Bund fördert H2-Tankstellen für schwere Nutzfahrzeuge

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert mit einem neuen Aufruf den Ausbau öffentlicher Wasserstofftankstellen. Der Schwerpunkt liegt auf H2-Tankstellen für schwere Nutzfahrzeuge.

Die Förderung unterstützt ausschließlich die Errichtung von Wasserstofftankstellen, die im Betrieb 100 Prozent erneuerbaren Wasserstoff abgeben, wie die NOW mitteilt. Die Förderquote beträgt bis zu 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Wie Verkehrsminister Volker Wissing vorrechnet, sollen „mit dem aktuellen und kommenden Aufrufen“ mehr als 100 Wasserstofftankstellen für Lkw und Busse gefördert werden.

Der aktuelle Förderaufruf zielt in erster Linie darauf ab, „den im Rahmen des IPCEI Wasserstoff eingebrachten Infrastrukturprojekten eine Fördermöglichkeit“ anzubieten, wie der Projektträger Jülich (PtJ) schreibt, der mit der Umsetzung betraut ist. Das Ziel ist der Aufbau von öffentlich zugänglichen Wasserstofftankstellen, die in ein „europäisch verknüpftes Initialnetz“ an Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge integriert werden – aber auch unter Berücksichtigung lokaler Bedarfe.

Die Anbindung an das initiale europäische H2-Tankstellennetz hat eine wichtige Auswirkung auf den Standort einer geförderten H2-Tankstelle in Deutschland: „Der Standort der Wasserstofftankstelle muss am TEN‐V-Netz (erweitertes Netz) bzw. innerhalb von 10 km Entfernung von der nächsten Ausfahrt zum TEN-V-Netz lokalisiert sein oder innerhalb eines Städtischen Knotens i. S. der TEN-V-Verordnung (Allgemeine Ausrichtung) liegen“, so der PtJ.

Trotz Fokus auf schwere Nutzfahrzeuge müssen 700 bar angeboten werden

Mit ihrer Auslegung muss die Tankstelle für leichte und schwere Nutzfahrzeuge benutzbar sein – das ist eine weitere Vorgabe. Da hier auch leichte Nutzfahrzeuge erwähnt werden, können auch Brennstoffzellen-Pkw profitieren: Es ist vorgegeben, dass eine Betankung mit gasförmigem Wasserstoff bei 700 bar möglich sein muss. Pkw und LCV setzen meist auf 700 bar, schwere Nutzfahrzeuge nutzen hingegen in der Regel die robustere und günstigere 350-bar-Technik. Zudem muss eine Tankstelle eine Betankungskapazität von mindestens 2.000 Kilogramm Wasserstoff gewährleisten, um förderfähig zu sein.

Die Priorisierung der Anträge erfolgt nach fünf Kriterien, zum Beispiel der Fördereffizienz (Fördermitteleinsatz pro täglicher Betankungskapazität der Tankstelle in EUR/kg), Technologieoffenheit (zusätzliche Befülloptionen bevorzugt, z. B. 350 bar, LH2, CcH2), aber zum Beispiel auch das Geschäftsmodell (Plausibilität der Eigenfinanzierung, Kosten‐ und Zeitplan) und die Betriebserfahrung des Antragstellers.

Enger Zeitplan für die Bewilligung

Der PtJ weist übrigens noch darauf hin, dass sich bei dem Aufruf „ein enger Zeitplan zur Priorisierung und Bewertung der eingegangenen Anträge“. Daher sei die Qualität der Antragsunterlagen „besonders wichtig“. Denn die Fördergrundlage für diesen Aufruf läuft voraussichtlich im dritten Quartal 2023 aus, da dann die novellierte „Allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung“ (AGVO) in Kraft tritt – da der Aufruf auf Basis der derzeit gültigen AGVO erfolgt, muss er abgeschlossen werden, solange diese Version der AVGO noch gilt. Grundsätzlich müssen staatliche Beihilfen (mit Ausnahme sehr kleiner Beträge) bei der EU-Kommission angemeldet und behilferechtlich genehmigt werden, bevor sie ausgezahlt werden können. Die AVGO befreit die EU-Länder von dieser Meldepflicht, sofern alle AGVO-Kriterien erfüllt sind.

Für die Klärung von Fragen zum Förderaufruf bieten der PtJ und die NOW am 19. April ein Webinar von 13:30 bis 15 Uhr an. Anträge können ab sofort bis zum 10. Mai 2023 gestellt werden – jedoch nur über das easy-Online-Portal.

Der Förderaufruf ist Teil des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie Phase II (2016 – 2026) – kurz NIP II – und erfolgt im Rahmen der Förderrichtlinie Marktaktivierung. Über diese wurden bisher Brennstoffzellenfahrzeuge im Straßenverkehr wie zum Beispiel Busse, Müllsammelfahrzeuge, leichte Nutzfahrzeuge und Pkw in Flotten sowie die zu deren Betrieb notwendige Betankungsinfrastruktur und Wasserstoffproduktionsanlagen gefördert.

„Mit unserem neuen Förderaufruf schaffen wir die Voraussetzung für ein Grundnetz von öffentlich zugänglichen Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge in Deutschland“, sagt Verkehrsminister Volker Wissing. „Damit eröffnen wir etwa den im Rahmen des IPCEI Wasserstoff eingebrachten Infrastrukturprojekten eine zügige Förderungsmöglichkeit und erfüllen so eine wesentliche Vorgabe der Europäischen Kommission.“

Die Veröffentlichung des nächsten Aufrufs ist für Ende 2023 geplant.
now-gmbh.de, ptj.de, ptj.de (Aufruf als PDF)

5 Kommentare

zu „Bund fördert H2-Tankstellen für schwere Nutzfahrzeuge“
Spock
23.03.2023 um 16:55
Der Herr Wissing sollte sich lieber um das Deutschland-Netz kümmern. Er verpulvert das Geld lieber für Wasserstofftankstellen die andernorts bereits wieder abgebaut werden. Der Mann ist eine absolute Fehlbesetzung und zwar in jeder Hinsicht. In der freien Wirtschaft wäre er schon längst geflogen. Thema verfehlt, 6 setzten.
John
25.03.2023 um 14:22
Das Verbrenneraus bedeutet doch nicht dass man in 2035 keine Verbrenner mehr zulassen kann. Das kann man doch 2030 dann noch mal diskutieren. Wichtig ist doch dass man fürs Klima den Spieß mal umdreht. Ansonsten diskutieren wir 2035 mit der Industrie ein Verbrenneraus für 2045. Und ja, Wasserstoff wird es auch ohne PKW und LKW geben. Und der wird Grün sein. Wenn der dann da ist, dann drängt er sich der Industrie förmlich auf. Da will man dabei sein (O. Zipse, 2023). Also H2 bedeutet Technologieoffenheit.
Hans-Peter Bensch
24.03.2023 um 15:55
Unnötiger und giftiger Kommentar! Wissing macht einen guten Job. Und Technologieoffenheit ist der richtige, freiheitliche Weg anstelle von zukunftsfeindlichen Verboten. So sieht's aus!
Gerd
24.03.2023 um 16:00
Wissing? Guter Job? Das war der Lacher zum Wochenende!Ganz ehrlich: Selbst die Autoindustrie fordert schon ne Weile Technologieklarheit, nicht Technologieoffenheit!
Nostradamus
23.03.2023 um 21:09
Wasserstoff ist die Zukunft – unbegrenzt verfügbar, 100 % recycelbar, 100 % sauber! Die dafür benötigte Energie kommt buchstäblich vom Himmel. Eine richtige und strategisch sehr wichtige Entscheidung, endlich eine sinnvolle Bewegung in Richtung Umweltschutz.

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