EnBW senkt Ladepreise leicht zum 1. Dezember
Nachdem im August der Preis für das Ad-hoc-Laden an EnBW-Ladepunkten auf 0,79 €/kWh gesenkt wurde, passt die EnBW zum 1. Dezember auch die Ladepreise in den EnBW-mobility+-Ladetarifen an. Eingebettet sind die neuen Ladetarife in eine größere Preissenkung für Strom, Gas und Wärme – dort aber erst zum Jahreswechsel, bei den Ladetarifen schon im Dezember.
Die neuen Preise im Detail: Im Ladetarif S ohne monatliche Grundgebühr wird es ab dem kommenden Monat um drei Cent je Kilowattstunde günstiger, der Preis sinkt also von 0,59 auf 0,56 €/kWh. Auch im Tarif M (5,99 €/Monat) geht es um drei Cent auf 0,46 €/kWh herunter. Im Top-Tarif L bleibt es zwar bei einem Preis von 0,39 €/kWh, dafür sinkt hier die monatliche Grundgebühr von 17,99 auf 11,99 Euro. Und im Roaming sinkt die Untergrenze für das Laden an Ladepunkten anderer Betreiber von 0,59 auf 0,56 €/kWh, die Obergrenze bleibt mit 0,89 €/kWh konstant. „Damit liegen die Preise im EnBW mobility+ Ladeangebot insgesamt im unteren Marktdurchschnitt. Alle Kund*innen werden in den kommenden Tagen individuell über ihre Preissenkung informiert“, teilt die EnBW mit.
| alt | neu | |
|---|---|---|
| Grundpreis Ladetarif S | – | – |
| kWh-Preis Ladetarif S | 0,59 €/kWh | 0,56 €/kWh |
| Grund-Preis Ladetarif M | 5,99 €/Monat | 5,99 €/Monat |
| kWh-Preis Ladetarif M | 0,49 €/kWh | 0,46 €/kWh |
| Grund-Preis Ladetarif L | 17,99 €/Monat | 11,99 €/Monat |
| kWh-Preis Ladetarif L | 0,39 €/kWh | 0,39 €/kWh |
| kWh-Preis Roaming | 0,59-0,89 €/kWh | 0,56-0,89 €/kWh |
Das heißt: Der Ladetarif M rechnet sich im Vergleich zum S-Tarif mit zehn Cent Preisvorteil ab 60 kWh pro Monat, mit der gesenkten Grundgebühr lohnt sich der Ladetarif L im Vergleich zur S-Option schon ab etwas über 70 kWh im Monat – wenn man nur oder fast ausschließlich an Ladepunkten der EnBW lädt, denn im Roaming bleibt die bekannte Preisspanne in allen Tarifen fast konstant – gleich mehr dazu.
Drei Cent weniger pro Kilowattstunde klingt nach einer eher geringfügigen Preissenkung. Im Gespräch mit electrive gibt Lars Jacobs, Chief Commercial Officer E-Mobility bei der EnBW an, dass ein Kunde im M-Tarif pro Jahr so bis zu 100 Euro sparen kann. „Wir schauen regelmäßig, wo wir in der Lage sind, unsere Kundinnen und Kunden von Kostensenkungen oder Vorteilen profitieren zu lassen“, so Jacobs. „Nachdem wir schon im August die Ad-hoc-Preise fürs Schnellladen auf 0,79 €/kWh gesenkt haben, können wir jetzt alle Kunden in der Breite daran teilhaben lassen.“
Bei der Kalkulation der Ladepreise werden verschiedene Faktoren wie etwa die Strombeschaffung, die Netznutzungsentgelte und die Investitionen in die Infrastruktur berücksichtigt. In diesem Fall sind die sinkenden Netzentgelte zum Jahreswechsel ein Grund für die Preissenkung, aber nicht der einzige. Im bundesweiten Schnitt sinken die Netzentgelte ab Januar um 1,95 Cent pro Kilowattstunde, allerdings gibt es innerhalb von Deutschland hier teils große Unterschiede.
EnBW plant kurzfristig keine dynamischen Ladepreise
„Wir brauchen verlässliche, staatliche Rahmenbedingungen. Wenn der Staat Maßnahmen zur Entlastung bei den Stromkosten ergreift, geben wir diese Vorteile an unsere Kund*innen weiter. Auch wenn die Stromsteuersenkung für Privatpersonen nicht realisiert wurde, gibt es dennoch andere erfreuliche Impulse“, sagt Jacobs gegenüber electrive. „Es gibt eine sehr emotional geführte Debatte um die Höhe der Ladepreise. Uns ist wichtig, dass wir fair, zuverlässig und planbar sind. Wir sind trotz viel Bewegung im Markt seit über einem Jahr mit unseren Preisen konstant und planbar geblieben und man muss bei uns kein 12-Monats-Abo abschließen. Dabei haben wir nicht nur Kostensenkungen erlebt, zum Beispiel die THG-Quote hat sich nicht so entwickelt wie erwartet.“
An der bekannten Mischkalkulation und den deutschlandweit gleichen Ladepreisen in den drei Tarifen (plus Ad-hoc-Option) will Jacobs festhalten. Im Mai hatte etwa Ionity-CEO Jeroen van Tilburg im electrive-Interview betont, dass für ihn dynamische Ladepreise quasi das Wunsch-Szenario für die Zukunft sind. „Wir wissen aus vielen Kundenbefragungen, dass sich unsere Kunden gerade diese Planbarkeit und Zuverlässigkeit der gleichbleibenden Preise wünschen“, sagt hingegen der CCO von EnBW mobility+. „natürlich gibt es eine Nutzergruppe, die dynamische Ad-hoc-Preise gut findet und sich solche wünscht. Dynamische Preise bedeuten allerdings nicht per se, dass es immer günstiger wird. Es gibt auch Zeiten, in denen es teurer wird als in einer konstanten Mischkalkulation.“
Seine Erklärung: Der Strompreis an sich macht etwa 30 Prozent der Ladekosten aus. Davon wiederum sind aber zwei Drittel Netzentgelte, Steuerkomponenten und andere Umlagen oder Abgaben, die nichts mit dem Strompreis an der Strombörse zu tun haben. Dieser Strompreis macht nur einen kleinen Teil des Ladepreises aus, entsprechend gering wären die Auswirkungen einer reinen Strompreisänderung auf den Ladepreis.
Das Ad-hoc-Laden, also ohne Registrierung und der Bezahlung über eine Kreditkarte zum Beispiel, spielt in den EnBW-Plänen keine große Rolle. „Rund 95 Prozent unserer Kunden laden mit einem Ladetarif. Die Elektromobilität funktioniert anders als Tanken, es ist ein digitales Geschäft“, so Jacobs. „Der Vergleich mit dem Bezahlen an der Tankstelle hinkt aus meiner Sicht: Dort ist es ganz normal, dass die Preise über den Tag hinweg oder innerhalb der Stadt und an der Autobahn schwanken. Unsere Ladepreise sind deutschlandweit an mehr als 7.500 EnBW-Schnellladepunkten gleich, egal wann und wo ich lade: Ich weiß, was ich bekomme.“
Das gilt aber nur an den EnBW-eigenen Ladepunkten. Im Roaming variieren im Angebot der EnBW mobility+ die kWh-Preise je nach Betreiber, künftig in der Spanne zwischen 0,56 und 0,89 €/kWh. Auch hier gibt die EnBW nach eigenen Angaben positive Entwicklungen an die eigene Kundschaft weiter, wenn die Roaming-Partner ihrerseits geringere B2B-Preise aufrufen. Eine konkrete Anzahl oder einen Prozentsatz, wie viele der mehr als 900.000 Roaming-Ladepunkte in 17 europäischen Ländern in die neue 56-Cent-Preisstufe fallen, will die EnBW nicht nennen: Eine solche Aussage könnte als ein Versprechen verstanden werden, das aber seitens der EnBW nicht zu halten ist – die Preise und Einstufungen können sich ändern, es können auch neue, höher eingestufte Ladepunkte dazukommen und so den prozentualen Anteil der günstigen Ladepunkte beeinflussten. Nur so viel: An einem zweistelligen Prozentsatz aller Ladepunkte soll es möglich sein, für 0,56 €/kWh im Roaming zu laden.
Was Jacobs in dem Gespräch immer wieder betont: Trotz der Investitionen in HPC-Ladeparks entlang der Autobahnen oder auf Supermarkt-Parkplätzen wird die EnBW weiter Geld ausgeben, um das Netz zu erweitern. „Wir haben in 2024 erstmals ein positives operatives Ergebnis erwirtschaftet. Es wird aber noch ein paar Jahre dauern, bis das Geschäft mit Abschreibungen und Investitionskosten in der Lage ist, sich selber zu tragen“, so der Chief Commercial Officer E-Mobility. „Wir gehen als Unternehmen massiv in Vorleistung und investieren bis zu 200 Millionen Euro pro Jahr. Unser Schnelladenetz heute wurde nach dem prognostizierten Bedarf für die kommenden 5 Jahre ausgebaut und so dimensioniert, dass es bedarfsgerecht erweitert werden kann. Das geht auf Dauer nur, wenn das Geschäftsmodell profitabel ist.“
Quelle: Info per E-Mail





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