BlueOval SK eröffnet Batteriezellfabrik in Kentucky

BlueOval SK, das Batteriezellen-Joint-Venture von Ford und SK On, feiert den offiziellen Produktionsstart in seinem ersten Werk. Die NMC-Batterien aus der Produktionsstätte in Glendale im US-Bundesstaat Kentucky werden im elektrischen Ford F-150 Lightning und im E-Transit verbaut – wahrscheinlich aber künftig auch an Drittkunden geliefert.

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Bild: BlueOval SK

Ford und SK On hatten 2022 ihr Joint Venture BlueOval SK gegründet und mit dem Bau von gleich zwei Batteriefabriken in Glendale im US-Bundesstaat Kentucky begonnen. Diese sollten mit Jahreskapazitäten von jeweils 43 GWh Batterien für Elektroautos von Ford und der Tochtermarke Lincoln produzieren. Damals eine nachvollziehbare, wenn auch mutige Dimensionierung, inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass der E-Auto-Hochlauf in den USA langsamer verläuft als erwartet. Ergo werden die Werke durch die Nachfrage des Ford-Konzerns allein bei Weitem nicht ausgelastet. Deshalb sind wohl Drittkunden erwünscht. Dazu gleich mehr.

In einer kurzen Mitteilung gibt Ford nun zunächst den offiziellen Produktionsstart in der ersten der beiden Werke („Kentucky 1“) bekannt. Dort laufen Batterien für den Ford F-150 Lightning und ab dem vierten Quartal voraussichtlich auch die Akkus für den E-Transit mit erhöhter Reichweite (also größerer Batterie) vom Band. „Wir sind stolz darauf, in unserem Werk Kentucky 1 Batterien zu produzieren, die Elektrofahrzeuge der nächsten Generation antreiben werden“, äußerte Michael Adams, CEO von BlueOval SK, bei der Eröffnung. „Der Produktionsstart ist ein wichtiger Meilenstein, der unsere Position im Markt für Elektrofahrzeugbatterien stärkt.“

Laut einem im Frühjahr erschienenen Bericht des „Wall Street Journal“ sind zwar beide Fabriken betriebsbereit, jedoch soll die Batterie-Nachfrage von Ford ein Werk überhaupt nicht und das zweite nur teils auslasten. Die nun offiziell eröffnete Fabrik Kentucky 1 werde daher nun auch Akkus für Nissan herstellen, schrieb die Wirtschaftszeitung im Mai unter Berufung auf Insider. Für Nissan biete dies die Möglichkeit, Batterien in den USA herzustellen – und damit einen schnellen Ausweg, die Risiken durch Zölle auf importierte Fahrzeuge und Bauteile zu verringern. Einen offiziellen Deal zwischen beiden Seiten gibt es bisher aber nicht.

Doch auch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet in einem aktuellen Artikel von einer Öffnung der Produktion gegenüber Dritten: So sollen sich Ford und SK On als Gesellschafter des Joint Ventures dafür einsetzen, zusätzliche Abnehmer für überschüssige Batterien zu gewinnen. Zu diesen neuen Kunden könnten neben E-Auto-Herstellern auch Unternehmen aus dem Bereich der stationären Energiespeicherung gehören, wird CEO Michael Adams in dem Bericht zitiert. Und er bezeichnete die Aussichten, neue Kunden zu gewinnen, als „ziemlich gut“.

Der Strategiewechsel demonstriert den Druck, unter dem der US-Hersteller und sein südkoreanischer Partner SK On stehen. Denn der Markt bleibt labil: Die Verkäufe des Ford F-150 Lightning gingen laut Bloomberg im zweiten Quartal um 26 Prozent zurück. Und ab dem 30. September dürften sich Elektroautos in den USA noch schwerer verkaufen, da dann die von US-Präsident Donald Trump torpedierte US-Steuergutschrift für Elektroautos wegfällt.

Ford wird nun quasi zum Verhängnis, dass der Konzern 2022 beherzt an die Entwicklung einer inländischen Batterie-Lieferkette ging. Allein das Joint Venture BlueOval SK verantwortet drei Batteriefabriken: Die zwei Werke in Kentucky und ein weiteres in Tennessee. Für diese Mega-Investitionen sicherten sich die Partner unter der Vorgänger-Regierung noch einen Kredit in Höhe von 9,2 Milliarden US-Dollar vom US-Energieministerium. Inzwischen versucht Ford händeringend, die Produktionspläne zu verschieben, zu verkleinern oder eben weitere Abnehmer ins Boot zu holen. So werden in dem nun eröffneten Komplex Kentucky 1 zunächst 1.450 statt der von den Unternehmen prognostizierten 2.500 Mitarbeiter beschäftigt sein.

Nach Informationen von Bloomberg ist zudem der Produktionsstart in Kentucky 2 ausgesetzt. Und in Tennessee wurde die Inbetriebnahme der Batteriezellfabrik kürzlich auf 2027 vertagt, da sich auch die Produktionsanläufe im entsprechenden Fahrzeugwerk in Tennessee verzögern. „Wir befinden uns in einer Beobachtungsphase und gehen konservativ vor, um unsere Sicherheit zu gewährleisten“, wird Adams im Bloomberg-Artikel weiter zitiert. „Ich denke, der Markt wächst weiter, aber langsamer.“

Auf diese Entwicklung reagiert Ford nach aktuellen Informationen mit einem neuen Fokus auf kleinere und günstigere Elektro-Modelle. Außerdem will Ford künftig neben NMC- auch LFP-Batterien verbauen. Dazu errichtet das Unternehmen zurzeit eine LFP-Batteriezellenfabrik in Marshall im US-Bundesstaat Michigan. Für die dort vorgesehenen prismatischen Zellen will Ford die Technologie des chinesischen Branchenprimus CATL lizensieren. Die LFP-Batteriefabrik ist nach aktuellem Informationsstand auf 20 GWh pro Jahr und einen Produktionsstart 2026 ausgelegt.

Der U-Turn im E-Auto-Geschäft ist dringend geboten: Ende Juli hatte Ford die Geschäftszahlen für das zweite Quartal vorgestellt und in der E-Auto-Sparte Ford Model e sind die Verluste trotz eines mehr als verdoppelten Umsatzes auf 1,3 Milliarden Dollar gestiegen. Für das Gesamtjahr 2025 geht das Ford-Management bei Model e inzwischen von einem Fehlbetrag von 5,5 Milliarden Dollar aus. Ford hat vor allem ein Kostenproblem und kann die E-Autos nicht so günstig anbieten, wie es für eine höhere Nachfrage nötig wäre.

blueovalsk.com (PDF), bloomberg.com

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