Nissan enthüllt seinen neuen Leaf – mit 600 km Reichweite

Nissan hat heute das Tuch von seinem Leaf gezogen. Der Name verpflichtet: 2010 war die erste Generation des Kompaktwagens eines der frühen eMobility-Zugpferde. Nun stellt Nissan die dritte Generation vor. Auf einer neuen Plattform und mit ambitionierten Reichweiten-Versprechen. Die Bestellbücher sollen im Herbst öffnen.

Bild: Nissan

Der Nissan Leaf kehrt kommendes Jahr in die Geschäfte zurück. Die Japaner bringen den Stromer dieses Jahr in dritter Generation heraus, nachdem die Produktion der zweiten Generation im britischen Sunderland im März 2024 eingestellt wurde. Bestellt werden kann der neue Leaf ab Herbst, die ersten
Auslieferungen peilt Nissan für das Frühjahr 2026 an. Zum Preis gibt es noch keine Angaben, dafür lüftet der Hersteller alle wichtigen technischen Daten.

Schon bekannt war im Vorfeld der heutigen Präsentation, dass der neue Leaf ein auffällig aerodynamisches Design verpasst bekommt und auf der AmpR Medium (zuvor CMF-EV Plattform genannt) basiert. Mit 4,35 x 1,81 x 1,55 Metern und einem Radstand von 2,69 Metern ist der Fünfsitzer dabei zwischen dem größeren Ariya (4,60 Meter lang) und dem kleineren Micra (3,97 Meter) positioniert. Letzterer ist bekanntlich ein Schwestermodell des elektrischen Renault 5 und unterscheidet sich daher beim technischen Baukasten grundsätzlich von den anderen beiden Nissan-Stromern.

Technisch wird der Leaf in zwei Grundtypen vorfahren, in einer Basisvariante mit 130 kW Leistung und 52-kWh-Batterie für bis zu 436 Kilometer Reichweite nach WLTP und in einer technisch leistungsstärkeren Version mit 160-kW-Motor, größerem 75-kWh-Akku und bis zu 604 Kilometern Reichweite. Das Drehmoment und die Sprintstärke unterscheiden sich zwischen beiden leicht (345 vs. 355 Nm und 8,6 vs. 7,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h), nicht jedoch die auf 160 km/h beschränkte Höchstgeschwindigkeit.

Auffälliger werden die Unterschiede beim DC-Laden: Während der Leaf mit dem großen Akku an der Ladesäule Gleichstrom mit bis zu 150 kW ziehen kann, sind es bei der Version mit kleinem Akku nur 105 kW. Um von 20 auf 80 Prozent Ladestand zu kommen, brauchen laut Nissans vorläufigen Angaben aber beide knapp 30 Minuten – für einen 2025 gelaunchten Stromer eher Mittelmaß. Die AC-Ladeleistung gibt der Hersteller zudem mit 11 kW an, außerdem steht eine V2L-Funktion mit bis zu 3,6 kW zum Laden externer Geräte zur Verfügung. Vorbereitet ist der neue Leaf zudem für V2G – also die Rückspeisung von Strom aus der Fahrzeugbatterie ins Stromnetz. Wann diese Funktion in welchem Markt freigeschaltet werden soll, präzisieren die Japaner allerdings nicht.

Dafür betonen sie die Allrounder-Eigenschaften des Kompaktwagens beim tägliche Pendeln und auf der Langstrecke. Beim Fahrwerkslayout setzt Nissan für den Fahrkomfort beispielsweise auf eine MacPherson-Vorderradaufhängung in Kombination mit einer Mehrlenker-Hinterachse. Das Laden unterwegs soll zudem von einem intelligenten Batterietemperaturmanagement profitieren, bei dem die Batterie (via Verbindung mit dem Routenplaner von Google Maps) kurz vor dem Lade-Halt automatisch ins optimale Temperaturfenster gebracht wird. Das integrierte Google-System soll auch die Routenplanung übernehmen. Auf die Praktikabilität des Wagens soll ferner ein Kofferraumvolumen von 437 Litern gemäß VDA einzahlen. Und: Je nach Ausstattungsvariante verfügt der Leaf auch über eine Dachreling zur Montage von Dachträgern.

Optisch unterscheidet sich die dritte Generation deutlich von ihren Vorgängern. Von Nissans Global Design Studio mit Sitz in Japan wurde der Leaf auf Aerodynamik getrimmt, was sich in einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,25 widerspiegelt. Das ist besser als die 0,28 der zweiten Leaf-Generation, obwohl dieser mit 1,79 Metern zwei Zentimeter schlanker (und übrigens auch 15 Zentimeter länger) ausfiel als die nun präsentierte dritte Generation. Als Garanten für die gute Aerodynamik nennt Nissan u.a. bündige Türgriffe, die fließende Dachlinie und eine vollständige Unterbodenverkleidung.

Weitere Designmerkmale sind eine durchgehende Lichtleiste an der Front, markante 3D-Rückleuchten am Heck und ein getöntes Panorama-Glasdach. Innen legten die Designer Wert auf klare Linien und eine gute Sicht. Farblich stehen innen zwei Farben (Schwarz oder Weiß mit violetten Akzenten) und außen sieben teils auffällige Lackierungen zur Auswahl, darunter der Türkis-Ton „Luminous Teal“. Die Leichtmetallfelgen gibt es in 18 und 19 Zoll.

In puncto Vernetzung setzt Nissan auf die angesprochenen Google-Dienste (u.a. Google Maps, Google Assistant und Google Play Store), die sich direkt über die beiden 14,3-Zoll-Bildschirme im Fahrzeug ansteuern lassen. Daneben versetzt der neue Leaf die Passagiere in die Lage, Funktionen wie Navigation, Klimaanlage und Medien per Sprache zu steuern. Auch unterstützt das Modell Over-the-Air-Updates und die zentrale Service-App des Herstellers („NissanConnect Services“).

Als Sicherheitsfeatures nennt Nissan ferner ein Bündel von Fahrassistenten, darunter ein intelligenter adaptiver Geschwindigkeits- und Abstands-Assistent, ein Spurhalte-Assistent und eine Fahrerüberwachung. Per Schaltwippen einstellbar ist zudem die Rekuperationsstärke bis hin zum „e-Pedal Step“. Optional gibt es zudem das System ProPILOT Assistent, das dank Vernetzung mit dem Navi das Tempo an Kurven und wechselnde Geschwindigkeitsbegrenzungen anpasst. Ebenfalls im Leaf angeboten wird ein „Around-View“-Monitor samt Echtzeit-Straßenvisualisierung für Fahrmanöver auf engem Raum.

„Im neuen Nissan Leaf spiegelt sich das Bestreben von Nissan wider, Elektrofahrzeuge anzubieten, die Erwartungen übertreffen – nicht nur in Bezug auf Reichweite, Leistung und Technologie, sondern auch in Bezug darauf, wie nahtlos sie sich in den Alltag unserer Kundinnen und Kunden einbinden lassen“, betont Clíodhna Lyons, Regional Vice President, Product and Services Planning von Nissan AMIEO (Afrika, Naher Osten, Indien, Europa und Ozeanien). „Die Weiterentwicklung unseres legendären Modells ist die beste Version seiner selbst – intelligenter, besser vernetzt und leistungsfähiger für eine neue Generation von Fahrerinnen und Fahrern.“

Leaf StandardLeaf Extended
Leistung130 kW160 kW
Beschleunigung8,6 s7,6 s
Höchstgeschwindigkeit160 km/h160 km/h
WLTP–Reichweite436 km604 km
Batteriekapazität (netto)52 kWh75 kWh
Ladeleistung DC105 kW150 kW
Ladezeit DC 20-80%< 30 min< 30 min
Ladeleistung AC11 kW11 kW
Ladezeit AC
V2LJa (3,6 kW)Ja (3,6 kW)
Preis

Gebaut wird der neue Leaf im britischen Nissan-Werk in Sunderland – und zwar als erstes Modell unter der sogenannten EV36Zero-Initiative von Nissan, die Sunderland zu einer eMobility-Produktionsdrehscheibe machen soll. In diesem Zuge sind vor Ort auch ein Komponentenwerk der Japan Automatic Transmission Company (JATCO) und eine weitere Batteriefabrik angekündigt, die vermutlich wie das bereits bestehende Batteriezellenwerk in Sunderland zusammen mit Partner AESC (früher: Envision AESC) gebaut wird. Das EV36Zero-Projekt hatte Nissan 2021 mit einem anfänglichen Investitionsvolumen von einer Milliarde Pfund vorgestellt – und zwischenzeitlich die Erweiterung des Invests auf drei Milliarden Pfund angekündigt. Kern von EV36Zero sind drei vollelektrische Modelle: der nun enthüllte Nachfolger des Pionier-Modells Leaf und E-Versionen der beliebten Baureihen Qashqai und Juke.

Der Leaf hat bei Nissan jedoch einen besonderen Stellenwert. Mit weltweit 700.000 Verkäufen avancierte vor allem das erste Modell zu einem früheren eMobility-Bestseller. Die erste Generation wurde von 2010 bis 2017 produziert, die zweite Generation im September 2017 vorgestellt und ab Januar 2018 ausgeliefert. Der letzte Leaf lief in Sunderland im März 2024 vom Band. Die Europa-Fahrzeuge kamen dabei stets aus dem britischen Werk. Allerdings wurde die zweite Generation nicht zu dem erhofften Erfolg, da Nissan unter anderem auf den Schnelllade-Standard CHAdeMO gesetzt hatte (während sich in Europa CCS-Schnelllader durchgesetzt haben), außerdem wurde auf eine Flüssigkeitskühlung der Batterie verzichtet, was im Sommer oder bei wiederholten Schnelllade-Vorgängen auf der Langstrecke zu Überhitzungen und extrem niedrigen Ladeleistungen führte.

nissannews.com

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