Gestatten: Ein Konzern, 130 Standorte, 2.400 Ladepunkte

Wer wie die Österreichische Post binnen knapp zehn Jahren mehrere tausend Fahrzeuge elektrifizieren will, braucht eine ausufernde Ladestrategie. The Mobility House gewährt uns in folgendem Gastbeitrag Einblick in die Vorgehensweise des Postkonzerns und die Bedeutung des Lade- und Energiemanagements als Kernelement der Ladeinfrastruktur.

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Es ist ein Mammutprojekt: Mehr als 2.400 Ladepunkte an gut 130 Standorten will die Österreichische Post in den kommenden drei Jahren errichten – ein großer Schritt auf dem Weg, die gut 10.000 Fahrzeuge umfassende Zustellflotte, davon 8.000 Zustelltransporter der letzten Meile, bis 2030 vollständig auf Elektro- oder alternative Antriebe umzustellen. Aber nicht der erste: „Bereits seit 2011 setzt die Österreichische Post E-Fahrzeuge im täglichen Zustellbetrieb ein, der batterieelektrische Antrieb hat sich dabei für uns als optimal erwiesen“, erklärt Paul Janacek, Leiter Konzern-Fuhrpark der Österreichischen Post AG.

Wie jüngst berichtet, wollen die Post-Konzerne unserer Alpennachbarn sowohl in Österreich als auch in der Schweiz Transporter mit Verbrennungsmotoren im Zulieferbetrieb bis 2030 komplett ausmustern. Das sind ambitioniertere Ziele als bei der Deutschen Post DHL Group, die bis 2030 60 Prozent der Lieferfahrzeuge für die letzte Meile auf Elektroantriebe umstellen will. Der Vergleich hinkt jedoch, ist letzterer Konzern doch eine weltweit agierende Gruppe mit 570.000 Mitarbeitern und entsprechend großem Fuhrpark.

Für Fuhrparkleiter Janacek aus Österreich sind E-Fahrzeuge prädestiniert für den Einsatz in der Logistik. Er verweist zum einen auf die höhere Zuverlässigkeit und den besseren Fahrkomfort von Stromfahrzeugen im Vergleich zu Verbrennern. Zudem habe sich gezeigt, dass Elektrofahrzeuge über ihre gesamte Lebensdauer auch noch um einiges günstiger sind, und bei den TCO (Total Cost of Ownership) eine Fahrzeugnase vor ihren fossil angetriebenen Pendants liegen. Nicht zu vergessen das Thema Nachhaltigkeit: Durch den Umstieg auf E-Fahrzeuge erspart die Österreichische Post dem Klima künftig die Verbrennung von gut 11 Millionen Litern Diesel pro Jahr.

Nach den ersten positiven Erfahrungen mit Fahrzeugen, wie zunächst vor allem dem Renault Kangoo Z.E. und dem Nissan e-NV200 in der Briefzustellung sowie später auch ersten Pakettransportern von MAN und Mercedes, entschied sich Österreichs Post bereits im Jahr 2019, den laut Janacek „radikalen Schritt“ zu gehen, die Flotte bis 2030 auf der letzten Meile CO2-frei zu betreiben. Bereits ab 2024 sollen deshalb nur noch E-Fahrzeuge neu angeschafft werden und die Verbrenner nach und nach aussortiert werden.

„Natürlich können wir diesen Umstieg nicht als ‚Big Bang‘ von heute auf morgen umsetzen“, sagt Janacek. Noch sei nicht jeder Standort problemlos elektrifizierbar und nicht jede tägliche Route sei im Sommer wie auch Winter zuverlässig per E-Fahrzeug zu meistern. Die Entwicklung der E-Mobilität bei der Österreichischen Post orientiert sich deshalb auch an der Entwicklung der Fahrzeugtechnologie, mit immer höheren Reichweiten zu stetig sinkenden Kosten. So lasse sich der Umstieg im Alltag gut abbilden, erklärt der Fuhrparkleiter.

Aber wie geht man vor, wenn man innerhalb von drei Jahren mehr als 2.400 Ladepunkte an 130 Standorten mit Ladeinfrastruktur ausstatten will, und das so kostengünstig und zukunftsorientiert wie möglich? Um für jeden Teilbereich eine zukunftssichere und kostenoptimale Lösung zu finden, hat sich die Österreichische Post bei der Ausschreibung des Vorhabens dafür entschieden, den Aufbau in drei Lose aufzuteilen: Die AC- und DC-Ladehardware, ein intelligentes Lade- und Energiemanagementsystem inklusive CPO/CPMS-Funktionalität und schließlich die Installation der Ladeinfrastruktur. Den Hauptteil der Ausschreibung machten die detaillierten Anforderungen an das Lade- und Energiemanagementsystem aus.

„Das Lade- und Energiemanagement ist das Herzstück unserer Ladeinfrastruktur“, erklärt Bernd Willmann, Leiter Technik Konzern-Fuhrpark der Österreichischen Post AG, den höheren Umfang dieses Teilbereichs. Am wichtigsten sei es, dank intelligentem Laden – egal ob mit zeitlich gestaffelten oder in der Leistung angepassten Ladevorgängen – die Netzanschlussleistung so gering wie möglich auslegen zu können, da die Vermeidung von Lastspitzen einen enormen Kostenhebel darstelle. Überzeugt hat die Österreichische Post wie berichtet das Lade- und Energiemanagement ChargePilot von The Mobility House – und zwar aufgrund der Erfüllung aller technischen Standards und Sicherheitsanforderungen, der offenen Schnittstellenarchitektur sowie der aktiven Systemüberwachung. Mit der Fokussierung auf Elektromobilität ist es aktuell eines der führenden Systeme am Markt.

Großen Wert legen Janacek und Willmann auch auf die Zuverlässigkeit des Systems. Neben der hohen Ausfallsicherheit war auch die Herstellerunabhängigkeit, Skalierbarkeit und Flexibilität wichtig. So kann die Infrastruktur weiterhin mit technologischen Entwicklungen mitwachsen und jederzeit erweitert werden. Die Implementierung unterstützt The Mobility House mit eigenen Technikern ebenfalls. Damit wird der ausgewählte Installationspartner entlastet und ein schneller Roll-out sichergestellt. Eine optionale Integration von Photovoltaikanlagen sowie stationären Batteriespeichern spielt ebenfalls eine Rolle für die Österreichische Post, etwa, um an manchen Standorten Energie selbst zu erzeugen und auch zu nutzen. Auch dies würde dabei helfen, langfristig gesehen Kosten zu sparen.

The Mobility House gibt uns in regelmäßigen Gastbeiträgen Einblicke in interessante Elektrifizierungs-Projekte. Berichtet haben die Experten für Lade- und Energielösungen aus München bereits über die Umstellung des Fuhrparks des Arbeiter-Samariter-Bundes in der bayerischen Landeshauptstadt, über die E-Flotte der Großbäckerei Harry-Brot, über einen der größten deutschen Dienstwagen-Ladeparks bei Bechtle in Neckarsulm und über ein Fallbeispiel zur Elektrifizierung von zwei Firmensitzen der ADVA Optical Networking SE.

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