BASF eröffnet Kathodenmaterial-Fabrik in Schwarzheide

BASF hat seine Kathodenmaterial-Fabrik im brandenburgischen Schwarzheide offiziell eingeweiht. Die Anlage ist nach Angaben von BASF für die nächsten Jahre ausverkauft und soll Produkte hervorbringen, „die auf die spezifischen Anforderungen von Zellherstellern und Automobilherstellern in Europa zugeschnitten sind“.

In Schwarzheide will BASF bekanntlich eine Kathodenmaterial-Fabrik und eine Batterierecycling-Anlage Seite an Seite betreiben. Letztere ist im Bau und soll voraussichtlich 2024 in Betrieb gehen. Der deutsche Konzern spricht vom „Europas erstem gemeinsamen Zentrum für Batteriematerialproduktion und Batterierecycling“ und von „der Schließung des Kreislaufs in der europäischen Batterie-Wertschöpfungskette“. Bei einer Präsenzveranstaltung mit politischer Prominenz kombinierte das Unternehmen heute die Einweihung der Kathodenmaterial-Anlage mit einer „Enthüllungszeremonie“ für das im Bau befindliche Recyclingwerk, in dem später die sogenannte Schwarze Masse hergestellt werden soll.

Wie mehrfach berichtet, will BASF in Schwarzheide Batteriematerialien für über 400.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr fertigen. Dabei sollen Vorprodukte aus der BASF-Anlage im finnischen Harjavalta mit „weltweit führender Prozesstechnologie“ weiterverarbeitet werden. Zu dieser Technologie äußert BASF in der aktuellen Mitteilung, dass sie einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck für Kathodenmaterialien ermöglicht. Garanten dafür sollen „ein minimierter Energieverbrauch und ein hoher Anteil an erneuerbaren Energien“ bei der Fertigung sein. Weiter ins Detail geht der Chemiekonzern an dieser Stelle nicht.

Wie seit August 2020 bekannt ist, erhält BASF für das Projekt 175 Millionen Euro vom Bund und Land Brandenburg – das Land steuert dabei 30 Prozent bei, 70 Prozent kommen vom Wirtschaftsministerium. Die EU-Kommission hatte die Förderung im Dezember 2019 als wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse („IPCEI“) beihilferechtlich genehmigt.

Weitere Investitionen für Kathodenmaterialien in Europa

BASF bezeichnet die neue Anlage als erste Produktionsstätte für hochleistungsfähige Kathodenmaterialien in Deutschland und die erste vollautomatische Großproduktionsanlage für Kathodenmaterialien in Europa. Fast in einem Nebensatz erwähnt der Konzern, dass die Anlage „für die nächsten Jahre ausverkauft“ sei. In diesem Kontext wird in der Unternehmensmitteilung auch erwähnt, dass man bereits weitere Investitionen für Kathodenmaterialien in Europa vorbereite und sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Kunden befinde.

Das überrascht uns nicht. Bereits im August 2022 hatte BASF dem RBB auf Nachfrage mitgeteilt, dass man eine Erweiterung seiner Kathodenmaterial-Produktion in Schwarzheide vorbereite, noch bevor diese überhaupt begonnen hat. Eine zweite Anlage in identischer Bauweise könnte auf einer bislang ungenutzten, 19.000 Quadratmeter großen Fläche auf dem Betriebsgelände entstehen, hieß es. Ob die zweite Anlage allerdings wirklich gebaut wird, war seinerzeit aber noch offen: „Eine endgültige Entscheidung über zukünftige Investitionen in die Produktion von Kathodenmaterialien in Schwarzheide hat BASF noch nicht getroffen“, äußerte BASF damals. In der jetzigen Mitteilung limitiert BASF die Standortsuche weder auf Brandenburg noch auf Deutschland. Die Rede ist schlicht von Europa.

Tatsache ist dagegen, dass in der Nachbarschaft in Schwarzheide eine Batterie-Recyclinganlage im großtechnischen Maßstab entsteht. Im Juni 2022 hatte BASF die Einrichtung angekündigt und die Inbetriebnahme für Anfang 2024 in Aussicht gestellt. In der aktuellen Mitteilung ist nun von „voraussichtlich 2024“ die Rede. Zur Kapazität des Werks ist noch nicht bekannt. Es soll aber eine tragende Rolle bei der Wiederaufbereitung von Batteriematerialien spielen.

BASF betont in seiner Mitteilung, in Asien und Nordamerika bereits Kathodenmaterialien auf Basis von recycelten Metallen als Kreislauflösung anzubieten, um Ressourcen zu schonen und den CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren. Mit den Investitionen in Schwarzheide soll dieses Prinzip nun auch auf den europäischen Markt übertragen werden. „Ausgediente Batterien und Abfälle aus der Batterieproduktion werden in der neuen Anlage mechanisch zu Schwarzer Masse verarbeitet. Die Schwarze Masse enthält wichtige Metalle, die zur Herstellung von Kathodenmaterialien verwendet werden: Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan“, führt BASF aus. In einem zweiten Schritt könnten diese Metalle auf möglichst nachhaltige Weise chemisch zurückgewonnen und zur Herstellung neuer Kathodenmaterialien verwendet werden.

Bereits in Betrieb ist in Schwarzheide unterdessen eine Recycling-Prototypanlage, zu der BASF im Juni 2021 Details veröffentlicht hatte. Diesen Februar teilte der Chemiekonzern mit für diese Prototypanlage eine langfristige Zusammenarbeit mit dem israelischen Unternehmen Tenova Advanced Technologies (TAT) vereinbart zu haben. Gemeinsam wollen beide Unternehmen das hydrometallurgische Recyclingverfahren optimieren.

„Glauben an chemische Industrie in Europa und Deutschland“

„Trotz aller Herausforderungen, vor denen wir derzeit in Europa stehen, ist der heutige Tag für uns alle ein Grund, optimistisch zu sein. Die moderne Anlage für Kathodenmaterialien und die Recyclinganlage für die Herstellung von Schwarzer Masse unterstreichen, dass wir als BASF an die Zukunft der chemischen Industrie in Europa und in Deutschland glauben und in innovative Produkte und Dienstleistungen für unsere Kunden in unserem Heimatmarkt investieren“, äußert BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller. „Mit unseren beiden Investitionen leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von Batterien und schließen den Kreislauf für eine nachhaltige Mobilität.“ Insgesamt sollen durch BASFs Ansiedlung in Schwarzheide rund 180 neue Arbeitsplätze entstehen.

Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck fügt die Kombination einer hochmodernen Batterie-Kathodenmaterialproduktion und einer Recyclinganlage Deutschlands wachsendem Batterie-Ökosystem ein zentrales Puzzlestück hinzu. „Die Entscheidung für Schwarzheide unterstreicht zudem die Attraktivität des Standorts – den Wert seiner Industriegeschichte und seines chemischen Know-hows ebenso wie das Angebot an erneuerbaren Energien in der Umgebung. Das Projekt steht auch mustergültig für die laufende Transformation: Dort, wo lange Zeit Kohle zu Benzin verflüssigt wurde, soll künftig das Aktivmaterial für Elektroauto-Batterien produziert werden. Wir freuen uns, diesen Wandel mit der IPCEI-Förderung zu unterstützen.“

Maroš Šefčovič, der Vizepräsident der Europäischen Kommission, warnt, dass die Wettbewerber ebenso auf diesen Markt drängten. „Vor diesem Hintergrund ist die Europäische Kommission bestrebt, ein solides Batterie-Ökosystem in Europa zu schaffen. (…) Die BASF-Anlage hat von dieser Arbeit profitiert. Mit ihrem Schwerpunkt auf fortschrittlichem Kathodenmaterial und Recycling zeigt sie, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit der EU stärken, ihre Abhängigkeiten in einem strategischen Sektor verringern und die grüne Transformation beschleunigen können.”

Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, betont vor allem die Bedeutung der Ansiedlung für die Lausitz: „Die Lausitz ist und bleibt Industrie- und Energieregion. (…) Die neuen Anlagen für Batteriematerialien bei der BASF Schwarzheide tragen zum Gelingen des Transformationsprozesses in der bisherigen Braunkohleregion bei. Mit der Produktion von Materialien zur Batterieherstellung, der Batterieproduktion und ihrem Recycling entsteht in Brandenburg ein neuer, einzigartiger Industriezweig, mit dem wir ein weiteres Kapitel der Energiewende aufgeschlagen.“
basf.com

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