Stellt Mercedes die Sprinter-Produktion in Brandenburg in Frage?
Dass etwas im Busch ist, hat die Landesregierung selbst öffentlich gemacht. Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) teilte in einer Antwort auf eine Anfrage aus der oppositionellen CDU-Landtagsfraktion mit: „Das Unternehmen beabsichtigt, die Serienproduktion von Sprinter-Modellen am Standort Ludwigsfelde bis Ende 2029 auslaufen zu lassen.“ Dieser Sachstand ergebe sich übereinstimmend aus Gesprächen der Landesregierung mit allen Beteiligten der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite.
Zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat wurde nach Angaben der Landesregierung eine Beschäftigungssicherung bis einschließlich Dezember 2029 verhandelt. „Für die Zeit ab 2030 gibt es noch keine Lösung, die eine vollständige Kompensation für die auslaufende Produktion auf konstantem Beschäftigungsniveau bieten könnte“, hieß es vom Ministerium. „Hintergrund dieser zeitlichen Begrenzung ist die geplante Verlagerung der Produktion von E-Sprinter-Modellen nach Polen.“ Über die Einschätzung der Landesregierung hatte zuerst die „Märkische Allgemeine“ berichtet, später haben weitere Medien das Thema aufgegriffen.
Aktuell laufen in Ludwigsfelde die sogenannten offenen Baumuster des Sprinter und e-Sprinter vom Band, also Fahrzeuge wie der Pritschenwagen mit offener Ladefläche oder die Fahrgestelle für Sonderaufbauten, die später zu Lieferwagen mit Kofferaufbau, Krankenwagen oder Wohnmobilen umgebaut werden. Die geschlossenen Baumuster, egal ob als klassischer Kastenwagen oder Kleinbus mit Bestuhlung, werden im Van-Werk Düsseldorf gebaut. Die US-Produktion des Modells erfolgt in Charleston, South Carolina.
Der Autobauer erklärte als Reaktion auf die Informationen aus Brandenburg: „Das Mercedes-Benz-Werk Ludwigsfelde fertigt aktuell die offenen Baumuster des Sprinter und E-Sprinter – so lange, wie die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden hiernach besteht.“ Vor allem der Nachsatz dürfte nun in Potsdam und Ludwigsfelde für Spekulationen sorgen.
Mercedes-Benz Vans hatte im Mai 2023 angekündigt, seine Kosten deutlich reduzieren zu wollen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. „Seitdem sind wir im Austausch mit unseren Sozialpartnern, um die vereinbarten Zukunftsbilder gemeinsam umzusetzen“, teilte Mercedes mit. Ludwigsfelde sei eine der Anlauffabriken für die Elektro-Plattform VAN.EA, auf der künftige Elektro-Transporter basieren – aber noch nicht der eSprinter. „Weitere Optionen werden in Abstimmung mit den Sozialpartnern geprüft“, so Mercedes weiter.
Das Problem für Ludwigsfelde: Andere Baureihen neben dem Sprinter und dessen Elektro-Version werden in dem Werk nicht hergestellt. Würde die Sprinter-Produktion – wie in den Berichten angedeutet – aus Kostengründen in das polnische Werk Jawor verlagert, stünde Ludwigsfelde ohne Modell da. Und damit vor dem Aus. Die Brandenburger Landesregierung dringt auf einen ausreichenden Ausgleich einer möglichen wegfallenden Produktion. Sie „sieht weiterhin Zukunftschancen für das moderne Werk in Ludwigsfelde mit seiner qualifizierten und hoch motivierten Belegschaft“, we etwa die DPA schreibt.
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