Neuausrichtung: Ford streicht mehrere US-Elektroautos
Dass die Batterie-elektrische Variante des F-150 eingestellt wird, hatte sich bereits abgezeichnet. Nach 200.000 Vorbestellungen für den großen Elektro-Pickup war das Kundeninteresse schnell abgeflaut, die Produktion musste mehrfach unterbrochen werden. Jetzt hat Ford allerdings bestätigt, dass die BEV-Version durch einen Range Extender namens F-150 Lightning EREV ersetzt werden soll. Dieses parallel angekündigte Modell soll auf eine kombinierte Reichweite von über 1.100 Kilometern kommen. Die hohe Reichweite ist vor allem wichtig für Fahrten mit einem schweren Anhänger, so Ford. Das war einer der Kritikpunkte der Kunden an der Batterie-elektrischen Version. Weitere Daten über die Reichweite hinaus wurden aber noch nicht genannt.
Ebenfalls gestrichen ist ein neuer E-Pickup mit dem Codenamen T3, dessen Start zuvor bereits mehrmals verschoben worden war. Zudem wird Ford einen zuvor geplanten neuen rein elektrischen Transporter für Europa nicht umsetzen und einen für Nordamerika geplanten E-Transporter durch einen neuen Transporter mit Benzin- und Hybridantrieben ersetzen. Generell wird sich Ford stark auf neue Benzin- und Hybridmodelle konzentrieren.
Ford zieht sich aber nicht komplett aus dem Elektroauto-Geschäft zurück, stellt aber quasi besonders verlustreiche Modelle oder Baureihen, von denen aufgrund der Marktentwicklung keine Gewinne erwartet werden, ein. So auch den einst als „revolutionär“ angepriesenen Hoffnungsträger T3. „Anstatt weitere Milliarden für große E-Autos auszugeben, für die es keinen Weg zur Profitabilität mehr gibt, investieren wir dieses Geld in Bereiche mit höheren Renditen“, wird Andrew Frick, Leiter des Ford-Geschäftsbereichs für Verbrenner und E-Autos, zitiert. Die E-Auto-Sparte Ford Model e soll bis 2029 die Gewinnschwelle erreichen, „wobei die Verbesserungen bereits 2026 beginnen“, so Ford. Bisher hat Model e Milliardenverluste angehäuft.
Elektro-Hoffnungen liegen auf der Universal EV Platform
Diese höheren Renditen erhofft sich Ford erst von der nächsten Generation seiner US-Elektrofahrzeuge: Bei der Entwicklung neuer BEV-Modelle setzt Ford in Nordamerika künftig komplett auf seine Universal EV Platform für deutlich erschwinglichere Elektrofahrzeuge. Serienmodelle auf Basis dieser Plattform werden allerdings erst ab 2027 nach und nach auf den Markt kommen. Bis 2030 soll die Hälfte des Ford-Absatzes auf Elektroautos, Hybride und Range Extender entfallen, aktuell sind es nur 17 Prozent.
Und auch in Europa sind die Auswirkungen des vorsichtigeren Elektro-Kurses zu sehen: Für den Kontinent hat Ford vor einigen Tagen eine neue Kooperation mit Renault für erschwingliche E-Autos verkündet – anstelle von Eigenentwicklungen. Mit dem Explorer und Capri auf Basis des MEB von Volkswagen hat Ford derzeit schon zwei Elektromodelle aus einer Partnerschaft mit einem Konkurrenten im Angebot. Beide Fahrzeuge verkaufen sich aber schlechter als erhofft. Wohl auch deshalb, weil sie sich bei entscheidenden Faktoren wie der Reichweite oder dem Ladeverhalten kaum von den Modellen aus dem VW-Konzern abheben können – und im Schnitt etwas teurer sind. In welchen Segmenten und zu welchen Preisen die Elektro-Fords aus der Renault-Kooperation auf den Markt kommen werden, steht aber noch nicht fest.
Zurück in die USA: Im Zusammenhang mit der Neuausrichtung nimmt Ford Abschreibungen in Höhe von 19,5 Milliarden US-Dollar vor. Etwa 8,5 Milliarden US-Dollar stehen im Zusammenhang mit der Streichung geplanter Elektromodelle – für den F-150 Lightning wurde eine eigene Lieferkette aufgebaut und in die Entwicklung des von Grund auf neuen T3 sind seit Jahren hohe Investitionen geflossen. Rund sechs Milliarden US-Dollar sind mit der Auflösung eines Batterie-Joint-Ventures mit SK On verbunden, und fünf Milliarden US-Dollar entfallen auf „programmbezogene Ausgaben”.
Nach der Auflösung des Akku-Joint-Ventures mit SK On will Ford seine eigenen Werke in Kentucky und Michigan nutzen, um LFP-Batterien für stationäre Anwendungen in der Energieinfrastruktur und Rechenzentren anzubieten. Ford plant, ab 2027 BESS-Systeme mit einer jährlichen Kapazität von 20 GWh auszuliefern.
„Dies ist ein kundenorientierter Wandel hin zu einem stärkeren, widerstandsfähigeren und profitableren Ford“, sagte Jim Farley, Präsident und CEO von Ford. „Die operative Realität hat sich verändert, und wir investieren unser Kapital in wachstumsstärkere Bereiche mit höherer Rendite: Ford Pro, unsere marktführenden Lkw und Transporter, Hybridfahrzeuge und margenstarke Geschäftsfelder wie unser neues Batteriespeichergeschäft.“
ford.com, reuters.com, spiegel.de (alle drei Neuausrichtung) ford.com (F-150 Lightning EREV)





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