E-Lkw-Hersteller Nikola beschafft frisches Kapital

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Nikola hatte bereits im Juni eine Vereinbarung über den Verkauf von Aktien im Wert von bis zu 300 Millionen Dollar an Tumim Stone Capital geschlossen. Nun hat der E-Lkw-Bauer einen zweiten Kaufvertrag mit der Investmentbank unterzeichnet, wodurch sich das Gesamtvolumen auf 600 Millionen Dollar erhöht.

Seit Abschluss der ersten Vereinbarung hat Nikola laut Reuters bereits Stammaktien im Wert von fast 47 Millionen Dollar an Tumim veräußert. Im Rahmen des zweiten Kaufvertrags erhält Nikola das Recht, aber nicht die Pflicht, bis zu 300 Millionen Dollar an zusätzlichen Stammaktien auszugeben und an Tumim zu verkaufen. Dies geschieht vorbehaltlich einer Reihe von Beschränkungen.

„Die Eigenkapitallinien mit Tumim werden Nikola zusammen mit den geschätzten Barmitteln bis Ende 2021 Zugang zu einer Liquidität von etwa 800 Millionen Dollar verschaffen“, äußert Nikola-CEO Mark Russell.

Das ist insofern relevant, als dass Nikola noch in diesem Jahr den Start der Kleinserienfertigung des Batterie-elektrischen Nikola Tre in Ulm plant. Für den für Europa bestimmten Nikola Tre liefert das US-Startup etwa den elektrischen Antriebsstrang, Iveco die bekannte S-Way-Plattform samt Führerhaus. Die Montage findet wie berichtet im Werk der Iveco-Mutter CNH Industrial statt.

Die ersten Exemplare sollen an ausgewählte Kunden in den USA gehen. Im kommenden Jahr soll der Tre auch in Europa eingesetzt werden. Unter anderem soll der Hamburger Hafen Pilotkunde in Europa werden. Mittelfristig soll die Produktion in Ulm auf 3.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen.

Nach der Einführung des Batterie-elektrischen Tre in Nordamerika und Europa plant Nikola dann den Launch von zwei FCEV-Lkw. Mit letzterem Antriebskonzept hatte Nikola ja vor ein paar Jahren die eMobility-Bühne betreten. Hinter Nikola liegen aber unstete Zeiten: Nach einer Shortseller-Attacke im vergangenen Jahr hatten viele Investoren das Vertrauen in Nikola verloren, Gründer und CEO Trevor Milton musste seinen Posten räumen – inzwischen hat die New Yorker Staatsanwaltschaft Milton angeklagt.

Eine geplante Beteiligung von General Motors kam daraufhin nie zustande, das E-Pickup-Projekt Badger musste Nikola stoppen. Statt der Kooperation wurde eine Absichtserklärung geschlossen, wonach GM Brennstoffzellen für Nikolas geplante Lkw liefern soll – aber auch nur, wenn sich beide Parteien über die Konditionen einigen können und Nikola im Voraus zahlt. Da Nikola nach neuesten Erkenntnissen Brennstoffzellen von Bosch bezieht, konnte offenbar keine Einigung erzielt werden. Bosch selbst hatte seine Anteile im Dezember 2020 nach dem Auslaufen einer Haltefrist reduziert.

In der Folge musste sich Nikola unter Neu-CEO Mark Russell neu ausrichten. Im Februar 2021 wurde das Ziel für das laufende Jahr von 600 auf 100 Fahrzeuge für die Kundenerprobung reduziert. Im August wurde dieses Ziel erneut nach unten korrigiert, auf 25 bis 50 Fahrzeuge – wegen „zahlreicher“ Verzögerungen im Zusammenhang mit der Beschaffung von Teilen.
deraktionaer.de, it-times.de, reuters.com, nikolamotor.com

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