Traton übernimmt Navistar / Expansion nach Nordamerika

Die Expansion von Traton auf den nordamerikanischen Markt befindet sich auf der Zielgeraden: Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter hat mit dem US-Nutzfahrzeughersteller Navistar nun einen bindenden Vertrag über eine Übernahme unterzeichnet. Der Abschluss der Transaktion wird für Mitte 2021 angestrebt.

Der milliardenschwere Zukauf des US-Unternehmens ist schon seit Jahren im Gespräch. Die jetzt fixierte Übernahme fußt auf einer strategischen Allianz, die beide Konzerne bereits seit 2017 verbindet. Über eine gemeinsame Einkaufskooperation und die Zusammenarbeit bei neuen Technologien sowie die ergänzende Positionierung in unterschiedlichen Märkten in Europa, Süd- und Nordamerika soll nun ein globales Unternehmen entstehen, „das in der Lage ist, von optimierten Leistungen der Marken, mehr Innovation und branchenführenden Fähigkeiten zu profitieren“, heißt es in einer Pressemitteilung von Traton.

Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter erwirbt im Zuge der nun getroffenen Vereinbarung alle ausstehenden Stammaktien von Navistar zu einem Barpreis von 44,50 US-Dollar je Aktie. Bisher hält Traton 16,7 Prozent des US-Konzerns. Die Mittel zur Finanzierung werden auf 3,7 Milliarden US-Dollar (rund 3,11 Milliarden Euro) geschätzt und von Volkswagen bereitgestellt. Traton wolle auch nach Abschluss der Transaktion sein Investment-Grade-Rating beibehalten, heißt es. Die Zustimmung der Navistar-Aktionäre und der zuständigen Kontrollbehörden zu der Fusion steht unterdessen noch aus.

„Die heutige Ankündigung beschleunigt unsere Global-Champion-Strategie, indem wir in allen wichtigen Lkw-Märkten weltweit expandieren werden und unseren Kunden die neuesten Produktinnovationen, Zukunftstechnologien und -dienste liefern können“, sagt Matthias Gründler, CEO von Traton. Zusammen habe man noch bessere Möglichkeiten, den Herausforderungen neuer Vorschriften und sich rasch entwickelnder Technologien in den Bereichen Konnektivität, Antrieb und autonomes Fahren für unsere Kunden weltweit gerecht zu werden. „Diese Vereinbarung untermauert unser starkes strategisches Engagement, unser Wachstum auch im anhaltend herausfordernden Wirtschaftsklima weiter voranzutreiben, und ist damit ein wichtiger Meilenstein für Volkswagen“, ergänzt Gunnar Kilian, Personalvorstand der Volkswagen AG und verantwortlich für den Geschäftsbereich „Truck & Bus“.

Persio Lisboa, Präsident und CEO von Navistar, spricht davon, dass sich die Wachstumskurve des kombinierten Unternehmens durch die Transaktion verbessern werde. „Gleichzeitig profitieren unsere Aktionäre unmittelbar und in hohem Maß.“ Man freue sich darauf, weiterhin mit dem Traton-Team zusammenzuarbeiten, „um gute Chancen für unsere Beschäftigten zu schaffen und unseren Kunden und Händlern durch erstklassige Produkte, Services und Technologien ein hervorragendes Erlebnis zu bieten“.

Unterdessen will Traton mit Toyotas Nutzfahrzeug-Tochter Hino im Rahmen eines kürzlich geschlossenen Joint-Venture-Vertrags bis Jahresende die genaue Ausgestaltung der Kooperation bei der Entwicklung von Elektroantrieben für Nutzfahrzeuge festlegen. So soll unter anderem vereinbart werden, welche Aufgaben und Entwicklungsschwerpunkte die Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhões e Ônibus (VWCO) auf der einen und Hino auf der anderen Seite wahrnehmen werden.

Traton-Chef Matthias Gründler bezeichnete das neue Joint Venture dieser Tage als nächsten wichtigen Schritt in der Elektrifizierungsstrategie des Unternehmens. Vor diesem Hintergrund bekräftigte Gründler auch das bereits vergangenes Jahr publik gemachte Ziel der Traton-Gruppe, bis 2025 eine Milliarde Euro in die Elektrifizierung zu investieren. Traton hat für seine Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhões e Ônibus (VWCO) bekanntlich einen gemeinsamen modularen elektrischen Antriebsstrang kreiert, der seit diesem Jahr in den ersten elektrischen Serien-Stadtbussen von Scania und MAN zum Einsatz kommt und je nach Marke und Anwendung individuell angepasst wird.
automobilwoche.de, traton.com (beide Navistar), traton.com (Hino)

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