„China EV Marketplace“: E-Autos direkt aus China bestellen

Die chinesische E-Commerce-Plattform China EV Marketplace ermöglicht es europäischen Kunden jetzt, straßenzugelassene Elektroautos und Plug-in-Hybride direkt aus China zu kaufen und nach Hause liefern zu lassen – inklusive Zoll-Abfertigung.

China ev market place xiaomi su7 screenshot
Bild: Screenshot

China EV Marketplace ist nach eigenen Angaben der größte Online-Shop für chinesische Elektrofahrzeuge und bedient Kunden weltweit. Im ersten Halbjahr hat das Unternehmen 7.000 Fahrzeuge verkauft, 66 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024. Allerdings ist laut dem Portal CarNewsChina dieses Wachstum vor allem auf Plug-in-Hybride zurückzuführen, da diese im Falle des Exports in die EU nicht den Sonderzöllen unterliegen.

„Zum ersten Mal können Elektroauto-Enthusiasten in ganz Europa ein neues chinesisches BEV oder PHEV direkt aus China bestellen und es sich direkt nach Hause liefern lassen“, sagt Jakub Gersl, COO von China EV Marketplace. „Unser neuer Service beseitigt die traditionellen Komplexitäten und Kopfschmerzen, die mit internationalen Autoimporten verbunden sind.“

Bisher mussten Kunden die Zollabfertigung selbst übernehmen und das E-Auto im Hafen abholen, was die Plattform jetzt selbst übernimmt und das Auto bis an die Haustüre liefert. Die Mindestbestellmenge bei EV Marketplace beträgt ein Fahrzeug, ist also nicht nur für Importeure, sondern auch für Privatkunden offen.

Von Xiaomi bis VW reicht das Angebot

Im Angebot sind neben Marken, die selbst in Europa aktiv sind (etwa BYD, Xpeng, Nio und Leapmotor) auch die Autos von Herstellern, die selbst (noch) nicht über einen eigenen Europa-Vertrieb verfügen. Dazu zählen etwa Wuling, Baojun, Avatr und auch die E-Autos von Xiaomi. Zudem sind auch Volkswagen-Modelle und Tesla über den China EV Marketplace verfügbar.

Ein BYD Seagull wird auf der Plattform für 10.200 US-Dollar netto angeboten, das wären umgerechnet rund 10.500 Euro inklusive Mehrwertsteuer. BYD selbst bietet das Modell unter dem Namen Dolphin Surf hierzulande ab 22.990 Euro an. Der Leapmotor C10 BEV ist mit 17.030 Dollar angegeben, umgerechnet etwa 17.500 Euro brutto – statt über 36.000 Euro über den regulären Europa-Vertrieb. Den Xpeng Mona M03 gibt es ab 16.700 Dollar netto (ca. 17.100 Euro brutto), den Xiaomi SU7 ab 31.250 Dollar netto bzw. 32.100 Euro brutto.

Über die Plattform kann man auch einen in China hergestellten VW ID.3 für 23.270 US-Dollar netto bestellen. Mit Mehrwertsteuer sind das umgerechnet unter 24.000 Euro. Auch die chinesischen MEB-Modelle ID.4X, ID.4 Crozz, ID.6X und ID.6 Crozz sind verfügbar.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile zu bedenken: Es handelt sich um Fahrzeuge in chinesischen Spezifikationen – die E-Autos haben durchgängig den chinesischen Ladestandard GB/T verbaut, nicht den in Europa üblichen CCS-Anschluss. Zwar werden sie mit einem kostenlosen Adapter ausgeliefert, damit an CCS-Ladepunkten geladen werden kann, Auswirkungen auf die Lade-Performance sind aber möglich. Zudem sind sehr wahrscheinlich Ersatzteile nur schwer zu beschaffen und es ist nicht garantiert, dass die Sprache im Fahrzeug-Bediensystem umgestellt werden kann. Auch Einschränkungen in der Nutzung sind möglich, wenn die Systeme oder Apps nur mit chinesischen Servern kommunizieren können.

Zu den genannten Preisen kommen noch 400 Dollar netto für die optionale Zoll-Abfertigung durch China EV Marketplace und auch die wichtige EU-Homologation der Fahrzeuge wird für 1.500 Dollar netto extra angeboten. Theoretisch kann der Kunde beides selbst erledigen, hat dann aber mehr Aufwand. Und sowohl die Zoll-Abfertigung als auch die Homologation sind notwendig, um die Fahrzeuge einzuführen und zuzulassen. Auch die Sonderzölle bei der Einfuhr sind wohl noch extra zu entrichten. Und auch der Transport wird je nach Fahrzeug gesondert berechnet. Am Ende kann der Preisvorteil des China-Imports zum regulären Europa-Preis also deutlich sinken, falls er am Ende der Rechnung überhaupt noch vorhanden ist.

Wie attraktiv der Kauf eines solchen E-Autos über diese Plattform für Privatkunden ist, muss jeder genau selbst abwägen. Für die Industrie wird es damit aber deutlich einfacher, Konkurrenzmodelle zu Vergleichszwecken zu erwerben. Da diese Fahrzeuge ohnehin nur Tests unterzogen werden und sie zum Abschluss teilweise auch zerlegt werden, dürften die fehlenden Service-Möglichkeiten hier weniger ins Gewicht fallen.

Bisher war China EV Marketplace auch in den USA aktiv, wird das Geschäft dort aber bald einstellen. Aufgrund der Zölle seien die Verkaufszahlen rapide eingebrochen, wie es heißt. Zuletzt seien dort nur noch rund 30 Fahrzeuge verkauft worden – an Industriekunden für Vergleichszwecke.

carnewschina.com, marketplace.china-crunch.com

23 Kommentare

zu „„China EV Marketplace“: E-Autos direkt aus China bestellen“
Sebastian
22.08.2025 um 11:48
Ist doch komplett unkalkulierbar. Ist das Ding kaputt, hat man nicht nur das Problem, dass keine Garantie greift, sondern man es nicht mal auf eigene Kosten reparieren könnte....im Zweifel da alle deutsche Werkstätten mit dem Betriebssystem oder der Sprache nicht anfangen können.
Northbuddy
22.08.2025 um 12:20
Und im Falle einer Reklamation oder Nachbesserung wende man sich dann natürlich auch direkt an den Verkäufer.... in China? Bei einem solchen komplexen und teuren Gegenstand?
IchBins
22.08.2025 um 13:22
Interessant, bei 30-40% Preisnachlass ergibt sich ganz schnell ein Markt für die CCS-Umrüstung ein Kleinreparaturen. Die Software kommt OTA in Landessprache, ist ja schließlich kein VW. Wenn das Angebot seine Abnehmer findet, wird es in Wolfsburg und Co schnell sehr dunkel werden. Für den Konsumenten ist so ein Wettbewerb sehr gut, wird sich zeigen wie resilient unsere Anbieter sind und wie man darauf reagiert. Wer seine Produkte mit >20-30% Nachlass in den Markt drücken (siehe BMW, VW,..) muß hat die Fehler eh vorher gemacht.
Garn
22.08.2025 um 14:38
Ist der Artikel einfach nur Werbung?
Peter Schwierz
22.08.2025 um 22:09
Nö. Sonst würde ja "Anzeige" drüberstehen.
Uwe Walter Bosse
22.08.2025 um 22:57
Die elektronischen Anzeigen bei BYD lassen sich von chinesisch auf englisch umschalten. Daß eine "Homologation" (Anpassung an deutsche StVZo) gleich für günstige 1500€ mitbestellbar ist, finde ich praktisch. Ein bisschen persönlicher Aufwand, die Formalitäten abzuwickeln.
Silvia König
23.08.2025 um 09:24
Pfui, wie kann man Menschen nur manipulieren!! Egal wo und mit was! Hauptsache billig, die Konsequenzen werden dabei natürlich immer verdrängt! Wo sind wir nur hingekommen??
Robert Müller
25.08.2025 um 15:41
Überprüfen sie ihre Definition von Manipulationen. der Kunde darf gerne selbständig denken, entscheiden und vor allem, sich informieren.
Luka
24.08.2025 um 22:47
Ach und Mercedes, BMW und VW machen das bestimmt nicht! Alles was bei denen an Geld gespart wird und teuer verkauft wird landet dann bei Ceo, Coo, und den anderen Managerkürzeln... und den Anlegern selbstverständlich.
Helmut Schönherr
23.08.2025 um 13:16
Welch bescheuerte Antwort.
Hoppe 63
23.08.2025 um 13:01
Die Deutschen sind zu ängstlich und behäbig um bei sowas zuzugreifen, es wird bei "homöopathischen" Zahlen bleiben..
Micha
25.08.2025 um 08:48
Du darfst das Angebot sehr gerne nutzen, falls du dich für schlauer hälst. Aber plus Zoll und Homologation spart man kaum was, hat dann ein Auto mit chinesicher Menüführung, und sobald ein Teil kaputt geht, ist es ein Totalschaden, weil keine hiesige Werkstatt Ersatz beschaffen kann. Viel Spaß!
Bernd Voelcker
23.08.2025 um 16:10
Der Privatkunde ist doch in Europa der betrogene bei den hiesigen Neuwagenpreisen, vielleicht bewegen die Chinaangebote unsere Hersteller zum Nachdenken über ihr Angebot und ihre Preise. Schaut man sich die VW Preise in den USA der dortigen Modelle an sieht sofort das wir hier über den Tisch gezogen werden. Man braucht aber nicht mal über den großen Teich schauen, es reicht ein Blick in die Preisliste für Firmenwagen, da betragen die Rabatte je nach Modell bis zu 25% . Hier macht VW und Kollegen doch immer noch Milliardengewinne, trotz Milliarden für Bussgelder, Schadenersatz und Rücknahme ( nur in den USA ).Ich hoffe die Konkurrenz aus China führt zu preiswerteren Modellen und bessere Qualität, als zum Beispiel VW T5/6 mit Motorschäden bei niedrigem 5-stelligem KM-Stand
Matt
28.08.2025 um 22:02
Reden Sie doch mal mit Freunden und Bekannten, ob die nicht für die Hälfte vom Lohn arbeiten wollen, natürlich 40 Stunden die Woche statt 35, und 10 Urlaubstage müssten natürlich ebenso weg wie 5 Feiertage. Dann sind Sie zwar noch nicht am Ziel, aber etwas näher an der Realität der Menschen, die diese Autos zusammenbauen.Wie finden sie das?
Micha
26.08.2025 um 08:50
"Hier macht VW und Kollegen doch immer noch Milliardengewinne" Stichwort "noch". Die Tendenz geht steil nach unten.
André
24.08.2025 um 17:57
Viel Spass bei einem Rückruf. Der Importeur wird hier gar nichts machen, das wird dann lustig. Vor allem wenn es sicherheitsrelevant ist, dann erlischt die Betriebserlaubnis. Aber klar man kann ihn bestimmt nach China zurück schicken um die Arbeiten vom Hersteller machen zu lassen.
erFahrer
25.08.2025 um 08:34
Wieviele Chinesische Bürger mit einer Arbeitserlaubnis, CN-Studierende und Verleiher sich das wohl zugute kommen lassen? Auch der freie Ersatzteilhandel könnte Freude daran haben. Wieweit das eine relevante Größe erreicht, wird spannend. Die PR-Leute der EU-Hersteller werden schon zusammensitzen um mit geeigneten Kampagnen über ihre Pressekanäle gegenzusteuern. Frage: Würden eigentlich all diese Fahrzeuge in der KBA Statistik als „Sonstige“ auftauchen?
Micha
25.08.2025 um 08:52
Das wird NIEMALS signifikante Zahlen erreichen. Wer verwettet denn viele Monatsgehälter darauf, dass man im Falle eines Falles, auch in einigen Jahren, Ersatzteile bekommt? Ersparnis und Risiko stehen hier einfach in keinem Verhältnis.
B.Liso
25.08.2025 um 08:59
An die Kritiker der deutschen Autoindustrie: Wir Europäer haben doch höhere Lohn-Ansprüche, wer das beansprucht, muss doch auch bereit sein , entsprechend mehr fürs Produkt zu zahlen. Man denke bitte an sich und seine Kinder. Standortsicherung! Gefahr für persönlichen und sozialen Wohlstand. Denke an bereits verlorene Industrien, Unterhaltungselektronik, TV Hifi, Telefonie, aktuell zu beobachten : Haushalts geräte, In den Märkten stehen immer mehr asiatische Marken. Nach meiner Info , hängt Jeder 7. Arbeitsplatz von der Autoindustrie ab.
Frank
25.08.2025 um 21:40
Der Preis ist nicht das Problem. Das was als Gegenwert an Qualität und Innovation geliefert wird, ist oft nicht mehr Stand der Technik. Der "Kodak" Effekt kann auch die deutsche Automobilindustrie treffen. Audi stürzt in puncto Qualität in den USA auf den letzten Platz. Bei Einfuhrzöllen von jetzt 15% müsste der US-Verbraucher eine komplette Vollpanne haben einen Audi zu kaufen. VW nicht viel besser, Mercedes unteres Drittel, BMW im Mittelfeld. Woher sollen auch gute Ingenieure kommen, wenn unser Schulsystem Abiturienten mit rudimentären Kenntnissen, die allgemeine Hochschulreife bescheinigen?
MWF
26.08.2025 um 15:18
100% Zustimmung!
Jensen
26.08.2025 um 16:33
Es wird sicher pfiffige Käufer mit guten Verbindungen nach China geben, die die wichtigsten Fragen vorab klären können. Es wird sicher den einen oder anderen geben, der das ausprobieren wird. Es fahren ja genug andere Importfahrzeuge aus Übersee in Europa herum, die auch irgendwie repariert werden können. Ersatzteile sind zudem ein globaler Markt
WH
27.08.2025 um 12:55
Man kann davon ausgehen, sobald ein gewisser Schwellenwert an solchen Importfahrzeugen erreicht wird dass z.B. Unfallreparaturen regelmäßig erforderlich werden, werden sich zuerst in den Ballungsräumen herstellerunabhängige kleine Werkstätten finden die das machen, weil sie damit Geld verdienen können.

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