Volkswagen: Standortsuche nach Zellfabrik startet in Kanada

Der Volkswagen-Konzern und sein Batterie-Unternehmen PowerCo beginnen mit der Standortsuche für die erste Batteriezellenfabrik in Nordamerika – und zwar in Kanada. Parallel haben PowerCo und Umicore ein strategisches Lieferabkommen über Kathodenmaterial für Nordamerika vereinbart.

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Im August 2022 hatten der Volkswagen-Konzern und Kanada ein erstes, nicht-bindendes Memorandum of Understanding geschlossen. Darin ging es bereits um die Bestimmung geeigneter Standorte für eine Zellfabrik in Kanada. Jetzt legen beide Seiten nach: Volkswagen-CEO Oliver Blume und François-Philippe Champagne, der kanadische Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, unterzeichneten jetzt eine Zusatzvereinbarung, bei der es im Kern um die konkrete Suche nach geeigneten Standorten für eine Gigafabrik geht.

In dem Dokument bekennen sich die Partner unter anderem zu den ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) einer nachhaltigen Materialförder- und Batterieproduktion. Weitere Angaben – etwa zum Zeitplan – gibt es kaum. Thomas Schmall, Volkswagen Konzernvorstand Technik und PowerCo-Aufsichtsratschef, betont, dass sein Unternehmen bei der geplanten Investition „nicht nur Standorteigenschaften und Infrastruktur, sondern vor allem auch die ausreichende Verfügbarkeit von Energie aus erneuerbaren Quellen und wettbewerbsfähige finanzielle Bedingungen“ berücksichtige.

Außerdem äußert sich Schmall dahingehend, dass auch die USA noch nicht aus dem Rennen ist: Kanada sei „neben anderen Optionen“ auf einer Shortlist von Standorten, die für ein Werk in Nordamerika in Betracht gezogen werden, so der hochrangige Manager. Und: „Die PowerCo wird in Kürze ausführliche Verhandlungen mit allen Beteiligten führen, um den wettbewerbsfähigsten Standort zu ermitteln.“

Parallel hat PowerCo bereits die nordamerikanische Lieferkette im Fokus und vor diesem Hintergrund ein strategische Lieferabkommen mit dem belgischen Materialtechnologie-Konzern Umicore geschlossen. Beide Akteure kennen sich gut: Die beiden Unternehmen hatten im September bereits angekündigt, in Europa eine gemeinsame Fertigung von Vormaterial und Kathodenmaterial anzustreben. Die Transaktion unterliegt aber noch der Zustimmung der zuständigen Regulierungsbehörden und den üblichen Abschlussbedingungen.

Auch in Nordamerika gehe es um „die Sicherung von Kathodenmaterial für die künftige Zellfertigung“, teilt Volkswagen mit. Beide Seiten wollen vor Ort regionale Lieferketten für nachhaltige Batteriematerialien aufbauen. „Kathodenmaterial ist für die Transformation zur Elektromobilität der zentrale technologische Hebel für die Batterieleistung und mit rund 50 Prozent des Gesamtwerts der Zelle als größter Kostenfaktor von entscheidender Bedeutung“, vergegenwärtigen die Wolfsburger in ihrer Mitteilung.

Die nun unterschriebene Absichtserklärung dient Volkswagen zur Absicherung von Kapazitäten zu wettbewerbsfähigen Preisen sowie als Grundlage für verbindliche Liefervereinbarungen. Dabei geht es nach Unternehmensangaben um ein Volumen von bis zu 40 GWh pro Jahr in 2030, was rund 550.000 vollelektrischen Fahrzeugen entsprechen soll. Der Beginn der Lieferungen ist für 2027 vorgesehen.

Umicore plant zur Versorgung mehrerer Partner ab 2023 den Bau einer Fabrik für die großindustrielle Fertigung von Kathodenmaterial und Vormaterial in Kanada. Das gab der Konzern im Sommer bekannt. Seinerzeit gab Umicore an, bis Ende des Jahrzehnts eine jährliche Produktionskapazität für etwa eine Million Elektrofahrzeuge anzustreben. Im Umkehrschluss heißt das: Mehr als die Hälfte der Produktionskapazität wäre 2030 für PowerCo reserviert.

PowerCo wurde im Juli 2022 gegründet. Das globale Headquarter der Volkswagen-Tochter befindet sich in Salzgitter neben der deutschen Batteriefabrik des Unternehmens, für die im Juli der Grundstein gelegt wurde.

„Batterietechnologie ist ein Schlüssel unserer Strategie ‒ deshalb treiben wir den Ausbau des Batteriegeschäfts mit Hochdruck voran. Kanada ist eine logische Option für den Bau einer Gigafactory in der Region Nordamerika“, äußert Volkswagen-CEO Oliver Blume. Das Land biete hohe Nachhaltigkeitsstandards und ideale wirtschaftliche Bedingungen, die kanadische Regierung habe sich bereits als starker und zuverlässiger Partner erwiesen. „Dies ist erst der Anfang: Der E-Fahrzeug-Markt in Nordamerika befindet sich an einem Wendepunkt und wir sind entschlossen, in der gesamten Region zu investieren, um diese historische Chance für Volkswagen und unsere Kunden zu nutzen.“

Update 14.03.2023: Volkswagen wird seine erste Batteriezellenfabrik außerhalb Europas in Kanada errichten. Die Wahl des Konzerns und seiner Batterie-Tochter PowerCo fiel nach der im Dezember gestarteten Standortsuche nun auf das kanadische St. Thomas in Ontario. Der Produktionsstart dort ist einer Konzernmitteilung zufolge für 2027 geplant.
volkswagen-newsroom.comumicore.com, volkswagen-newsroom.com (Update)

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