DB beschafft 3.000 Elektro- und Hybridbusse – zu 95% von MAN
Die Busse sollen laut der Deutschen Bahn in den Jahren 2027 bis 2032 geliefert werden und von Tochter DB Regio in ganz Deutschland eingesetzt werden. Als Hauptpartner wird MAN Truck & Bus rund 95 Prozent der neuen Niederflur- und Überlandbusse mit Hybrid- und Elektroantrieb liefern. Als weiterer Partner wird ergänzend der chinesische Hersteller BYD Elektro-Überlandbusse aus seiner Produktion in Ungarn übergeben. „Dieses Segment macht rund fünf Prozent der erwarteten Fahrzeuge aus“, so das Unternehmen. Daneben hat die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge „nachrangige Rahmenverträge“ mit Iveco, Scania, Daimler Buses und Zhongtong geschlossen, „um die Verfügbarkeit neuer Fahrzeuge abzusichern“, wie es heißt.
Um den Zuschlag an BYD hatte es bereits vergangene Woche Aufregung gegeben: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) übte scharfe Kritik an dem Deal. Aufsichtsratsvize Martin Burkert sagte dem Spiegel: „Wir werden das im Aufsichtsrat der Bahn zum Thema machen“. Erst vor wenigen Wochen habe die Bundesregierung von der Wirtschaft mehr Standortpatriotismus gefordert. „Dass jetzt aber ausgerechnet das Staatsunternehmen Deutsche Bahn Elektrobusse billig in China einkaufen will, klingt da wie ein schlechter Scherz.“
Allerdings ging der Spiegel eigenen Informationen zufolge von einer Bestellmenge von rund 700 BYD-Bussen aus. Nach offiziellen DB-Angaben sind es nun jedoch „nur“ fünf Prozent von gut 3.000 Bussen – also rechnerisch etwa 150 Einheiten. Bereits 2021 bestellte DB Regio erstmals Elektrobusse bei BYD, die seitdem im baden-württembergischen Ettlingen im Einsatz sind.
Bei den rund 3.000 Bussen handelt es sich wie erwähnt um voll- oder teilelektrifizierte Fahrzeuge. Hinzukommen zur Großbeschaffung aber auch noch etwa 300 Verbrenner. Die Kosten für die insgesamt also 3.300 Solo- und Gelenkbusse liegen laut Bahn bei mehr als einer Milliarde Euro. Sowohl für die Regionalverkehrssparte der Bahn als auch für den Hauptlieferanten MAN handelt es sich um den größten Busauftrag in der Unternehmensgeschichte.
„Bei Konfiguration und Antrieb erlauben die Verträge größtmögliche Flexibilität“, teilt das Unternehmen mit. Im Rahmen der Verträge könne DB Regio weitere Kontingente in Anspruch nehmen, wenn das Verkehrsunternehmen zusätzliche langfristige Aufträge gewinnt. Und: „Die Rahmenverträge […] haben eine Laufzeit von sechs Jahren. Die Busse sollen in den Jahren 2027 bis 2032 geliefert werden.“
Die Rahmenverträge sind dabei das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung, in der die DB „auf hohe Wirtschaftlichkeit über den gesamten Lebenszyklus“ geachtet hat. Neben den Anschaffungskosten seien Energieverbrauch, Instandhaltungsaufwand und weitere Qualitätskriterien betrachtet worden. Außerdem die Lage der Produktionsstandorte, der Umfang des Servicenetzes und die ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung (CSR) der künftigen Lieferanten. Warum die Chinesen bei der Ausschreibung überhaupt mitmachen konnten? Die Aufträge an BYD und Zhongtong Bus laufen laut Spiegel jeweils über deren europäische Tochterfirmen.
Wie viele der rund 3.000 elektrifizierten Busse nun tatsächlich vollelektrisch fahren, präzisiert die Bahn nicht. Es soll sich aber um einen „erheblichen Anteil“ handeln, sodass die E-Flotte der Bahn anteilig stark zulegen dürfte. Was die Hybride angeht, sollen diese laut den Verantwortlichen „außer mit klassischem Diesel auch mit alternativen Kraftstoffen wie HVO“ fahren können.
Mit rund 561 Millionen Fahrgästen im Jahr 2024 ist DB Regio nach eigenen Angaben der größte Anbieter im deutschen Busverkehr. Jeden Tag sind im Schnitt 1,5 Millionen Menschen in Deutschland mit Bussen von DB Regio unterwegs. Harmen van Zijderveld, DB-Vorstand für Regionalverkehr, betont: „Mit den neuen Bussen kommen unsere Fahrgäste weiterhin zuverlässig, komfortabel und umweltfreundlich ans Ziel. Die langlaufenden Verträge garantieren, dass wir immer moderne Fahrzeuge haben und diese eng mit den Herstellern weiterentwickeln können. Dass der weitaus größte Anteil der Busse von einem Münchner Hersteller kommt, ist eine gute Nachricht für den Industriestandort Deutschland.“
Laut Alexander Vlaskamp, CEO bei MAN Truck & Bus, ist der neue Rahmenvertrag mit der Deutschen Bahn „ein historischer Beschaffungsauftrag und ein herausragender Vertrauensbeweis für unsere Produkte und unsere Mannschaft“. „Dass ein erheblicher Anteil der Fahrzeuge vollelektrisch sein wird, unterstreicht eindrucksvoll, welchen Beitrag die Deutsche Bahn und MAN zur nachhaltigen Transformation des öffentlichen Verkehrs leisten.“
Die Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen besteht bereits seit 2010 und umfasst bereits nahezu 5.000 an die Deutsche Bahn ausgelieferte MAN-Busse. Der neue Rahmenvertrag beinhaltet nun „ein extrem flexibles Gesamtpaket aus effizienten Verbrennern, Hybridmodellen und vollelektrischen Bussen“. Für den Überlandverkehr sollen Fahrzeuge des Typs MAN Lion’s Intercity LE in drei Längenvarianten geliefert werden. Für den Stadtverkehr ist die Lion’s City-Familie vorgesehen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der vollelektrischen Baureihe MAN Lion’s City E in der 10-, 12- oder 18-Meter-Variante liegt.




