Wie MAN & ABB das Megawatt-Laden voranbringen wollen

Im Beisein von Verkehrsminister Volker Wissing fuhr erstmals die seriennahe Version eines von MAN angekündigten Elektro-Lkw öffentlich – durch die Flugzeughallen des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof. Das Fahrzeug verfügt über die technischen Voraussetzungen für die künftige Megawatt-Ladung, die ABB E-Mobility in den kommenden Jahren aufbauen will.

Während der Lkw bei einer kleinen Tour einen soliden Eindruck machte, gehörte vor allem auch die Enthüllung der Ladeinfrastruktur-Pläne, die die Partner in naher Zukunft aufbauen wollen, zu den interessanten Informationen am Rande des Formel-E-Rennwochenendes in Berlin. „Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir den Straßengüterverkehr dekarbonisieren. Dabei setzen wir vor allem auf den Markthochlauf von klimafreundlichen Nutzfahrzeugen und den Aufbau einer entsprechenden Hochleistungs-Ladeinfrastruktur“, sagte Volker Wissing. „Wichtig ist jetzt, schnell mehr E-Lkw auf die Straße zu bekommen. Die Kooperation zwischen MAN und ABB zeigt, dass wir hier auf einem guten Weg sind.“

Die Gründe, weshalb MAN für zukünftige CO2-freie Nutzfahrzeugflotten auf Batterie-elektrische Antriebsstränge setzt, sind eindeutig: „Niedrige Betriebskosten und die beste Energiebilanz.“ Um die versprochenen fernverkehrstauglichen Tagesreichweiten von 600 bis 800 Kilometer erreichen zu können, verfügt der Elektro-Lkw, den MAN 2024 auf den Markt bringen will, bereits heute über die technischen Voraussetzungen für die künftige Megawatt-Ladung. ABB E-Mobility, einer der großen Anbieter von Ladelösungen in der Branche, will diese in den kommenden drei Jahren auf den Markt bringen.

Der Truck von MAN wurde bereits im Februar 2022 als Konzept vorgestellt, nachdem im Juni 2021 die Entwicklung des Fahrzeugs angekündigt wurde. Damals wurde die Bedeutung der Ladekapazitäten in diesem Zusammenhang noch nicht so deutlich hervorgehoben. Nun unterstrich Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus: „Der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur ist die einzige Möglichkeit, die Verkehrswende herbeizuführen und die Klimaziele zu erreichen.“

Vlaskamp verwies dabei auf das Projekt „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa), das im vergangenen September wie berichtet startete. Mehr als 20 Partner aus Industrie und Wissenschaft, darunter MAN und ABB, arbeiten an dem Projekt. „HoLa“ wird vom Bundesministerium für Digitalisierung und Verkehr (BMDV) gefördert und ist das weltweit erste Megawatt-Ladeprojekt. Entlang der Bundesautobahn A 2 werden an vier Standorten je zwei Hochleistungsladepunkte mit Megawatt-Ladesystemen (MCS) errichtet. Später soll das Projekt genutzt werden, um die Infrastruktur bundesweit auszubauen.

Die Partner wollen damit europaweit eine Vorreiterrolle bei der Ladeinfrastruktur einnehmen und verweisen auf die logistischen Vorteile der Elektromobilität, wie zum Beispiel die reduzierten Lärm- und Emissionswerte, die für die urbane Logistik ein großes Problem darstellen, sowie auf die Verkehrsproblematik, die durch die Logistik entsteht.

Doch die urbane Logistik ist nicht der einzige Bereich, in dem die Partner das Potenzial für Hochleistungsladungen sehen: Auch in der Schifffahrt oder in der Luftfahrt sei das Megawatt-Laden die zentrale Schnittstelle für eine globale Harmonisierung, so ABB. Um in diese Bereiche vorzudringen, kooperiert ABB beispielsweise mit Lilium.

„Unser Anspruch ist es, Elektromobilität in allen Bereichen zu ermöglichen. Seit Jahren arbeiten wir bei ABB E-Mobility daher an der Entwicklung der Standards in allen Leistungsbereichen“, sagte Frank Mühlon, CEO von ABB E-Mobility, der ebenfalls an der Veranstaltung in Berlin teilnahm. Ihm zufolge werde für das Megawattladen eine neue Leistungstechnologie mit mehr als 1.000 Volt nötig sein. „Auf Basis unserer bestehenden Technologien können wir die Forschung und Entwicklung deutlich beschleunigen“, so Mühlon weiter. Deutschland könnte hier also Maßstäbe setzen.

Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem Bericht von Chris Randall, der zuerst auf unserer englischsprachigen Plattform electrive.com erschienen ist.

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