China will wohl Zulassungs-Verbot für reine Verbrenner ab 2035

Die chinesische Gesellschaft der Automobilingenieure, die dem Industrieministerium zuarbeitet, hat vorgeschlagen, dass ab 2035 in China nur noch „umweltfreundliche“ Autos zugelassen werden sollen. Eine Forderung, die viel Spielraum für Interpretationen lässt.

Wenn China von „umweltfreundlichen“ Fahrzeugen spricht, liegt der Gedanke an die New Energy Vehicles (BEV, PHEV, FCEV) nahe. Diese Fahrzeuge sollen laut der Forderung der einflussreichen SAE China 2035 auch eine wichtige Rolle spielen, aber nicht die einzig zulässigen Fahrzeuge sein.

Wörtlich heißt es in der Erklärung: „Die Technologie-Roadmap 2.0 unterstreicht weiter die Entwicklungsstrategie des rein elektrischen Antriebs. Es wird vorgeschlagen, dass der Markt für New Energy Vehicles bis 2035 mehr als 50 Prozent ausmachen wird und die Anzahl der Brennstoffzellenfahrzeuge etwa 1 Million erreichen wird. Energiesparende Fahrzeuge werden vollständig hybridisiert und die Automobilindustrie wird damit die elektrische Transformation erreichen.“

Nun ist die Frage, was „vollständig hybridisiert“ bedeutet – 48-Volt-Mildhybride würde in der Praxis nur eine kleine Ersparnis bei Verbrauch und Emissionen bringen. Als die chinesische Regierung im Juni 2020 die NEV-Quoten bis 2023 festgelegt hatte, wurden auch Vollhybride besser gestellt als bisher. Sie gelten zwar immer noch als Verbrenner, jedoch als „Personenkraftwagen mit niedrigem Kraftstoffverbrauch“ und erhalten weniger negative Punkte.

Aber: Auch bei Vollhybriden ist die einzige Primärenergiequelle im Fahrzeug der Kraftstofftank. Da Bewegungsenergie zurückgewonnen wird und mit dem Elektromotor wieder für Vortrieb genutzt werden kann, sinkt zwar der Kraftstoffverbrauch. Aber anders als PHEV oder BEV werden diese Fahrzeuge nicht sauberer, wenn sich der Energiemix im Stromnetz verbessert.

Reine Verbrenner ohne Hybridisierung will China in den kommenden 15 Jahren schrittweise eliminieren. Bis 2030 sollen 75 Prozent der Benziner Hybride sein, 2035 sollen dann keine reinen Verbrenner mehr zugelassen werden.

Aktuell liegt der Anteil der New Energy Vehicles an den Neuzulassungen bei fünf Prozent, wobei der Großteil auf Batterie-elektrische Autos entfällt. In einem Zwischenschritt bis 2025 sieht die SAE China den NEV-Anteil bei 20 Prozent – ohne die genaue Verteilung zwischen den drei Antriebsarten zu nennen –, bis dann 2035 die Marke von 50 Prozent überschritten werden soll.

Die SAE China geht übrigens davon aus, dass der im Pkw-Verkehr erzeigte CO2-Ausstoß vorerst weiter ansteigen wird – das Maximum soll 2028 erreicht sein. Mit der Flotten-Transformation sollen die Emissionen wieder sinken, konkret um 20 Prozent bis 2035.

Die Roadmap 2.0 solle nun weiter ausgearbeitet werden. Dabei wird es nicht nur um Umweltpolitik gehen: Die SAE China arbeitet dem Industrieministerium zu, in den Beschlüssen wird also auch viel Industriepolitik enthalten sein. Die Regierung wird sicherstellen wollen, dass China bei der Antriebstechnik der Zukunft führend bleiben wird.
heise.de, electrek.co, warc.com, sae-china.org (auf Chinesisch)

1 Kommentar

zu „China will wohl Zulassungs-Verbot für reine Verbrenner ab 2035“
Reiter
30.10.2020 um 13:50
Man fragt sich, wer so 40% seines Geldes dort verdient und immer noch aktives VDA Mitglied ist.

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