Insolvenz: Renaults H2-Tochter Hyvia kämpft ums Überleben

Hyvia, das Brennstoffzellen-Joint-Venture von Renault und dem US-Unternehmen Plug Power, durchläuft in Frankreich ein Insolvenzverfahren. Renault-Chef Luca de Meo bezeichnet die Lage der 2021 gegründeten Tochter in einer parlamentarischen Anhörung als "schwierig" – es sei kein Markt vorhanden.

renault master h2 tech prototype hyvia e transporter electric transporter 2024 07 min
Bild: Renault/Pagécran

Hyvia stellte bereits Ende vergangenen Jahres einen Insolvenzantrag, den das Handelsgericht von Versailles im Dezember auch billigte. Inzwischen wurde der sogenannte gerichtliche Sanierungszeitraum, der eigentlich zum 31. Januar ausgelaufen wäre, um einige Wochen verlängert, sodass weiter die Chance besteht, das Unternehmen durch eine Übernahme oder neue Investoren zu stabilisieren. Wichtig dabei: Es handelt sich beim Fall Hyvia nach französischem Insolvenzrecht um eine „procedure de redressement judiciaire“, also ein gerichtliches Verfahren mit dem Ziel einer Sanierung. Und nicht um ein Liquidationsverfahren („procedure de liquidation judiciaire“), bei dem es um die Abwicklung des Unternehmens geht.

Um die Existenz von Hyvia geht es dennoch. Denn bis zur ersten Deadline am 31. Januar ist es augenscheinlich nicht gelungen, eine Sanierungslösung zu finden. Hyvia selbst gibt als Grund seines Konkurses „die zu langsame Entwicklung der Ökosysteme für Wasserstoffmobilität in Europa und die sehr hohen Entwicklungskosten an, die für H2-Innovationen erforderlich sind“. Und: Drei Jahre lang habe Hyvia als eines der ersten Unternehmen, das in die Wasserstoffmobilität investiert hat, ein Angebot auf einem Markt entwickelt, „der leider immer noch nicht vorhanden ist“.

Hyvia war 2021 angetreten, um von Frankreich aus leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb in Europa zu kommerzialisieren. Erstmals angekündigt hatten Renault und Plug Power die gemeinsame Initiative im Januar 2021, ehe das Joint Venture im Sommer 2021 gegründet wurde. Anschließend ließ Hyvia zwei Versionen von H2-Transportern (im April 2023 und im Juni 2024) zu und leitete die Entwicklung einer dritten Generation ein, auf die das Unternehmen vor einigen Monaten auf der IAA Transportation und dem Pariser Autosalon auch erste Blicke gewährte. Parallel weihte Hyvia im französischen Flins 2022 ein Werk für die Montage und Prüfung von Brennstoffzellen ein.

Hyvia gelang es anfangs auch, öffentliche Gelder einzusammeln. So wurde das Joint Venture etwa als wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse („IPCEI – Hy2Tech“) anerkannt. Schnell reklamierte Hyvia, in Europa bis 2030 einen Marktanteil von 30 Prozent anzustreben. Die Belegschaft wuchs entsprechend an: auf 110 Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Insolvenz.

Parallel zur gerichtlichen Verlängerung des Verfahrens äußerte sich dieser Tage Renault-Chef Luca de Meo vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung zur Lage und zu den Aussichten des Renault-Konzerns in Frankreich. Dabei ging es auch um die Nachfrage nach Pkw und leichten Nutzfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Luca de Meo sieht in diesem Bereich trotz vieler Initiativen aktuell „keinen Markt“, die Situation für Hyvia sei daher „sehr schwierig“. Trotz erheblicher finanzieller Investitionen und zahlreicher öffentlicher Fördermittel würden sich wasserstoffbetriebene Fahrzeuge „mangels ausreichender Nachfrage nicht verkaufen“. Der Wasserstoff wird laut dem Renault-Chef „Lkw auf den Hauptstraßen antreiben und vielleicht verwendet, um grünen Stahl zu machen. Aber ich sehe, dass die Sache langsamer anläuft, als wir erwartet haben.“ Er betonte jedoch, dass ein für 2026 geplanter Transporter von Flexis (ein Joint Venture von Renault, der Volvo Group und CMA-CGM) mit einer Brennstoffzelle ausgestattet werden könnte.

Ob Hyvia als Hersteller überlebt, werden die nächsten Wochen zeigen. Die neueste Generation der Hyvia-Transporter sollte eigentlich ab 2025 komplett im regulären Produktionsprozess im Werk Batilly auf einer Linie mit den Transportern anderer Antriebsarten gefertigt werden. Damit sollte laut Hyvia die Stückzahlen steigen. Technische Details nannte das Unternehmen auf den Messen im Spätsommer und Herbst noch nicht. Die Rede war aber von einer Reichweite von 700 Kilometern gemäß WLTP bei allen Witterungsbedingungen und einer Tankzeit von fünf Minuten. 

media.hyvia.eu, hydrogentoday.info, automobile-propre.com (beide auf Französisch)

12 Kommentare

zu „Insolvenz: Renaults H2-Tochter Hyvia kämpft ums Überleben“
Robert
14.02.2025 um 11:07
"enault-Chef Luca de Meo bezeichnet die Lage der 2021 gegründeten Tochter in einer parlamentarischen Anhörung als "schwierig" – es sei kein Markt vorhanden" ja wer hätte das dem auch ahnen können das man für Wasserstoff Fahrzeuge so gut wie keine Kunden finden kann!
Nikola
15.02.2025 um 22:03
Bei Transportern mit PKW-Zulassung (für Wohnmobile und schnelle Kurierfahrten) muss das Gewicht unter 3,5t liegen. Mit Batterien bedeutet dies entweder geringe Zuladung, oder geringe Reichweite. Dies könnte eigentlich eine Nische sein, wo Wasserstoff Sinn macht.
Reinhold Venzl-Schubert
17.02.2025 um 10:50
Es ist wohl in Planung, das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 t für elektrische Transporter bzw. Wohnmobile zu erhöhen. Außerdem lässt sich bei letzteren wohl einiges an Gewicht einsparen, wenn auf die Gasversorgung verzichtet wird. Mit Hilfe einer Wärmepumpe wie in Häusern und E-Autos könnte man mit Batterie- oder Landstrom heizen, kochen und duschen. Und außerdem gibt es jede Menge Außenfläche, um Sonnenenergie zu nutzen. Meiner Ansicht nach ist nicht das Gewicht der Batterien das Problem, sondern die Trägheit bei den Konstrukteuren und den Käufern.
Robert
17.02.2025 um 07:01
Ein Wasserstoffauto ist auch nicht leichter als ein E-Auto allein der Wasserstoff tank muss ja difusionsdicht sein damit der Wasserstoff nicht verdunstet allein der Tank soll schon gut 120kg wiegen leer! un auch die ganze hochkomplexe Wasserstofftechnik benötigt viel Platz und bringt auch einiges an Gewicht mit dazu kommt dann ja auch noch eine Pufferbatterie weil die wasserstoffumwnadlung nicht so schnell energie liefern kann wie beim anfahren nötig ist laut wikipedia wiegt der Toyota Mirai 2 1900kg leergwicht ein Tels model 3 je nach Batteriegröße zwischen 1610-1927 kg also sie sehn Gewichtsmäßig tut sich da nichts. weiß wirklich nicht woher das Märchen kommt E-Autos seine so schwer und Wassertofffahrzeuge nicht Es ist richtig das reine Verbrenner Benziner oder Diesel leichter sind aber nicht Wasserstoff-fahrzeuge
Michael
14.02.2025 um 13:13
Ich verstehe das nicht. Jahrelang haben uns viele Politiker und andere schlaue Menschen erzählt dass Wasserstoff die Zukunft ist. Und warum kaufen genau diese Leute jetzt diese Autos nicht? Und keiner gibt zu was für ein Blödsinn das war?
Egon Meier
14.02.2025 um 16:15
Toyota stellt gerade einen neuen h2-Antriebsstrang vor. Wahrscheinlich muss das tote Pferd erst in Streifen geschnitten an der Wäscheleine hängen bist die D*p**en merken dass das alles Blödsinn ist. In jeder Hinsicht.
sig
17.02.2025 um 10:36
Die nehmen alle Fördergelder und haben kein Risiko für Produkthaftung....sicheres Geschäftsmodell seit 40 Jahren. BMW hat z.b. 500 mio. Euro erhalten um 100 stück X5 mit BX von Toyota zu bestücken...
Thomas Werner
14.02.2025 um 22:48
" es sei kein Markt vorhanden." Ach!
Frank
17.02.2025 um 07:31
[Sarkasmus] IcH kAuFE KeiNEn E-ScHRoTT, wEiL bALd WAsSeRstOFf kOMmt! [/Sarkasmus]
Dirk
17.02.2025 um 13:54
Den Markt gab es noch nie. Allerdings gab es massenweise Fördermittel und die nimmt man natürlich gerne mit, insbesonbdere wenn man weiss, dass man sich nicht mit Langzeitproblemen wie Garantien und Ersatzteilversorgung kümmern muss.
Egon Kohler
17.02.2025 um 16:10
Ich denke diese Leute sind einfach davon überrascht worden, wie schnell die Batterie-Fz besser und günstiger wurden, und wie stark dies die ganze H2-Geschichte einbremste. Für PkW und leichte NFz definitiv kein Thema mehr, allenfalls für schwere NFz, aber auch da wird der Wind massiv rauer. Hätte man 2021 noch nicht definitiv wissen müssen, aber zumindest ahnen können.
Frank
18.02.2025 um 14:41
Die Nachfrage und damit ein MArkt für Bz Transporter ist sehr wohl vorhanden, wenn auch nicht so groß wie für Batterie. Aber es ist keiner bereit, 120.000 € für einen Kastenwagen zu zahlen, egal, welchen Antrieb er hat.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Frank Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert