Mini Cooper SE: BMW i3s in neuem Kleid

mini-electric-cooper-se-2019-06

Die BMW-Tochter Mini hat den lange angekündigten Cooper SE vorgestellt. Der Elektro-Mini greift dabei auf die Technik des BMW i3s zurück und verpackt diese im gewohnten Mini-Design neu.

Die außergewöhnlichen Felgen, der geschlossene Kühlergrill und die gelb-grünen Akzente – etwa die Außenspiegel oder das Logo am Heck – sind die einzigen offensichtlichen Hinweise, dass es sich bei dem Cooper SE um keinen gewöhnlichen Mini handelt. Mit dem lange angekündigten Elektro-Modell wollen die Briten jetzt auch den klassischen Dreitürer elektrifizieren. Bislang war nur der Countryman mit dem aus dem BMW 225xe Active Tourer bekannten PHEV-Antrieb verfügbar.

Auch bei dem Elektro-Mini kommt BMW-Technik zum Einsatz, kann bei den Eckdaten die aktuellen Elektro-BMW aber nicht übertreffen. Der Elektromotor stammt aus dem i3s und leistet im Mini ebenfalls 135 kW. Die T-förmig im Fahrzeugboden verbaute Batterie kommt jedoch nur auf eine Kapazität von 32,6 kWh – im i3s sind es inzwischen 42,2 kWh. Die WLTP-Reichweite des i3s liegt bei maximal 285 Kilometer (im i3 ohne „s“ sind bis zu 310 Kilometer möglich). Der Mini Cooper SE verliert hier Reichweite und kommt ausstattungsabhängig zwischen 235 und 270 Kilometer weit. Allerdings hat BMW die Werte „wegen der Vergleichbarkeit“ auf den alten NEFZ zurückgerechnet – die WLTP-Werte geben die Münchner nicht an. Andererseits: Für den Alltag reicht es aus – sofern eine zuverlässige Lademöglichkeit vorhanden ist. Für Laternenparker in Großstädten ist jeder Kilometer mehr Reichweite ein Komfortgewinn. Der Verbrauch liegt zwischen 13,2 und 15,0 kWh – auch hier auf den NEFZ zurückgerechnet.

Zudem ist der Elektromotor nicht wie bei den BMW-Modellen hinten, sondern an der Vorderachse verbaut. Mit der „innovativen Fahrstabilitätsregelung mit aktornaher Radschlupfbegrenzung“ will Mini aber das markentypische „Gokart-Feeling“ erhalten haben. Da der E-Motor nicht nur kleiner, sondern auch deutlich leichter als ein Verbrenner ist, hilft das zusammen mit der zentral platzierten Batterie bei der Achslastverteilung. „Diese begünstigt das agile und auch bei rasanter Kurvenfahrt stets souveräne und leicht kontrollierbare Handling der elektrisch angetriebenen Modellvariante ebenso wie der tiefe Fahrzeugschwerpunkt“, schreibt BMW.

Die Batterie-Module sind zwischen den Vordersitzen und unter der Rückbank verbaut. So bleibt das Kofferraumvolumen von 211 bis 731 Litern bei umgeklappter Rückbank unverändert. Einziger Unterschied: Damit unter der Batterie genügend Bodenfreiheit bleibt, liegt die Karosserie des Mini Cooper SE 18 Millimeter höher. Mit einem Leergewicht von 1.365 Kilo ist der SE rund 145 Kilo schwerer als ein Mini Cooper S mit Automatikgetriebe.

Da der Elektro-Mini gemeinsam mit Benzin- und Dieselvarianten im Werk Oxford auf der selben Linie gefertigt wird, haben die Techniker die Unterschiede so gering wie möglich gehalten. So sitzt auch die Ladebuchse an derselben Stelle wie der Tankstutzen – über dem rechten Hinterrad. Der Mini übernimmt beim Laden die Eckdaten des BMW i3: Mit Gleichstrom sind bis zu 50 kW möglich (die 80-Prozent-Ladung dauert 35 Minuten), mit Wechselstrom (11 kW) dauert die 80-Prozent-Ladung 2,5 Stunden (100 Prozent: 3,5 Stunden).

Einen Unterschied zu den BMW-Modellen gibt es aber: Während im i3 die Stärke der Rekuperation nur mit den Fahrmodi geändert werden kann, kann der Fahrer im Mini den Wirkungsgrad der Energierückgewinnung selbst wählen. Ein links neben der Start-Stopp-Einheit platzierter Wählschalter ermöglicht es ihm, unabhängig von den „Driving Modes“ wahlweise eine intensive oder eine nur leichte Rekuperation mit entsprechender Verzögerungswirkung auszuwählen. Nach jedem Motorstart wechselt der Wagen in die hohe Stufe.

Die Preise starten in Deutschland ab 32.500 Euro, die genaue (Auf-)Preisstruktur hat BMW allerdings noch nicht veröffentlicht. Damit liegt er deutlich über dem Mini Cooper S mit Benzinmotor (ab 26.000 Euro), der Elektro-Mini hat aber eine sehr gute Serienausstattung: Er wird immer mit Navigationssystem, LED-Scheinwerfern und auch einer Wärmepumpe ausgeliefert – beim i3 kostet diese mehrere hundert Euro extra. Interessant ist auch der Preisunterschied zum Technik-Spender i3s, für den BMW mindestens 41.600 Euro verlangt. Hier gibt Mini den Kostenvorteil der kleineren Batterie und dem Verzicht auf die aufwändige Carbon-Karosserie des i3 an den Kunden weiter.

Mit dem Trio Opel Corsa-E, Peugeot e-208 und DS 3 Crossback E-TENSE, aber auch dem überarbeiteten Renault Zoe kommen Elektro-Kleinwagen auf den Markt, die zu geringeren Preisen höhere Reichweiten bieten. Ob beim Mini Cooper SE Image und Premium-Feeling ausreichen werden, um in diesem oft Reichweiten-getriebenen Wettrüsten bestehen zu können, wird sich erst noch zeigen. Produktionsstart ist für November avisiert.

Vorab ist das Interesse an dem Cooper SE offenbar groß: „Wir freuen uns, dass sich bereits über 40.000 Kunden für den Mini Electric registriert haben“, sagte BMW-Vertriebsvorstand Pieter Nota bei der Premiere in Rotterdam. „Also, sei lieber schnell, wenn Du einen willst!“

Technische Daten:
Leistung135 kW (184 PS)
max. Drehmoment270 Nm
Höchstgeschwindigkeit150 km/h
0 – 100 km/h7,3 Sekunden
Reichweite kombiniert235 bis 270 km
Verbrauch13,2 bis 15,0 kWh/100km
Batteriekapazität32,6 kWh
Ladeleistung DC50 kW (CCS)
Ladezeit DCca. 35 Minuten (80 Prozent)
Ladeleistung AC11 kW (Typ 2, dreiphasig)
Ladezeit AC2,5 Stunden (11 kW, 80 Prozent)
Leergewicht (min)1.365 kg
Sitzplätze4
Kofferraumvolumen211 l

bmwgroup.combmwgroup.com (Preis)

8 Kommentare

zu „Mini Cooper SE: BMW i3s in neuem Kleid“
StromSchleuder
09.07.2019 um 19:15
Von diesen 32000 € müssen doch auch noch die 4000 € (2000 Staat + 2000 Hersteller) abgezogen werden. Dann sind die 26000€ überhaupt nicht weit weg und dann ist der SE ja von der Vasusi her schon gut ausgestattet. Wer Mini will, warum nicht.
Daniel Mertens
08.11.2019 um 09:03
Das muss bei allen Fahrzeugen unter 60.000 € abgezogen werden, von daher ist es dann doch wieder nicht so toll. Es gibt effizientere Alternativen in diesem oder ähnlichem Segment.
Simon
09.07.2019 um 21:39
Ideales Auto wenn man einen Zweitwagen/Pendelerfahrzeug sucht. Was ja Minis in der Regel auch sind. Keiner wird mit einem MIni mit der Familie in den Urlaub fahren. Finde in einen, wenn nicht das schönste Elektroauto auf dem Markt. Leider wird er überall wieder schlecht geredet, anstatt zu überlegen ob die Zielgruppe so viel Reichweite überhaupt braucht. Bei kleinerer Kapazität kann man das Auto auch billiger machen und höhere Stückzahlen produzieren. Ich glaube das so ein Auto ein größerer Erfolg wird, als ein 30k Corsa oder Peugeot, da die Kundschaft eher bereit ist das Geld für den Mini zu zahlen, als für die PSA Schwestern.
Rob.
10.07.2019 um 10:30
Na, ich sehe eher den e-Corsa oder e-208 als interessanter an — ca. 20 kWh mehr Kapazität für quasi den gleichen Preis, warum sollte man die Reichweite verschenken? Schade, dass der Elektro-Mini nicht mal die Kapazität des i3 bekommt, dennoch ist jedes E-Auto auf dem Markt gut, um das Angebot für die Käufer zu erweitern...
Manfred Stummer
10.07.2019 um 08:29
Hallo Simon, eigentlich geht es um den Umstieg von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeugen hin zu umweltfreundlicherer Mobilität. Natürlich inkludiert das auch 2. Fahrzeug, aber nicht ausschließlich.Mit der Batteriegröße gebe ich Ihnen recht, die Reichweite wird überbewertet da Langstrecken kaum (oder zumindest nur bei wenigen Verkehrsteilnehmern häufig) die Regel sind.Unser Ioniq (kein 2. Fahrzeug) hat eine Akkugröße von 28 kWh, Aktionsradius Sommer/Winter 200/270 km.Und ja, auch wir fahren gelegentlich Langstrecken (z. B. N-Deutschland, bzw. Kroatien ab Österreich), mit entsprechender Planung der Ladestopps bisher (seit 2 Jahren) problemlos durchführbar.Der Ladestrom für unsere Mobilität kommt im Jahresschnitt fast ausschließlich von der eigenen PV-Anlage samt Speicher.
Bartholomäus Steiner
10.07.2019 um 09:09
Klasse!
Daniel Mertens
08.11.2019 um 09:00
Unglaublich, wie dieses Fahrzeug gehyped wird. Wenn man das Fahrzeug mal mit bereits veröffentlichten Fahrzeugen vergleicht, würde man schnell merken, dass man hier kaum Reichweite für viel Geld erhält. Aber gehört ja zu BMW, daher muss es ja toll sein.
Andras
15.06.2020 um 14:01
Reichweite ist eben nicht alles. Wichtiger ist doch das Fahrverhalten. Und da ist der SE (bin ihn gefahren) unglaublich gut. Ein kleiner Sportwagen.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Simon Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch