Glencore schluckt Batterierecycler Li-Cycle

Von Gläubiger zum Käufer: Der Schweizer Bergbaukonzern Glencore hat das kanadische Batterierecycling-Unternehmen Li-Cycle übernommen. Der Aufkauf umfasst vier Spoke-Anlagen in Nordamerika und eine im deutschen Magdeburg. Außerdem das Hub-Projekt in Rochester und das geistige Eigentum von Li-Cycle.

Li-Cycle war bereits im März offiziell auf die Suche nach einem Käufer gegangen, um zusätzliche Mittel für den weiteren Betrieb aufzutreiben. Im Mai beantragte das finanziell stark angeschlagene Recyclingunternehmen dann in Kanada und in den USA Gläubigerschutz. Und schon zu jenem Zeitpunkt galt Li-Cycle-Gläubiger und -Partner Glencore als wahrscheinlichster Käufer. Den Deal haben die Schweizer nun fix gemacht. Von der Übernahme von Li-Cycle versprechen sie sich eine Stärkung ihres Batterierecyclinggeschäfts. So gehört ihnen nun mit der Spoke-Anlage in Magdeburg u.a. eine der größten Recyclinganlagen für Batterien in Europa.

Glencore selbst äußert sich nur in einer knappen Mitteilung zu der Übernahme: „Seit dem 8. August 2025 gehört Li-Cycle zu Glencore Plc. Wir freuen uns, dass Li-Cycle nun Teil von Glencore ist, und sind zuversichtlich, dass dies unseren gemeinsamen Kunden einen Mehrwert und einen verbesserten Service bieten wird. Alle zukünftigen Updates, Dienstleistungen und Supportleistungen werden nun über Glencore Battery Recycling („GBR“) bereitgestellt“, schreibt der Konzern. Zu den Kunden des Rohstoffunternehmens gehören bekanntlich u.a. Player aus den Bereichen Automobil, Batterie und Energieerzeugung.

Der zuvor im Mai gewährte Gläubigerschutz basierte übrigens auf kanadischem und US-amerikanischem Recht – je nach Registrierungsort der Li-Cycle-Betreibergesellschaften. Denn Drei Spokes-Anlagen unterhält Li-Cycle in den US-Bundesstaaten Arizona, Alabama und New York, einen Hub zudem in Rochester. Hinzukommen je zwei Spokes in Kanada (Ontario) und Deutschland (Magdeburg).

Mit Glencore hatte Li-Cycle relativ schnell eine Debtor-in-Possession-Finanzierung in Höhe von 10,5 Millionen US-Dollar und ein sogenanntes Stalking-Horse-Gebot in Höhe von mindestens 40 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Das ist ein Gebot für ein insolventes Unternehmen oder dessen Vermögenswerte, das im Vorfeld einer Auktion so vereinbart wird, dass es praktisch als Mindestgebot fungiert – Glencore arbeitete also ab Mai zügig an einer Übernahme von Li-Cycle. Und: Schon vor dem Gläubigerschutzverfahren soll es zwischen beiden Seiten Verhandlungen über einen potenziellen Deal gegeben haben. Li-Cycle hatte bereits seit längerem mit steigenden Kosten und Verzögerungen zu kämpfen. Der Bau der Anlage in Rochester musste zum Beispiel schon im November 2023 unterbrochen werden, da die Gesamtkosten den Projektplan überschritten hatten.

Li-Cycle hat sich auf das Recycling von Batterien und Produktionsausschüssen aus der Batteriefertigung spezialisiert. Die Materialien werden zunächst in den Spoke-Anlagen gesammelt und verarbeitet. In diesen möglichst Kunden-nahen Anlagen findet die mechanische Verarbeitung der Batterien statt, im Endprodukt stehen erste Materialien wie Aluminium und Kupfer sowie die schwarze Masse mit den wertvollen Batterie-Aktivmaterialien. In den zentralen Hubs erfolgt dann das eigentliche hydrometallurgische Recycling der schwarzen Masse aus den Spokes, um die einzelnen Rohstoffe für die Produktion neuer Batterien zu gewinnen. In Nordamerika war das in der eigenen Hub-Anlage in Rochester geplant, das Hub für Europa sollte in der Glencore-Anlage im italienischen Portovesme entstehen.

Im Zuge der Übernahme hat Glencore nun nicht nur die Nordamerika-Standorte hinzugewonnen, sondern auch die im September 2023 in Magdeburg eröffnete „Germany Spoke“. Die Anlage markierte Li-Cycles EU-Eintritt. Zur Einweihung hieß es, die erste Verarbeitungslinie vor Ort könne bis zu 10.000 Tonnen Batteriematerial pro Jahr verwerten.

newswire.ca, glencore.com

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