Fraunhofer-Zukunftsstudie: H2 im Straßenverkehr umwirtschaftlich

Bild: Pixabay

Das Fraunhofer-Institut ISI ist der Frage nachgegangen, wie sich Nachfrage und Preis für Wasserstoff bis 2045 entwickelt. Ein Kernergebnis: Die Fraunhofer-Studie rechnet mit Preisen, die den H2-Einsatz sowohl im Straßen- als auch im Schienenverkehr unwirtschaftlich machen. Nicht aber in der Luft-und Schifffahrt.

In einer Mitteilung zur Vorstellung der Studie namens „Preiselastische Wasserstoffnachfrage in Deutschland“ betont das Forscherteam, dass Wasserstoff und Wasserstoffderivate eine wichtige Rolle dabei spielen, die Klimaziele zu erreichen – aber nicht in jedem Sektor. Ein zentrales Kriterium, ob H2 zum Zug kommen wird oder nicht, sind nach Ansicht des Fraunhofer-Instituts der Wasserstoffpreis und die Konkurrenzfähigkeit von Wasserstoff im Vergleich zu anderen Optionen wie beispielsweise der direkten Elektrifizierung. Auf Basis von Simulationsmodellen skizzieren die Studienmacher für die Sektoren Industrie, Verkehr und Energieumwandlung die Preiselastizitäten der Wasserstoffnachfrage.

Zum Verkehrsbereich fassen die Forscher zusammen, dass Wasserstoff bei Pkw, Lkw, Bussen oder Schienenfahrzeugen „wahrscheinlich eher nicht eingesetzt wird, weil es hier mit der direkten Elektrifizierung eine Alternative gibt“. Im internationalen Flug- und Schiffsverkehr dürfte es dagegen zu einer hohen, preisunelastischen Nachfrage kommen. Für den gesamten Verkehrsbereich – aber eben vor allem in der Schiff- und Luftfahrt – schätzt die Studie mit einem Bedarf von 209 TWh Wasserstoff in 2045.

Zu der negativen Prognose für Straßen- und Schienenfahrzeuge führen die Studienmacher Folgendes aus: „Ein günstiger Wasserstoffeinsatz ist erst bei Großhandelspreisen von unter 90 €/MWh in 2045 möglich, je nach Anwendung sogar deutlich weniger. Bei Preisen von 50 €/MWh ergeben die Analysen eine Gesamtwasserstoffnachfrage von 476 TWh in 2045. Dies ist aufgrund einer Vielzahl von Kosten für Herstellung, Transport oder Vertrieb jedoch eher unwahrscheinlich, Marktpreise von deutlich über 90 €/MWh in 2045 erschienen deutlich realistischer. Eine groß angelegte Förderung des Wasserstoffeinsatzes in Bereichen wie der Gebäudewärme, des landgebundenen Verkehrs oder der energetischen Nutzung in der Industrie erscheint aus diesem Grund wenig sinnvoll.“

Eines der Kernergebnisse der Studie ist für Professor Martin Wietschel, der das Projekt am Fraunhofer ISI geleitet hat, dass sogenannte „No-Regret-Anwendungen“ ein sehr wichtiger Treiber für die Wasserstoffnachfrage sind – Anwendungen also, bei denen kaum ökonomisch attraktive alternative Technologieoptionen zur Erreichung der ambitionierten deutschen Treibhausgasminderungsziele zur Verfügung stehen. „Dies gilt insbesondere für die stoffliche und energetische Nutzung in bestimmten Industrieanwendungen wie dem Stahl- oder dem Grundstoffchemiesektor.“ Im Bereich der Energieumwandlung stünde die Nutzung von Wasserstoffspeichern mit Rückverstromung wiederum in Konkurrenz mit Anwendungen zur Flexibilitätserhöhungen der Nachfrage wie zum Beispiel Wärmpumpen, Wärmenetze oder Elektrofahrzeuge. „Die Preise entscheiden hier mit, in welchem Umfang Wasserstoff künftig eingesetzt wird“, so Wietschel.

Die Zwischenergebnisse für das Jahr 2030 zeigen übrigens, dass die Wasserstoffnachfrage mit etwas mehr als 40 TWh zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr hoch sein dürfte. „Bestimmte Industrieanwendungen könnten dabei die Wasserstoffnachfrage dominieren. Auf diese sollte sich auch die Förderung in den nächsten Jahren konzentrieren. Niedrige Großhandelspreise sind jedenfalls eher nicht zu erwarten und dürften damit auch nicht zur Steigerung der Wasserstoffnachfrage beitragen“, resümieren die Studienmacher.

Die Analyse hat das Fraunhofer ISI im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts „HyPat – Globaler H2-Potenzialatlas“ realisiert. Ebenfalls an der Studie beteiligt war die Energy Systems Analysis Associates GmbH.
isi.fraunhofer.de

15 Kommentare

zu „Fraunhofer-Zukunftsstudie: H2 im Straßenverkehr umwirtschaftlich“
gerd
13.02.2023 um 09:17
und trotzdem bezahlt Dr.Söder 500 MioEUR Steuergeld an BW für 100 BMW-X5 mit Toyota brennstoffzelle... sind denn schon wieder Wahlen
Markus
18.02.2023 um 14:40
Solche Projekte gibt es eben schon viele Jahre. Es wiederholt sich immer wieder. Hauptsache Förderung abgreifen und Medien und "Anti-Batterie-Leute" machen daraus dann den nächsten H2 Hype. Einfach nur noch nervig.
Peter
13.02.2023 um 09:33
Haben wir das nicht schon vor 4 Jahren gesagt Jetzt muss bloß noch die Regierung den Bericht lesen
ganzjahresreichweite
13.02.2023 um 11:58
In der verlinkten Studie gibt es keine Angabe des Strompreises für das BEV-Laden. Hier kann sehr schnell der Vergleich verzerrt werden. Zudem geben die großen Player in der H2 Industrie nicht die 90€/MWh an, sondern eher die 50€/MWh. Dann bleibt noch der wichtigste Fakt, welcher gern unterschlagen wird in den pro BEV Szenarien: Europa wird auch in der CO2 freien Epoche auf Energieimporte angewiesen sein. Und das wird entweder das Atomstromkabel aus Russland sein oder grüner Wasserstoff aus Autralien, Afrika usw. Dann ist die ganze ISI Studie hinfällig.
DJ-Didi
14.02.2023 um 11:21
Die Studie berücksichtigt ausdrücklich die Preise für weltweite Wasserstoffimporte und kommt damit zu dem vorliegenden Ergebnis. Wie kann man derart naiv fabulieren, wenn man die Studie ganz offensichtlich nicht eimal gelesen hat. Schlau ist das jedenfalls nicht!
Berti
14.02.2023 um 09:24
Das hat die Studie ganz sicher nicht berücksichtigt. :-)
DJ-Didi
14.02.2023 um 11:24
Dann erklär mal, warum du die Studie nicht gelesen hast.
Nostradamus
13.02.2023 um 12:22
Ich habe schon lange das Vertrauen in das Fraunhofer Institut und seinen Leiter Ferdinand Dudenhöfer als Instanz für Kfz- und Verkehrsprobleme verloren. Aus diesem Grund halte ich diese Studie für wertlos. Nach einer langen Phase der Verhinderung seiner Entwicklung, steht der Wasserstoffmarkt erst am Anfang. Angesichts des Potenzials von Wasserstoff als Kraftstoff ist sein Einsatz unausweichlich.
Bernd
13.02.2023 um 15:07
Da Herr Dudenhöffer absolut gar nichts mit dem Fraunhofer-Institut zu tun hat, halte ich ihren Kommentar für wertlos. Ich halte ebenfalls nichts von Herrn Dudenhöffer und seinem CAR-Institut, da dort wenig wissenschaftlich gearbeitet wird. Beim Fraunhofer Institut sehr wohl
Frank
13.02.2023 um 15:25
Nehmen wir mal an, dass Wietschel sich nicht verrechnet hat und die 90 €/MWh stimmen. Dann ist aber dennoch seine Schlussfolgerung falsch, dass der Preis für eine wirtschaftliche Nutzung im Verkehr viel zu hoch sei. 1 MWh = 1.000 kWh = 30 kg H2, d.h. ein KiloH2 kostet 3 €. Das ist traumhaft günstig!!! Ein Bz LKW, der 8 kg/100 km benötigt, hätte Kilometerkosten von 24 ct. EIn 40 to Batt LKW, der 160 kWh/100 km, hätte bei einem schon sehr günstigen Strompreis (vor allem an Megawattchargern) von 20 ct/KWh, 32 ct/km "Spritkosten". Ein Diesel-LKW, der 30 L/100 km braucht, kommt bei einem heutigen Spritpreis von 1,7 €/L auf km-Kosten von 51 ct. Ihr könnt gerne über einzelne Preise feilschen, aber 3 €/kg wäre der Renner an den Zapfsäulen. @die Redaktion: ihr solltet auch mal nachrechnen, bevor ihr so etwas mit falschen Überschriften veröffentlicht. Oder kommen euch solche Aussagen einfach nur gelegen?
Kalle
13.02.2023 um 16:13
Ganz langsam: Die genannten Wasserstoff-Preise sind Großhandelspreise, nicht die Kosten an der Tankstelle. Die sind höher! Und dann vergleichen Sie in ihrer hübschen und auf den ersten Blick schlüssigen Beispiel-Rechnung (zumindest die Verbrauchswerte kann ich nachvollziehen, auch wenn bei den BEV-Lkw ein eActros LongHaul eher bei 120 kWh/100km liegen wird) die Großhandelspreise (!) der Studie mit einem von Ihnen in den Raum geworfenen Strompreis an der Ladesäule (!!) mit dem Diesel-Preis von heute (!!!). Sorry, das ist Unsinn. Man kann über die Details und Methodik solcher Prognose-Studien sicher streiten, weil egal auf welcher Datenbasis immer Annahmen getroffen werden müssen, die das Szenario 2030/2045 oder was auch immer beeinflussen – und damit das Ergebnis. Aber mit dieser Beispielrechnung einen Vorwurf an die Studienautoren oder Redaktion zu machen, ist schon ein starkes Stück.
Oli
13.02.2023 um 15:59
Die Studie spricht von "Großhandelspreisen von 90 €/MWh", das ergibt dann 3€ je kg H2. In Deinem Strompreis von 20ct/kWh sind Netzabgaben, Stromsteuer usw. enthalten. Beim Dieselpreis von 1,70€ / l sind die hohe Mineralölsteuer und MwSt enthalten. Da vergleicht Du also leider Äpfel mit Birnen. Vielmehr müsstest Du die "Großhandelspreise für Strom und Diesel" heranziehen.
Frank
13.02.2023 um 15:28
Noch ein Nachtrag: für die Industrie hingegen snd die 3 €/kg noch zu teuer. Dort wünscht man sich 1,5 €, soviel wie man heute für grauen Wasserstoff bezahlt. Aber das sind die vermuteten Gestehungskosten an Windstandorten wie Namibia oder bei Wasserkraft in Schweden, wo dann noch Transportkosten dazu kämen
Hans
14.02.2023 um 09:56
Wasserstoff ist nur sinnvoll für die Raumfahrt, nicht für die Luftfahrt, Schifffahrt und den Landverkehr. Das Gewicht der Hochdrucktanks bzw. Kryogentanks frisst ihre Nutzlast und Wettbewerbsfähigkeit.Technologie-Freaks denken nicht wirtschaftlich. Sie wollen Spass unabhängig was er kostet, Spass sollte geachtet werden aber nicht auf unsere Kosten.
Franz
14.02.2023 um 17:46
Wasserstoff wird in Kilo abgerechnet. Der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff an H2 MOBILITY-Tankstellen beträgt für 700 Bar-Betankungen 13,85 €/kg. Das Tanken bei 350 bar (Nutzfahrzeuge) kostet 12,85 €/kg H2. Total billig Lkw wieviel Liter Diesel pro 100 km Lkw wieviel kg H2 auf 100 km x 13;85 Euronen Super billig Man muss sich das nur schön rechnen Am Ende entscheidet sich der Spediteur für was Na klar fürs billige Produkt und in der Lenkpause wird geladenNa Jungs noch fragen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch