Daimler Truck erörtert Bezug von grünem Flüssigwasserstoff aus Abu Dhabi

Zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs prüft Daimler Truck mit dem arabischen Energieunternehmen Masdar die etwaige Lieferung von grünem Flüssigwasserstoff aus Abu Dhabi nach Europa. Einen mit diesem Kraftstoff angetriebenen Lkw will Daimler Truck 2027 auf den Markt bringen.

Bild: THE-COOL-BOX Studio

Ihre gemeinsame Ambition, Exportmöglichkeiten von grünem Flüssigwasserstoff aus Abu Dhabi abzuwägen, haben Daimler Truck und Masdar in einer Absichtserklärung fixiert. Der Stuttgarter Lkw-Hersteller verfolgt bei seinen Dekarbonisierungsplänen bekanntlich eine Doppelstrategie mit Wasserstoff- und Batterie-betriebenen Fahrzeugen. Die Serienreife des GenH2 Truck – des ersten H2-Lkw mit Stern – ist für 2027 geplant. Anders als frühe Prototypen soll dieses Modell nicht mit gasförmigem Wasserstoff sondern mit Flüssigwasserstoff (LH2) auf die Straße kommen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate verfolgten den Plan, sich bis 2031 als „führender und zuverlässiger Produzent und Lieferant von kohlenstoffarmem Wasserstoff“ zu etablieren, wie es in einer begleitenden Mitteilung aus der Daimler-Truck-Zentrale heißt. Masdar – 2006 gegründet – soll dabei eine tragende Rolle spielen. Das Energieunternehmen soll bereits Projekte in mehr als 40 Ländern und mit einer Gesamtstromerzeugungskapazität von mehr als 20 GW (Gigawatt) entwickelt haben. Bis 2030 will Masdar 100 GW erreichen.

Laut Masdar-CEO Mohamed Jameel Al Ramahi strebt sein Unternehmen an, einer der führenden Akteure bei der Entwicklung von grünem Wasserstoff weltweit zu werden – „und wir glauben, dass der Transportsektor einer der strategisch wichtigsten Märkte für grünen Wasserstoff ist“. Die Vereinbarung mit Daimler Truck hat aus Sicht des Unternehmenschefs das Potenzial, eine erhebliche Verringerung der CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr in Europa zu ermöglichen, „und sie (…) folgt unserem ‚Smart-Early-Mover‘-Ansatz, der darauf abzielt, Projekte mit strategischen Partnern in der ganzen Welt durchzuführen.”

Martin Daum, Vorstandsvorsitzender der Daimler Truck Holding AG betont, man wolle eine Vorreiterrolle im nachhaltigen Transportwesen einnehmen. „Um Nutzfahrzeuge zu dekarbonisieren, ist es absolut entscheidend, grüne Energie global verfügbar zu machen. Unsere Initiative mit Masdar ist ein erster Schritt, um die Versorgung mit grünem Flüssigwasserstoff in Europa zu ermöglichen.”

Der Stuttgarter Lkw-Hersteller plant bekanntlich, das gesamtes Angebot an Lkw und Bussen in seinen Kernmärkten Europa, USA und Japan bis 2039 auf CO2-neutrale Antriebe ( im Fahrbetrieb) umzustellen. Neben dem Batterie-elektrischen Antrieb – wie in den eActros-Baureihen – nimmt Daimler Truck auch die Wasserstoff-Mobilität in den Fokus. Seit Jahren arbeitet das Unternehmen mit dem GenH2 Truck an einem Wasserstoff-Lkw für den Fernverkehr.

Erst kürzlich attestierte Daimler Truck seinem GenH2 Truck nach intensiven Erprobungen auf der Teststrecke und auf öffentlichen Straßen „eine fortgeschrittene Entwicklungsreife“, sodass er zu ersten kundennahen Fahrerprobungen eingesetzt werden kann. Den Schritt bezeichnet das Unternehmen als Eintritt in die nächste Entwicklungsphase. Serienreife soll das Modell wie oben erwähnt in drei Jahren erlangen.

Die Flotte wird zunächst fünf Erprobungsfahrzeuge umfassen, die voraussichtlich ab Mitte 2024 von den Unternehmen Amazon, Air Products, Holcim, INEOS und Wiedmann & Winz in den Dienst geschickt werden. „Die fünf Sattelzug-Lkw werden in Deutschland auf spezifischen Routen und in verschiedenen Anwendungsfällen im Fernverkehr eingesetzt, beispielsweise im Transport von Baustoffen, Seecontainern oder auch Flaschengasen“, hieß es dazu vergangenen Monat in einer Unternehmensmitteilung.

Es handelt sich bei dem Quintett bereits um Fahrzeuge, die flüssigen Wasserstoff als Kraftstoff nutzen. Frühere Prototypen des Modells arbeiteten noch mit vier Druck-Tanks. Wie Daimler Truck ankündigt, werden die fünf Exemplare an „dafür vorgesehenen öffentlichen Flüssigwasserstoff-Tankstellen in Wörth am Rhein und im Raum Duisburg“ betankt. Der Hinweis rührt daher, dass es Flüssigwasserstoff-Tankstellen noch so gut wie nicht gibt.

Das Entwicklungsziel des serienreifen GenH2 Truck ist eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometer und mehr. So wurde es bereits bei der Vorstellung des Konzeptfahrzeugs im September 2020 angekündigt. Dass es sich um ein realistisches Ziel handelt, demonstrierte der Hersteller im September mit seinem #HydrogenRecordRun. In dessen Rahmen fuhr ein GenH2 Truck jüngst mit einer Tankfüllung Flüssigwasserstoff innerhalb Deutschlands 1.047 Kilometer weit.

daimlertruck.com

6 Kommentare

zu „Daimler Truck erörtert Bezug von grünem Flüssigwasserstoff aus Abu Dhabi“
John
26.01.2024 um 14:37
Oh Daimler, die Firma hat schon so viel vor gehabt. Insbesondere in Bezug auf H2 und BZ ;-)
ganzjahresreichweite
29.01.2024 um 08:36
Das ist wie beim esten tablet von Apple in den 90ern: die Zeit war halt noch nicht reif. Jetzt schon...
ganzjahresreichweite
29.01.2024 um 08:35
Das ist wie beim esten tablet von Apple in den 90ern: die Zeit war halt noch nicht reif. Jetzt schon...
Spock
29.01.2024 um 08:20
Wir sind auf einem guten Weg uns durch den Aufbau von grüner Stromerzeugung halbwegs unabhängig zu machen und hier geht es von einer Abhängigkeit in die andere. Da bin ich mal gespannt wie "grün" von Abu Dhabi definiert wird. Ich meine solange sie noch Öl haben? Hoffentlich ist Daimler so schlau sich erst nach diversen Realtests durch zukünftige Endkunden der LKW vertraglich zu binden. Den bisherigen Erfahrungen nach ist die Technologie grundsätzlich zu teuer und wartungsintensiv. Was nützt ein Abnahmevertrag mit dem man nichts anfangen kann. Aber dann werden die Rufe nach der Regierung wieder laut.
Derek Finke
29.01.2024 um 08:29
Aus Sicht der Flottenbetreiber stellen sich da einige Fragen: Was kostet so ein Fahrzeug in der Anschaffung im Vergleich zum BEV? Wie steht es um die Effizienz im Vergleich zum BEV? Was kostet grüner Wasserstoff im Vergleich zu grünem Strom? Wann und Wo gibt es ein in Europa flächendeckendes Netz an Wasserstofftankstellen?MAN sieht zumindest die dritte Frage als so kritisch an, dass sie Wasserstoff nur noch begleitend weiterentwickeln, um im Falle eines später eventuell eintretenden Kipppunktes pro Wasserstoff nicht am Bahnhof mit abgefahrenen Zügen zu stehen.Abgesehen davon gibt es Stand heute auch kein flächendeckendes Netz an Ladestationen für batterieelektrische LKWs.
Derek Finke
29.01.2024 um 08:29
Aus Sicht der Flottenbetreiber stellen sich da einige Fragen: Was kostet so ein Fahrzeug in der Anschaffung im Vergleich zum BEV? Wie steht es um die Effizienz im Vergleich zum BEV? Was kostet grüner Wasserstoff im Vergleich zu grünem Strom? Wann und Wo gibt es ein in Europa flächendeckendes Netz an Wasserstofftankstellen?MAN sieht zumindest die dritte Frage als so kritisch an, dass sie Wasserstoff nur noch begleitend weiterentwickeln, um im Falle eines später eventuell eintretenden Kipppunktes pro Wasserstoff nicht am Bahnhof mit abgefahrenen Zügen zu stehen.Abgesehen davon gibt es Stand heute auch kein flächendeckendes Netz an Ladestationen für batterieelektrische LKWs.

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