Insolvenz: Renaults H2-Tochter Hyvia kämpft ums Überleben
Hyvia stellte bereits Ende vergangenen Jahres einen Insolvenzantrag, den das Handelsgericht von Versailles im Dezember auch billigte. Inzwischen wurde der sogenannte gerichtliche Sanierungszeitraum, der eigentlich zum 31. Januar ausgelaufen wäre, um einige Wochen verlängert, sodass weiter die Chance besteht, das Unternehmen durch eine Übernahme oder neue Investoren zu stabilisieren. Wichtig dabei: Es handelt sich beim Fall Hyvia nach französischem Insolvenzrecht um eine „procedure de redressement judiciaire“, also ein gerichtliches Verfahren mit dem Ziel einer Sanierung. Und nicht um ein Liquidationsverfahren („procedure de liquidation judiciaire“), bei dem es um die Abwicklung des Unternehmens geht.
Um die Existenz von Hyvia geht es dennoch. Denn bis zur ersten Deadline am 31. Januar ist es augenscheinlich nicht gelungen, eine Sanierungslösung zu finden. Hyvia selbst gibt als Grund seines Konkurses „die zu langsame Entwicklung der Ökosysteme für Wasserstoffmobilität in Europa und die sehr hohen Entwicklungskosten an, die für H2-Innovationen erforderlich sind“. Und: Drei Jahre lang habe Hyvia als eines der ersten Unternehmen, das in die Wasserstoffmobilität investiert hat, ein Angebot auf einem Markt entwickelt, „der leider immer noch nicht vorhanden ist“.
Hyvia war 2021 angetreten, um von Frankreich aus leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb in Europa zu kommerzialisieren. Erstmals angekündigt hatten Renault und Plug Power die gemeinsame Initiative im Januar 2021, ehe das Joint Venture im Sommer 2021 gegründet wurde. Anschließend ließ Hyvia zwei Versionen von H2-Transportern (im April 2023 und im Juni 2024) zu und leitete die Entwicklung einer dritten Generation ein, auf die das Unternehmen vor einigen Monaten auf der IAA Transportation und dem Pariser Autosalon auch erste Blicke gewährte. Parallel weihte Hyvia im französischen Flins 2022 ein Werk für die Montage und Prüfung von Brennstoffzellen ein.
Hyvia gelang es anfangs auch, öffentliche Gelder einzusammeln. So wurde das Joint Venture etwa als wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse („IPCEI – Hy2Tech“) anerkannt. Schnell reklamierte Hyvia, in Europa bis 2030 einen Marktanteil von 30 Prozent anzustreben. Die Belegschaft wuchs entsprechend an: auf 110 Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Insolvenz.
Parallel zur gerichtlichen Verlängerung des Verfahrens äußerte sich dieser Tage Renault-Chef Luca de Meo vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung zur Lage und zu den Aussichten des Renault-Konzerns in Frankreich. Dabei ging es auch um die Nachfrage nach Pkw und leichten Nutzfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Luca de Meo sieht in diesem Bereich trotz vieler Initiativen aktuell „keinen Markt“, die Situation für Hyvia sei daher „sehr schwierig“. Trotz erheblicher finanzieller Investitionen und zahlreicher öffentlicher Fördermittel würden sich wasserstoffbetriebene Fahrzeuge „mangels ausreichender Nachfrage nicht verkaufen“. Der Wasserstoff wird laut dem Renault-Chef „Lkw auf den Hauptstraßen antreiben und vielleicht verwendet, um grünen Stahl zu machen. Aber ich sehe, dass die Sache langsamer anläuft, als wir erwartet haben.“ Er betonte jedoch, dass ein für 2026 geplanter Transporter von Flexis (ein Joint Venture von Renault, der Volvo Group und CMA-CGM) mit einer Brennstoffzelle ausgestattet werden könnte.
Ob Hyvia als Hersteller überlebt, werden die nächsten Wochen zeigen. Die neueste Generation der Hyvia-Transporter sollte eigentlich ab 2025 komplett im regulären Produktionsprozess im Werk Batilly auf einer Linie mit den Transportern anderer Antriebsarten gefertigt werden. Damit sollte laut Hyvia die Stückzahlen steigen. Technische Details nannte das Unternehmen auf den Messen im Spätsommer und Herbst noch nicht. Die Rede war aber von einer Reichweite von 700 Kilometern gemäß WLTP bei allen Witterungsbedingungen und einer Tankzeit von fünf Minuten.
media.hyvia.eu, hydrogentoday.info, automobile-propre.com (beide auf Französisch)
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