Northvolt will wohl Batteriefabrik in Quebec bauen

Bild: Northvolt

Der schwedische Batteriezellen-Hersteller Northvolt und seine Tochtergesellschaft Cuberg planen laut einem Medienbericht eine Fabrik in Kanada. Viele Details sind noch nicht bekannt, die Unternehmen haben aber offenbar schon zwei konkrete Standorte in der engeren Auswahl.

Wie „Electric Autonomy Canada“ unter Berufung auf Dokumente von Lobbyisten berichtet, sind als bevorzugte Standorte hierfür konkret Saint-Basile-Le-Grand und McMasterville in Quebec im Gespräch. Nähere Infos zur angestrebten Produktionskapazität und zum Zeitplan gibt es noch nicht.

Möglich ist, dass Northvolt einer Produktionsstätte in Nordamerika wegen der dortigen Subventionen den zeitlichen Vorzug gegenüber der Fabrik in Deutschland gibt. „Die Fabrik in Heide könnte sich verzögern“, hatte sich Northvolt-Chef Peter Carlsson im Oktober 2022 gewarnt. „Mit den aktuellen Strompreisen sehen wir die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Projekten in Deutschland gefährdet.“ Und weiter: „Wir wollen weiter ein europäischer Champion und Marktführer sein. Aber wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir möglicherweise der Expansion in den USA zunächst Vorrang gegenüber Europa geben“.

Ähnlich hatte sich auch Nicolas Steinbacher, Head of Strategy & Program bei Northvolt Germany, Ende März bei unserer Online-Konferenz „electrive.net LIVE“ geäußert. Steinbacher erwähnte zwar die „guten Gespräche“ mit Politikern rund um die Anlage in Heide. „Erneuerbare Energien stehen in direktem Zusammenhang mit einer nachhaltigen Batterieproduktion. Der Standort einer Gigafactory orientiert sich an der Verfügbarkeit erneuerbarer Energie“, sagte Steinbacher – eine Begründung mit der sich Northvolt einst für den deutschen Standort in Heide entschieden hatte. „Wir müssen in Europa einen Industriestrompreis auf den Weg bringen, um hierzulande zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren zu können. Wenn wir jetzt das Zeitfenster verpassen, werden Geldströme umgelenkt werden – weg von Europa.“

Wie es nun aussieht, sieht sich Northvolt in Kanada nach einem Standort für eine Nordamerika-Fabrik um. „Northvolt erkundet die Möglichkeit, eine Batterieproduktion in Nordamerika aufzubauen und zu betreiben (Design, Entwicklung und Produktion von Batterien), und befindet sich daher im Dialog mit der Bundesregierung“, zitiert „Electric Autonomy Canada“ aus dem Eintrag im kanadischen Lobbyregister. „Electric Autonomy Canada“ hat nach eigenen Angaben die Lobbyregister aller kanadischen Provinzen kontrolliert und Verbindungen zu Northvolt nur in Quebec gefunden. In Kanada müssen sämtliche Lobby-Bemühungen – und seien es erste Vorgespräche zu einem Fabrikbau samt möglicher Förderpakete – eingetragen werden. So ist in Kanada zum Beispiel auch VW-CEO Oliver Blume als Lobbyist registriert.

Die beiden in dem Artikel genannten Standorte liegen rund 30 Minuten Fahrt östlich von Montreal. Laut „Electric Autonomy Canada“ gebe es in dieser Region bisher keine Unternehmen aus der EV-Lieferkette. In der Provinz Quebec gibt es bereits eine Art Batterie-Zentrum: Im Bécancour Industrial Park, rund zwei Stunden nordöstlich von Montreal, bauen sowohl GM und Posco eine Kathodenmaterialfabrik als auch BASF. Der kanadische Graphitproduzent Nouveau Monde Graphite (NMG) verarbeitet in Bécancour in Québec angebautes Graphit zu Batterie-tauglichem Anodenmaterial. Und der Bergbaukonzern Vale plant eine Nickel-Verarbeitung in Bécancour. Vale Canada ist auch eine weitere Verbindung zu Northvolt: Im vergangenen Jahr hatte Northvolt mit dem Bergbauunternehmen eine mehrjährige Vereinbarung über die Lieferung von Nickelprodukten geschlossen.

Northvolt reagierte bisher nicht auf eine Anfrage des Portals mit Bitte um Stellungnahme, das Büro des kanadischen Industrieministers hingegen schon – wenn auch nur mit einer allgemeinen Aussage. „Minister Champagne hat unermüdlich daran gearbeitet, die Zukunft der kanadischen Autoindustrie zu sichern, einschließlich der Ansiedlung weiterer Unternehmen nach Kanada und des gesamten Elektrofahrzeug-Ökosystems“, so eine Sprecherin des Ministeriums. „Es ist gut zu sehen, dass die Investitionen unserer Regierung die Aufmerksamkeit von Automobilherstellern und Unternehmen aus der ganzen Welt auf sich ziehen. Wir werden weiterhin alles tun, damit die Kanadier von der weltweiten Umstellung auf Elektrofahrzeuge profitieren können.“

Im April hatte bereits der Volkswagen-Konzern eine 90-GWh-Batteriefabrik in Kanada angekündigt, allerdings in der Provinz Ontario gelegen.
electricautonomy.ca

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