VW leitet neue China-Plattform vom MEB ab

Volkswagen hat den vorab durchgesickerten Plan zur Entwicklung einer Plattform für günstige E-Autos in China bestätigt und einige weitere Details genannt. So wird die neue Plattform vom Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) des Konzerns abgeleitet sein. Und das in – für VW –  beachtlichem Tempo.

Bild: Volkswagen

Die neue, aber noch namenlose Plattform soll in nur 36 Monaten zur Marktreife gebracht werden, wie die Volkswagen Group China mitteilt. Das sei „etwa ein Drittel kürzer als der bisherige Plattform-Entwicklungszyklus des Volkswagen-Konzerns“. Die Tochterfirma Volkswagen China Technology Company (VCTC) in Hefei wird schon in der frühen Entwicklungsphase Technologien von lokalen Zulieferern einbinden. Die VCTC ist übrigens bei VW direkt und nicht bei einem der Joint Ventures mit FAW oder SAIC angesiedelt. Und die Verkürzung der Entwicklungszeit um rund 30 Prozent wurde bereits bei der Ankündigung der VCTC im April genannt.

Um dieses Tempo und den hohen, lokalen Liefergrad zu erreichen, wird in Hefei ein 450.000 Quadratmeter großer Zuliefererpark für rund 1.100 lokale Unternehmen und ihre Hard- und Softwarelösungen errichtet. Ziel ist es, die Lokalisierungsquote schrittweise auf bis zu 100 Prozent zu erhöhen. Derzeit arbeiten 1.200 Spezialisten im VCTC in Hefei. Bis zum Ende des nächsten Jahres sollen es rund 3.000 sein.

Wann genau die ersten Modelle auf den Markt kommen sollen uns wie teuer diese werden, gibt VW in der Mitteilung nicht an. Das „Handelsblatt“ hatte Ende vergangener Woche über vier zusätzliche Elektromodelle in einer Preisspanne von umgerechnet 18.000 bis 22.000 Euro berichtet, die ab 2026 auf den Markt kommen sollen. Eine der Quellen für den Bericht war VW-China-Chef Ralf Brandstätter selbst. Und rechnet man die nun angekündigte Entwicklungszeit von 36 Monaten hoch, landet man in der Tat bei Ende 2026 – falls VW intern bereits vor einigen Monaten mit den Arbeiten begonnen hat, könnte es auch Mitte 2026 werden. In welchen Segmenten die neuen Modelle angesiedelt sein sollen, ging auch aus dem „Handelsblatt“-Bericht nicht hervor.

„Indem wir unser Entwicklungsteam und unser Einkaufsteam eng verknüpfen und lokale Lieferanten und Partner so früh wie möglich in die Produktentwicklung einbeziehen, verbessern wir kontinuierlich die Produktivität und transformieren uns“, sagt Han Hongming, Chief Technology Officer des Volkswagen Konzerns (China). „Wir müssen schneller und agiler sein. Darüber hinaus nutzen wir innovative Technologien, um Entwicklungs-, Test- und Produktionsprozesse unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit zu beschleunigen. Eines ist klar: Wir bleiben der DNA von Volkswagen und unserem Anspruch an Qualität und Sicherheit treu. Keine Kompromisse.“

In der Mitteilung nennt VW ein Beispiel für die beschleunigten Prozesse: Bei neuen Elektrofahrzeugen wird der sogenannte E-4-Poster von drei Monaten auf einen Monat verkürzt. Bisher handelte es sich dabei um Straßentests mit Prototypen, um die Haltbarkeit bestimmter Komponenten zu erproben. Im VCTC soll nun ein nur noch vier Wochen dauernder Prüfstandtest durchgeführt werden, um etwa das wiederholte Laden und Entladen der Batterie im Fahrzeug mit allen Systemen zu erproben – das Artikelbild zeigt einen Cupra Tavascan während des E-4-Posters.

Zugleich sollen auch Synergieeffekte mit den Joint-Venture-Unternehmen und Partnern erzielt werden. Dabei handelt es sich um SAIC-VW, FAW-VW- Volkswagen Anhui, Gotion High-Tech für die Batterie und Xpeng Motors bei der Elektrifizierung. „Wir entwickeln Hefei zum Zentrum der ‚In China, für China‘-Strategie der Gruppe und werden zu einer wichtigen Schnittstelle mit Joint Ventures und lokalen Partnern, um die Effizienz zu verbessern, die Entwicklung zu beschleunigen und Kostenstrukturen zu optimieren“, sagt Bei Ruide, Geschäftsführer des Volkswagen-Konzerns in China.

volkswagengroupchina.com.cn

3 Kommentare

zu „VW leitet neue China-Plattform vom MEB ab“
Thomas
27.11.2023 um 10:50
Steht da auf dem Prüfstand ein weißer und seriennaher Urban Rebel?
Sebastian Schaal
27.11.2023 um 11:29
Hallo Thomas,nein, das ist – wie im Artikel geschrieben – ein Cupra Tavascan.Viele Grüße Sebastian Schaal
Michael
28.11.2023 um 09:05
Ich bin mir sicher, die Entwickler, Ingenieure und Techniker können so schnell sein und wissen vermutlich jetzt schon ungefähr wie der Weg und das Ziel aussehen müssen und werden. Was in großen Unternehmen oft lange und ewig dauert, das sind die Entscheidungen vom Management, alleine die Termine für Präsentationen bedeuten Vertagungen, Aufschiebungen und plötzliche Änderungswünsche am ausentwickelten Zustand. Das frisst Zeit und Nerven. Ja und 1.100 lokale Unternehmen, das ist toll. Kurze Wege helfen. Aber für jeden Auftrag an ein externes Unternehmen sind Ausschreibungen, Lastenhefte, ..., Entscheidungsdurchläufe, Einkaufsabteilungen, Mittelfreigaben usw. usf. erforderlich. Oder?

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