Royal Mail nimmt acht E-Lkw in die eigene Flotte auf
Seit der Einführung der ersten 100 Elektrofahrzeuge im Jahr 2017 hat Royal Mail kontinuierlich in den Ausbau der E-Flotte investiert. Mit 7.000 Fahrzeugen betreibt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mittlerweile die größte elektrische Lieferwagenflotte Großbritanniens. Nun soll auch der Schwerlastverkehr elektrifiziert werden.
Bereits Ende 2023 zeichnete sich ab, dass Royal Mail künftig auch elektrische Lkw einsetzen würde. Im Rahmen des fünfjährigen „Zero Emission HGV and Infrastructure Demonstrator“-Programms (ZEHID) kündigte DAF Trucks damals an, dass die Modelle XD Electric und XF Electric bei großen Flottenbetreibern wie Maritime Transport, Marks & Spencer, Menzies, Royal Mail und Eddie Stobart zum Einsatz kommen sollen.
Nun scheint bei Royal Mail der Startschuss gefallen zu sein. Zunächst gehen acht vollelektrische Lkw an den Paketzentren in Daventry und Warrington in Betrieb. Die Wahl fiel auf den 42-Tonner XD Electric in der Variante 350E – offenbar die neueste Generation der XD-Baureihe. Zwar hatte DAF erst Ende September mitgeteilt, dass die neue Generation von XD und XF erst im Schlussquartal dieses Jahres in Serie gehen soll. Doch laut Louis Jones, Direktor für Elektromobilität und vernetzte Dienste bei DAF Trucks, wurden die Fahrzeuge „nach den individuellen Spezifikationen von Royal Mail gefertigt und basieren auf unserer neuesten Kabine und Plattform der neuen Generation“.
Laut den technischen Daten von DAF Trucks sorgt im XD 350E die Antriebseinheit Paccar EX-D2 mit einer Leistung von 350 kW für den Vortrieb. Zur Wahl stehen ein Batteriepaket mit einer Gesamtkapazität von 420 kWh (brutto, 370 kWh netto) und eines mit 525 kWh (brutto, 462 kWh netto). Für das Laden kann zwischen vier Optionen gewählt werden: DC mit bis zu 150 kW, DC mit bis zu 150 kW und AC mit bis zu 22 kW, DC mit bis zu 325 kW sowie DC mit bis zu 325 kW und AC mit bis zu 22 kW. Welche Konfiguration Royal Mail gewählt hat, geht aus der Mitteilung allerdings nicht hervor.
Ein Hinweis ergibt sich jedoch beim Schnellladen: Royal Mail nutzt an beiden Standorten den High-Power-Charger Terra 360 von ABB. Das System liefert bis zu 360 kW und könnte damit die Batterie des XD 350E mit voller Leistung versorgen. Dies könnte dafür sprechen, dass Royal Mail die 325-kW-Option gewählt hat. Auf einem der veröffentlichten Fotos ist zudem zu erkennen, dass eine Ladesäule nur über ein Kabel verfügt, womit eine Ladesäule für einen E-Lkw vorgesehen ist. Royal Mail schreibt hierzu lediglich: „Jedes Fahrzeug wird mit den Hochleistungsladegeräten T360 von ABB geladen, die in weniger als 15 Minuten eine Reichweite von bis zu 96 Kilometern (60 Meilen) ermöglichen.“
Gefördert wurde die Ladeinfrastruktur im Rahmen des Gridserve-Projekts „Electric Freightway“. Dieses wird mit 100 Millionen Pfund (rund 113,6 Millionen Euro) gefördert, davon stammen allein 62,7 Millionen Pfund (ca. 71,3 Millionen Euro) von der britischen Regierung. Ziel ist es, 200 Ladesäulen mit einer Leistung von 350 kW aufzubauen und so Großbritanniens modernstes öffentliches Ladenetz für E-Lkw zu errichten. „Als Mitglied des Electric Freightway-Konsortiums arbeitet Royal Mail mit Branchenführern zusammen, um ein zusammenhängendes Ladenetzwerk mit Depot- und öffentlichen Ladestationen zu schaffen, das die Elektrifizierung des Transportwesens beschleunigt“, so Sam Clarke, Commercial Lead bei Gridserve.
„Electric Freightway“ ist wiederum Teil des Programms „Zero Emission HGV and Infrastructure Demonstrator“. Das ZEHID-Programm wird mit bis zu 200 Millionen Pfund (ca. 227,3 Millionen Euro) von der britischen Regierung gefördert und in Partnerschaft mit Innovate UK durchgeführt. Ziel dieses Programms ist es, rund 300 schwere Batterie-elektrische und Brennstoffzellen-betriebene Lkw einzusetzen. Bis März 2026 sollen im Rahmen des Programms außerdem über 70 geplante öffentliche und betriebsnahe Infrastruktureinrichtungen finanziert und unterstützt werden, heißt es.
Doch weder zur Investitionssumme noch zur Höhe der Förderungen macht Royal Mail Angaben. Stattdessen wird die Bedeutung des Vorhabens hervorgehoben, das das Unternehmen bei seinem Ziel unterstützen soll, bis 2040 klimaneutral zu werden.
„Die Einführung von Elektro-Lkw in unser Netzwerk ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung unserer Betriebsabläufe und zur Erreichung unseres Netto-Null-Ziels. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, um zu lernen, wie wir Elektro-Lkw effizient in unsere landesweiten Abläufe integrieren können. Wir kombinieren modernste Fahrzeugtechnologie mit einer Hochgeschwindigkeitsladeinfrastruktur, die durch Electric Freightway ermöglicht wird. Dies wird die Art und Weise, wie wir über lange Strecken zustellen, grundlegend verändern“, sagt Nick Dunn, Nationaler Vertriebs- und Flottendirektor von Royal Mail.





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