Incat nimmt weltweit größte E-Fähre in den Testbetrieb
Die 130 Meter lange E-Fähre wird für die südamerikanische Reederei Buquebus gebaut und soll ab kommendem Jahr zwischen Argentinien und Uruguay verkehren. Den Auftrag für die Hull 096 erhielt Incat Tasmania im Sommer 2023, erstmals zu Wasser gelassen wurde die Fähre diesen Mai. Nun erfolgte also der erste große Betriebstest. Robert Clifford, Vorsitzender von Incat, spricht von einem bedeutenden Moment: „Dies ist das erste Mal weltweit, dass ein Schiff dieser Größe mit einem zu 100 Prozent Batterie-elektrischen Antrieb getestet wurde. Das ist eine bemerkenswerte Leistung unserer Mitarbeiter und ein Wendepunkt für den Schiffbau.“
Das aus Aluminium gefertigte Elektro-Schiff mit der Bau-Bezeichnung „Incat Hull 096“ weist eine Kapazitäten für 2.100 Passagiere und Besatzungsmitglieder sowie 225 Autos und auch einen Duty-Free-Shop mit einer Fläche von über 2.000 Quadratmetern auf. Die Fähre wird auf dem Rio de la Plata verkehren und verfügt über einen Katamaran-artigen Rumpf mit zwei Schwimmkörpern. Incat ist nach eigenen Angaben auf besonders leichte und effiziente Schiffe spezialisiert.
Die RoPax-Fähre (als Kurzform für „Roll On, Roll Off“ von Autos und Frachtgut sowie „Pax“ für Passagiere) wird zwar in Australien für den Einsatz in Südamerika gebaut, es gibt aber auch eine entscheidende, europäische Beteiligung: Das Antriebssystem kommt vom finnischen Technologiekonzern Wärtsilä, die Batterien mit einer Gesamtkapazität von 40 MWh steuert der norwegische Energiespeicher-Spezialist Corvus Energy bei. Gerade der Energiespeicher sei „viermal größer sein als jede Batterieanlage, die irgendwo auf der Welt für den Seetransport gebaut und installiert wurde“, so Incat.
Wärtsila wird laut einer früheren Mitteilung unter anderem sein hauseigenes Energiemanagementsystem, acht Elektromotoren sowie die zugehörigen acht Wärtsilä-Axialfluss-Wasserdüsen vom Typ WXJ1100 samt „ProTouch“-Antriebssteuerung zuliefern. Der Auftrag wurde im Juli 2023 gebucht. „Die Wasserstrahlantriebs-Konfiguration mit acht E-Motoren ist die effizienteste, die heute auf dem Markt für diesen Geschwindigkeitsbereich und diese Art von Anwendung erhältlich ist, und bietet gleichzeitig alle Vorteile der Axialfluss-Wasserstrahltechnologie von Wärtsilä – geringes Gewicht, geringer Tiefgang, hervorragende Manövrierfähigkeit und geringer Wartungsaufwand“, so Roger Holm, Präsident des Marine Power-Geschäfts von Wärtsilä, in einem früheren Statement.
Wärtsilä liefert zwar das komplette Antriebssystem samt Energiespeicher, hat aber seinerseits die Batterien bei Corvus Energy bestellt. Neben der hohen Speicherkapazität wird das Schiff laut den Norwegern auch „mit den Ladegeräten mit der höchsten Kapazität der Welt aufgeladen werden“. Die Ladeinfrastruktur wird dabei voraussichtlich an Land in Südamerika bereitgestellt.
Der Start erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem Incat seine Produktion von Elektroschiffen ausweiten will, was zum Teil durch ein Darlehen der tasmanischen Regierung in Höhe von 60 Millionen Australischen Dollar unterstützt wird. Das Unternehmen hat außerdem Pläne zur Entwicklung einer zweiten Anlage flussaufwärts in Boyer angekündigt, die die Kapazität verdoppeln und künftige Elektroschiffe unterstützen soll. „Tasmanien ist seit Jahrzehnten führend im internationalen Aluminiumschiffbau, und der heutige Meilenstein zeigt, dass wir nun auch in der nächsten Ära weltweit führend sind – mit nachhaltigen, leistungsstarken Schiffen in großem Maßstab“, so Clifford. „Dieses Schiff wird ein Aushängeschild dafür sein, was möglich ist, wenn Industrie, Design und saubere Energietechnologie zusammenkommen.“
incat.com.au





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