Tesla legt Patente für 48-Volt-System offen

Nach seinem Ladesystem NACS will Tesla mit LVCS eine weitere seiner Komponenten zum Industriestandard machen. Diesmal geht es um die Konnektivität von Autos. LVCS steht für Low-Voltage Connector Standard und ist Teil der 48-Volt-Elektronikarchitektur, die Tesla für den Cybertruck verwendet.

tesla lvcs 2024
Bild: Tesla

Tesla bezeichnet in den kurzen Blog-Beitrag die 48-Volt-Architektur als „langfristig die optimale Wahl, denn sie benötigt nur ein Viertel des Stroms, um die gleiche Leistung zu liefern“. Sie sei entwickelt worden, „um zuverlässige autonome Fahrzeuge zu ermöglichen, und nutzt eine robuste Einzeldrahtversiegelung und unabhängige sekundäre Verriegelungsmechanismen bei gleichzeitiger Minimierung der Gehäusegröße“.

Wie so oft bei Tesla geht es im Kern um eine Vereinfachung der Produktion und somit niedrigere Kosten. Denn mit den modernen Komfort- und Assistenzsystemen haben sich die Komplexität und Kosten der Elektronik in der Autoindustrie laut einer von Tesla zitierten Deloitte-Studie verdoppelt. Heute seien für ein einziges Fahrzeug in der Regel mehr als 200 Anschlüsse erforderlich, Tendenz steigend.

Diesem Trend soll der LVCS ein Ende setzen: Für den LVCS haben die Ingenieure gerade einmal sechs Stecker-Designs definiert. Diese seien „so ausgelegt, dass sie die Strom- und Signalanforderungen für über 90 % der typischen elektrischen Geräteanwendungen erfüllen. Diese Standardisierung ermöglicht weitere Effizienzsteigerungen, Kostensenkungen und eine Automatisierung der Fertigung“, so Tesla.

Der US-Autobauer lädt „alle Geräteanbieter und Fahrzeughersteller ein, sich an dieser Initiative zu beteiligen“. Dafür wurde die Mailadresse lvcs@tesla.com eingerichtet.

Der Hintergrund des Vorhabens ist klar: Wird das Tesla-System zu einem (De-Facto-)Industriestandard, steigen die Stückzahlen für LVCS-kompatible Komponenten deutlich und die Preise sinken, auch eine Reparatur könnte somit theoretisch einfacher und günstiger werden. Allerdings ist kurz nach der Veröffentlichung des Tesla-Vorschlags offen, ob der LVCS für den Rest der Branche attraktiv genug ist, die eigenen Systeme über Bord zu werfen.

Als Tesla die Patente für den hauseigenen Ladeanschluss offen gelegt und den Namen NACS für North American Charging Standard“ geprägt hat, war die Reaktion zunächst auch eher verhalten – bis dann rund ein halbes Jahr später mit Ford und GM gleich zwei US-Schwergewichte den NACS adaptiert haben. Heute setzen nahezu alle Autobauer bei ihren elektrischen Nordamerika-Modellen auf den NACS. Allerdings ist die Adaption eines Lade-Standards – gerade mit Blick auf die in den USA deutlich besser ausgebauten Tesla Supercharger im Vergleich zu CCS-Schnellladern – für Unternehmen wie Endkunden attraktiv gewesen, während es für den Kunden nachrangig ist, welche 48-Volt-Stecker in seinem Fahrzeug verbaut sind. Solange die Funktionalität stimmt.

tesla.com

21 Kommentare

zu „Tesla legt Patente für 48-Volt-System offen“
Jörg
29.10.2024 um 10:09
den Tesla-Standard anzunehmen würde mit einigem an Gesichtsverlust einhergehen. ich bin mal gespannt wer es trotzdem macht, weil es letztendlich billiger ist
Silverbeard
30.10.2024 um 12:43
Dir ist aber schon klar, dsas Tesla nicht die 48V Idee erfunden, sondern umgesetzt hat? Von 48V haben ich schon vor 10-15 Jahren bei deutschen Autoherstellern gelesen. Aber die denken wohl wie Du, solange man noch nicht die Wand erreicht hat, kann man noch Gas geben...
Axel T.
02.11.2024 um 23:57
Ganz schön viele Worte um eine Patentfreigabe schlechtzureden...Wir werden ja sehen, wer das in ein paar Jahren nutzen wird. Stichwort analog "NACS" - aber bitte nicht wieder einen Wortschwall schreiben, warum das keine gute Lösung ist, sehen zumindest nun quasi alle anderen Hersteller in Nordamerika anders. ;-)
Axel T.
04.11.2024 um 04:04
"Hier wird nichts schlecht geredet [...] "Übrigens lächerlich sich so etwas überhaupt patentieren zu lassen." -> Merken Sie selbst, oder? ;-)
RicMedio
30.10.2024 um 12:41
Selten so viel Text gelesen der nicht stimmt.Der Leitungsquerschnitt bei höherer Spannung und gleicher Leistung wird kleiner. Gewicht wird eingespart und demzufolge Material (Kupfer). Der Leistungsverlust sinkt und erhöht die Effizienz des Fahrzeugs.Die Technologie GaN kennen Sie? Silizium wird durch Galliumnitrid ersetzt. Diese Bauteile sind effizienter und kleiner.Die Ausgangsspannung zu senken ist kein Aufwand. Anbieter wie ROHMs bieten Spannungswandler von 48 Volt auf 3,3 Volt über GaN an mittels eines ICs.Deutschland und andere europäische Automobilhersteller bemühen sich jedoch verstärkt um den Übergang zu einem 48-Volt-Stromversorgungssystem. Warum die Erhöhung der Spannung von 12Volt auf 48Volt? Zunächst einmal ermöglicht 48Volt eine höhere Leistung des Antriebsmotors bei geringerer Größe. Außerdem können Komponenten wie elektromagnetische Spulen und Motoren für die Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Scheibenwischer miniaturisiert werden.Das führt auch zur Gewichtseinsparung und weniger Materialkosten und Verbrauch.Das spart hoch skaliert viele Ressourcen.
RicMedio
30.10.2024 um 20:03
Was ist falsch? Zumal ich mich vorher informiert habe. Immer lustig, wenn einzelne Menschen meinen klüger zu sein, als große Unternehmen mit extrem gut ausgebildeten Mitarbeitern.
woelfchen
30.10.2024 um 18:46
Kleinerer Querschnitt mag sein, wobei höhere Spannung gleichzeitig eine stärkere Isolierung zur Folge hat mit fraglicher Gewichtseinsparung.
woelfchen
30.10.2024 um 18:35
GaN ist die Dotierung ähnlich Galliumarsenid und keine Substitution von Silizium.
MWF
30.10.2024 um 08:00
na dann auf und den Tesla-Jungs erklären, dass sie Fehler machen. ;)
Stefan
29.10.2024 um 20:19
Das Netzteil eines Desktop-Computers liefert verschiedene Spannungen nebeneinander, auf bis zu 12 Pins oder mehr. Das sind dann 12 Volt, 5 Volt und 3,3 Volt nebeneinander. Das würde hier auch Sinn geben. 48 Volt für die Bauteile, die es brauchen und 12 oder weniger für die Kleinelektronik. Für 48 Volt hat man früher 4 Bleiakkus benötigt. Heute geht das besser.
Müller
29.10.2024 um 14:16
LKW fahren heute schon mit min. 24 Volt. Teilweise auch mit 48 Volt.
BEV
29.10.2024 um 14:01
stimmt nicht ... selbst die von dir genannten Porsche haben 48V im Taycan .. im gegenteil sogar, die haben das sehr dumm gelöst, man hat auf bestehende Komponenten zurückgegriffen und die haben neben 800V sogar 400V im Fahrzeug, weil es die Teile noch nicht als 800V gab und dazu noch 12V und 48V (Je nach Ausstattung) ein Wegfall von 12V und nur noch auf 48V zu setzen macht sehr wohl sinn auch bei Tesla ist der Klimakompressor an der HV-Seite, das hat nicht Porsche erfunden
Sureface
29.10.2024 um 16:38
Es gibt Gründe warum man die Lenkung beim CT nicht am HV Netz hat. Die 800V werden abgeschalten, wenn was ist. Dann wäre auch die Lenkung am Sack. Im Notfall muss aber das Steer By Wire System noch funktionieren. Daher ist das auf dem 48V Netz.
Hoppe 63
29.10.2024 um 16:37
Ich kenne überhaupt keinen BEV bei dem der Klimakompressor nicht am HV Netz hängt!
Robert K.
29.10.2024 um 10:13
Ja, absehbar wird sich der NACS hier nicht durchsetzen. Dafür sind hier schon vieeel zu viele CCS-Stecker verbaut und das Ladenetz somit attraktiv ausgebaut (anders als USA). Und, wenn auch klobiger, ist CCS2 doch zukunftsfähiger, da dort nochmal erheblich mehr Watt durch gehen. Ich sehe 5-600 kW schon bald als realistisches kurzzeit-Auto-Lade-Erlebnis an. Ob das dann die Netze noch mitmachen? Aber mit Pufferbatterie im Lader gehts.
BEV
29.10.2024 um 14:02
das sagt doch der Name schon NACS ist für Nordamerika .. und ersetzt dort den Typ 1 / CCS1 Stecker
Matthias U
29.10.2024 um 11:49
Ja. Schön. Und wo finde ich jetzt die Doku zu diesem noch-möchtegern-Standard?
BEV
29.10.2024 um 14:03
die 48V werden im Mild Hybrid aber nicht statt sonder zusätzlich zum 12V Bordnetz eingesetzt, das ist sehr dumm
Silverbeard
30.10.2024 um 12:47
Hochvoltbatterien werden mit einem Puffer versehen. Die kann man unter normalen Umständen nicht leerfahren. Also selbst wenn der Antrieb nicht mehr aktiviert werden kann, ist noch Kapazität in der Batterie. Ich gehe davon aus, das Tesla dieses Problem mit Steer By Wire berücksichtigt hat. Zumindest die Vorderräder dürften sich noch steuern lassen.
Battie
29.10.2024 um 19:40
Bei E-Bikes mit elektrischer Schaltung wie enviolo automatiq oder Decathlon-Owuru (hier nur ein Kadenz-Variator) ist es üblich, dass bei niedriger Batterieladung der Antrieb rechtzeitig ausgeht, damit das Fahrrad weiterhin mit Schaltung noch weit genug gefahren werden kann. Ähnlich wird es sich im CT verhalten: normal fahren ist dann zwar nicht mehr möglich, wohl aber lenken, z.B. um noch abgeschleppt werden zu können - ohne Spezialfahrzeug - kann ich mir vorstellen. So ein CT soll ja exquisite Geländeeigenschaften haben und sollte möglichst aus jeder Lage noch geborgen werden können, wenn sich der Fahrer mit der Reichweite verschätzt hat denke ich. Zudem ist die Testergemeinde doch ordentlich angetan von der Lenkung des CT, warum sollte das nicht Schule machen? Wiedermal hat sich doch Tesla was getraut, was es vorher nicht gab. Bitte um Berichtigung wenn ich da was falsch sehe!
Robert
31.10.2024 um 07:29
Lauter Experten unter sich...sowas gibt es nur in Deutschland. Bei sovlelen falschen Aussgen, wundert mich nicht dass das Land technisch hinterfahren wird. MADE IN GERMANY

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