Stand Ende 2024 bereits für Amazon auf europäischen Straßen unterwegs waren.
Mit den ersten Auslieferungen nach Großbritannien sind die Partner nun im Zeitplan. Denn schon bei der Auftragsvergabe war von ersten Übergaben im laufenden Jahr die Rede. Eingesetzt werden die eActros 600 über Amazon-Partnerunternehmen „auf der mittleren Meile“ – damit gemeint ist der Transport von Waren zwischen Logistikzentren und städtischen Gebieten.
Amazon macht in einer aktuellen Mitteilung publik, dass nach vollständiger Abarbeitung des Auftrags mit Mercedes-Benz Trucks insgesamt 160 Elektro-Lkw auf britischen Straßen unterwegs sein werden. Es gibt ergo auch einige weitere E-Lkw anderer Marken in der UK-Flotte. Somit werde Großbritannien „zum Standort mit der höchsten Anzahl an Elektro-Lkw im globalen Transportnetzwerk von Amazon“, heißt es. Zusätzlich stockt Amazon seinen Fuhrpark in Großbritannien um 800 neue Elektrotransporter von Mercedes-Benz auf, die aus einer im Sommer veröffentlichten Großbestellung über 5.000 BEVs stammen dürften.
„Die ersten Fahrzeuge unserer Rekordbestellung von Elektro-Lkw sind jetzt auf britischen Straßen unterwegs und transportieren Waren zwischen unseren Logistikzentren. Dies ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg zur Dekarbonisierung unseres britischen Transportnetzes“, kommentiert Nicola Fyfe, EU-Vizepräsidentin von Amazon Logistics. „Diese Lkw sind, zusammen mit mehr Elektrotransportern und Lieferungen zu Fuß, ein Gewinn für unsere Kunden, die Umwelt und unser Unternehmen. Die Herausforderung bei der Ausweitung dieses Ansatzes auf die gesamte Logistikbranche liegt jedoch in der Ladeinfrastruktur. Wir haben in unsere eigenen Anlagen investiert, benötigen aber weiterhin die Zusammenarbeit von Industrie und Regierung, um das für die breite Akzeptanz von Elektrofahrzeugen erforderliche nationale Netz aufzubauen.“
Was die E-Lkw angeht, wird „ein kleiner Teil der Bestellung“ durch Amazons Teilnahme am britischen Regierungsprogramm „Zero Emission HGV and Infrastructure Demonstrator“ mitfinanziert. Zur Stromversorgung der Flotte hat der Onlineversandhändler an seinen UK-Standorten 360-kW-Lader installiert, sodass die eActros 600 ihre Batterien in gut einer Stunde von 20 auf 80 Prozent laden können.
Dem im Januar ausgelösten Großauftrag ging übrigens ein Praxistest mit einem seriennahen Prototyps des eActros 600 in einem der Amazon-Logistikzentren in Deutschland voraus. Vereinbart hatten beide Seiten diesen Testlauf bereits 2022. Der eActros 600 ist bekanntlich die dritte Batterie-elektrische Lkw-Baureihe, die bei Daimler Truck in Wörth in Serie produziert wird. 2021 startete dort der Serienbau des eActros 300/400 für den Verteilerverkehr, 2022 folgte der bauähnliche eEconic für den Kommunaleinsatz. Aber erst für die Herstellung des neuen strombetriebenen Fernverkehrs-Lkw hat der Hersteller in größerem Stil in ihre Linienfertigung eingegriffen, wie electrive bei einer Werksführung einsehen konnte. 
Kurz zum 600er selbst: Seine Weltpremiere feierte das Fahrzeug im Oktober 2023. Den Namen hat es seiner Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden zu verdanken. Ferner beherbergt der XXL-Stromer eine neue E-Antriebsachse aus eigener Entwicklung mit 400 kW Dauer- und bis zu 600 kW Spitzenleistung und eine sogenannte Frontbox, die im ehemaligen Motorraum Steuergeräte, Hochvolt-Komponenten und den elektrischen Luftpresser bündelt. Die Reichweite des elektrischen Hoffnungsträgers: 500 Kilometer. Geladen werden kann der eActros 600 per CCS mit bis zu 400 kW, auch Megawattladen soll der E-Lkw später beherrschen, sobald die MCS-Norm fertig ausgearbeitet ist.
Was die weiteren Ambitionen angeht, will Amazon „in den kommenden Jahren europaweit über 1 Milliarde Euro in die Elektrifizierung und Dekarbonisierung seines Transportnetzwerks pumpen, davon mehr als 400 Millionen
Euro in Deutschland“. Dies Zahlen nannte der Konzern bereits 2022 im Zuge eines Fünfjahres-Investitionsplans.
Die Zahl der E-Lkw in Europa soll im Zuge der Investitionsoffensive von zuvor 38 auf über 1.500 Einheiten steigen, darunter mehr als 500 in Deutschland. Ein Zieldatum nennt der Konzern dabei nicht. Bei den Transportern strebt Amazon in Europa den Aufbau einer 10.000 E-Lieferwagen-starken Flotte an – ebenfalls ohne konkreten Zeithorizont. Früheren Angaben aus dem Jahr 2022 zufolge sollte diese Marke eigentlich 2025 erreicht werden.
Speziell mit Blick auf Großbritannien kündigte Amazon Anfang des Jahres übrigens neben der Beschaffung der gut 140 neuen elektrischen Mercedes-Benz Lkw eActros 600 auch die Integration von acht neuen Volvo FM Electric an, die zum Transportnetz von Amazon hinzustoßen sollen. Volvo war bei E-Lkw bisher schon häufiger erste Wahl von Amazon. Etwa bei einer Bestellung über 50 Einheiten in Südkalifornien, aber auch mit Blick auf Deutschland: Im Jahr 2022 gab Volvo eine Bestellung über 20 E-Lkw des Typs FH Electric bekannt.





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