Büchen: Kleine Gemeinde mit großen Klima-Ambitionen

Die kleine Kommune Büchen legt mit ihren 6.300 Einwohnern viel Ehrgeiz an den Tag, um einen Beitrag zur Klimawende zu leisten. Der knapp 60 Kilometer südöstlich von Hamburg gelegene Ort hat sich 2015 ein eigenes Klimaschutzkonzept verpasst und schafft in diesem Zuge zunehmend Elektroautos und Solaranlagen an. 

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Ziel des Orts ist es, die verkehrsbedingten CO2-Emissionen zu reduzieren. Büchen hat daher für die rund 40 Mitarbeiter der Verwaltung, im Klärwerk und Bauhof mittlerweile vier Elektroautos beschafft, die diese als Poolfahrzeuge nutzen können. „Wir sind dabei, ein fünftes zu erwerben“, sagt Dr. Maria Hagemeier-Klose, Klimaschutzmanagerin der am Elbe-Lübeck-Kanal im schleswig-holsteinischen Kreis Herzogtum Lauenburg gelegenen Gemeinde. Was für eines das sein wird, steht noch nicht fest, wohl aber, dass es ein Kleinwagen wird. Für die Mitarbeiter des Bauhofes steht auch ein Dienstfahrrad mit elektrischer Unterstützung für dienstliche Termine zur Verfügung. Vor allem Mitarbeiter des Bauamtes, aber auch die von Sozial- und Ordnungsamt nutzen die E-Autos für Außer-Haus-Termine, Fortbildungen und sonstige Veranstaltungen.

Nachdem Hagemeier-Klose vor fünf Jahren ihre Arbeit als Klimaschutzmanagerin in Büchen aufgenommen hat, hat sie das Thema E-Mobilität schnell in die Besprechungen der Verwaltungsleitung und in die politischen Gremien gebracht. Allerdings war die Skepsis zunächst groß, ob die Fahrzeugbatterien die geforderten Reichweite schaffen und wie das Laden funktioniert. „Es waren die üblichen Bedenken, da wir zu der Zeit noch auf keine Langzeiterfahrungen im Bereich der Elektromobilität zurückgreifen konnten“, erzählt sie. Dennoch sei sie auf offene Ohren gestoßen und so leaste die Gemeinde einen Renault Zoe sowie einen Nissan e-NV200 Evalia für zwei Jahre, um auszuprobieren, ob der E-Antrieb für Dienstfahrten funktioniert. Beide Fahrzeuge seien bei den Mitarbeitern sehr gut angekommen, weil sie sich sportlich fahren und dabei sehr leise sind. Schnell wurden daraufhin eigene E-Fahrzeuge beschafft.

Inzwischen zählen ein Renault Zoe, zwei Nissan e-NV200 und ein StreetScooter Work L mit jeweils 40-kWh-Batterien zur gemeindeeigenen Flotte. „Bis auf den StreetScooter haben wir alle gekauft“, sagt Hagemeier-Klose. Und bis auf den StreetScooter, von dessen Qualität die Gemeinde nicht überzeugt ist, laufen die E-Autos bislang problemlos. Anfangs war es zudem noch schwierig, in der Nähe eine Werkstatt zu finden, die sich mit E-Fahrzeugen beziehungsweise dem StreetScooter auskennt. „Gerade hier im ländlichen Bereich sind nicht alle Werkstätten bereits auf Elektroantriebe ausgerichtet“, erzählt sie. Inzwischen sei man aber fündig geworden.

Reichweite für Strecken im Amts- oder Gemeindegebiet wunderbar geeignet

Insgesamt gehören zur Flotte ein paar weitere Pkw mit Verbrennermotor, die die Klimaschutzmanagerin sukzessive durch E-Autos ersetzen will. Einen Verbrenner will die Gemeinde für die Verwaltung aber behalten, erstmal jedenfalls. Es gebe einzelne Mitarbeiter, die mit der Ladetechnik der E-Autos noch keinen Frieden gefunden haben, die die Autos nicht so gerne aufladen oder Angst haben, bei weiteren Strecken keine Ladestation zu finden. „Die meisten Fahrzeuge sind aber nur im Amts- oder Gemeindegebiet unterwegs und dafür sind die Reichweiten wunderbar geeignet“, sagt sie.

Ausgelöst durch ihr zu 80 Prozent vom Bund geförderten und im Oktober 2018 veröffentlichten Elektromobilitätskonzept, das erhebliche Potenziale für die Etablierung einer nachhaltigeren Mobilität aufzeigt, hat sich die Gemeinde Büchen auch mit dem Thema Ladeinfrastruktur beschäftigt. Denn vielen sei nicht klar gewesen, wie sich die E-Mobilität entwickelt und wie viele Ladepunkte vor Ort benötigt werden. Eine Analyse hat ergeben, dass zunächst acht öffentliche Säulen mit 22 Kilowatt (kW) Ladeleistung im Ort verteilt einzurichten sind.

Gesagt, getan: Am Bahnhof stehen auf jeder Gleisseite zwei öffentliche Ladepunkte, zwei wurden am Bürgerhaus installiert und zwei am Sportzentrum. Diese beiden werden sogar mit Strom aus der dort installierten Photovoltaik-Anlage mit 11,52 kWp versorgt. Nur wenn der Speicher leer ist, wird das öffentlichen Netz angezapft. Den Mitarbeitern der Verwaltung steht darüber hinaus eine nicht-öffentliche Ladesäule auf dem Hof des Amts zur Verfügung.

„Damit sind wir für eine kleine Gemeinde ganz gut aufgestellt“, lobt Hagemeier-Klose. Alle Ladesäulen werden mit Ökostrom betrieben. Außerdem betreibt Büchen nebst der am Sportzentrum installierten Solaranlage weitere eigene PV-Anlagen, etwa auf dem Amtsgebäude (29,8 kWp), im Waldschwimmbad (26,24 kWp), auf der Rettungswache (15 kWp), auf dem Dienstgebäude des Klärwerks (29,7 kWp) sowie am Schulzentrum (147,84 kW). Konkret in Planung sind weitere Anlagen am Wasserwerk und am Neubau des Bauhofes.

Bislang können E-Autofahrer an den acht öffentlichen Ladepunkten kostenlos Strom zapfen. „Wir wollen damit einen Anreiz schaffen, um die Elektromobilität hier im Ort voranzutreiben“, begründet die Klimaschutzmanagerin das Vorgehen. Zwar könne man auf Bezahlstrom umsteigen, die Software dafür sei bereits installiert, doch auch Bezahlsysteme kosten eine gewisse Gebühr. „Wir wollen uns den Strom daher erst bezahlen lassen, wenn so viel verbraucht wird, dass es der Gemeinde weh tut.“ Auch eine zeitliche Begrenzung zum Laden gebe es bislang nicht. Pendler können also morgens ihr Fahrzeug anhängen, mit dem Zug weiter fahren, und abends mit voller Batterie nach Hause fahren. Sollten Bürger vermehrt anrufen, dass die Ladesäulen immer belegt sind, werde man das anders beschildern.

Zu sehen sei, dass auch die Bevölkerung mehr E-Fahrzeuge hat und die Ladesäulen nutzt, aber sie seien noch nicht jeden Tag 24 Stunden belegt. Zumal diejenigen, die privat E-Autos nutzen, in der Regel auf den Dächern ihrer Eigenheime von Land oder Bund geförderte PV-Anlagen installiert hätten und somit ihren eigenen Strom produzierten. Die eigene PV-Anlage sei oftmals der ausschlaggebende Grund, sich auch ein E-Fahrzeug zuzulegen. Beim Thema Schnelllader dagegen fühlt sich die Gemeinde nicht in der Pflicht. Hier würden es die Vertreter des Amtes begrüßen, wenn der Einzelhandel auf den Parkplätzen der Supermärkte, die an einer Stelle in Büchen konzentriert angesiedelt sind, in Schnellladepunkte investiert.

Bei Neuanschaffungen für den eigenen Fuhrpark will Büchen nunmehr stets prüfen, ob es sinnvoll ist, ein Batterie-elektrisch angetriebenes Fahrzeug zu kaufen. Die Gemeinde habe beispielsweise auf dem Bauhof mehrere Sonderfahrzeuge mit Verbrennermotor, die in der Regel keine weiten Strecken zurücklegen und daher auch für batterieelektrischen Antrieb prädestiniert wären. Doch die gebe es derzeit noch nicht als Elektroversion beziehungsweise seien noch nicht ausreichend erprobt. „Es ist aber schon gewünscht und geplant, dort, wo es möglich ist, auf Stromer umzusteigen“, resümiert die Klimaschutzmanagerin.

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