Allianz namens H2A forciert Rollout von H2-Lkw in Europa

Eine neue Interessensgemeinschaft namens H2Accelerate (H2A) strebt an, Wasserstoff-Lkw europaweit zum Durchbruch zu verhelfen. Hinter der Initiative stehen Daimler Truck, Iveco, OMV, Shell und die Volvo-Gruppe. Die flächendeckende Einführung wird nach Einschätzung der Partner etwa ein Jahrzehnt brauchen.

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Die ersten Wasserstoff-Lkw will das Quintett mithilfe von Kunden auf die Straße bringen, die sich „bereits frühzeitig zu dieser Technologie bekennen“. Die Lkw sollen also zunächst in regionalen Clustern sowie entlang europäischer Transportrouten mit hoher Auslastung und mit guter Wasserstoff-Tankstellenversorgung fahren. Im Laufe des Jahrzehnts strebt H2Accelerate dann an, diese Cluster miteinander zu verbinden, sodass ein europaweites Netzwerk entsteht.

Auch erste konkrete Zielvorstellungen nennt die Interessengemeinschaft: So sollen in einer ersten Phase Hunderte von Wasserstoff-Lkw und mehr als 20 Tankstellen mit hoher Kapazität realisiert werden. In der zweiten Phase, die in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre starten dürfte, sind vierstellige Produktionszahlen pro Jahr und anschließend eine rapide Volumenerhöhung auf über 10.000 H2-Lkw geplant. Parallel sollen zu jenem Zeitpunkt die wichtigsten Transportrouten Europas mit Wasserstoff-Tankstellen abgedeckt sein.

Zu den fixierten Zielen gehört auch die Akquirierung öffentlicher Mittel zur Finanzierung früher Vorserienprojekte, die den „Markt aktivieren“ sollen. H2A will vor diesem Hintergrund mit politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden zusammenarbeiten. Angestrebt werde, ein begünstigendes Umfeld für die Einführung von H2-Mobilität zu schaffen, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung.

Mit Daimler, Iveco und Volvo sind drei Lkw-Hersteller unter den beteiligten Unternehmen. Daimler Truck hat im September 2020 ihr BZ-Konzept GenH2 Truck präsentiert, das sich als Serienmodell für Fernverkehrseinsätze mit Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometer eigenen soll. Erste Kundenerprobungen sind für 2023 vorgesehen. Und: Im November haben Daimler Truck und die Volvo-Gruppe bereits die Gründung eines Joint Ventures beschlossen, das die serienreife Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Brennstoffzellensystemen zum Ziel hat.

Im Juni 2020 hatte Daimler bereits einen vorbereitenden organisatorischen Schritt auf dem Weg zu dem Gemeinschaftsunternehmen genommen: In der neu gegründeten Daimler Truck Fuel Cell GmbH & Co. KG wurden seinerzeit alle Brennstoffzellen-Aktivitäten des Konzerns gebündelt – also auch die bisherige Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH, die unter anderem den Antrieb für das Pkw-Modell Mercedes GLC F-Cell entwickelt hat. Konkret wird Volvo 50 Prozent der Anteile an der Daimler Truck Fuel Cell GmbH & Co. KG für die Summe von etwa 600 Millionen Euro erwerben. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2021 erwartet.

Auch Iveco ist im H2-Bereich kein Neuling: Das Unternehmen wird Auftragsfertiger für den Lkw Nikola Tre. Das hatten CNH Industrial und Nikola Motor im Februar 2020 bekanntgegeben. Die Brennstoffzellen-Version des Lastwagens soll voraussichtlich ab 2023 in Ulm gebaut werden, die Batterie-Version bereits ab 2021.

„Die an H2Accelerate beteiligten Unternehmen sind sich einig, dass wasserstoffangetriebene Lkw der Schlüssel für einen CO2-neutralen Transport der Zukunft sind“, äußert Martin Daum, Vorstandschef der Daimler Truck AG. Die beispiellose Zusammenarbeit sei ein wichtiger Meilenstein, um notwendige Rahmenbedingungen für einen breiten Absatzmarkt für wasserstoffbasierte Lkw zu schaffen und voranzubringen. „Sie ist zugleich ein Aufruf zum Handeln für Politik, weitere beteiligte Akteure und die Gesellschaft“, so Daum.

Die beteiligten Unternehmen gehen davon aus, dass die Einführung von H2-Lkw in hohen Stückzahlen die Entstehung neuer Industriebereiche mit sich bringt. Stichworte sind CO2-freie H2-Produktionsanlagen, Wasserstoffverteilsysteme, ein Tankstellennetz mit hoher Kapazität für flüssigen und gasförmigen Wasserstoff und die Lkw-Produktion selbst. H2A plädiert für „branchenweit synchronisierte Investitionen in den 2020er Jahren“, um die Einführung von H2-Lkw zu forcieren.

Update 29.09.2021: Linde schließt sich als siebtes Mitglied der Interessensgemeinschaft H2Accelerate an, die Wasserstoff-Lkw europaweit zum Durchbruch zu verhelfen will. Die anderen Mitglieder sind wie erwähnt Shell, OMV, TotalEnergies sowie die Fahrzeughersteller Daimler, Volvo und Iveco. Linde hat nach eigenen Angaben bislang weltweit rund 200 Wasserstofftankstellen installiert.
daimler.com, volvogroup.com, h2accelerate.eu (Update)

2 Kommentare

zu „Allianz namens H2A forciert Rollout von H2-Lkw in Europa“
Alfthe1st
15.12.2020 um 19:26
Na endlich mal eine vernüftige Enscheidung von Mercedes. Weg mit den dreckigen Diesel-LKW. Dann kann man vielleicht auch auf manchen Bundesstraßen wieder durchatmen.
Gjr
16.12.2020 um 20:41
Laut sind die Diesel auch noch

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