Daimler, Traton und Volvo planen Lkw-Ladenetz

Die drei Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, Traton und Volvo Group haben eine Absichtserklärung über den Aufbau und den Betrieb eines öffentlichen Hochleistungs-Ladenetzes für Batterie-elektrische schwere Fernverkehrs-Lkw und Reisebusse in Europa unterzeichnet.

Die Vereinbarung sei Basis für die Gründung eines zukünftigen Joint Ventures mit Sitz in Amsterdam, das von den drei Parteien zu je gleichen Teilen gehalten werden soll, wie Daimler mitteilt. Das noch namenlose Gemeinschaftsunternehmen soll 2022 den Betrieb aufnehmen. Das Joint Venture solle eigenständig operieren und dabei „auf die umfangreiche Erfahrung und das Wissen der Gründungsunternehmen im Bereich schwerer Lkw“ aufbauen können. Die endgültige Vereinbarung zur Gründung des Joint Ventures soll – vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen – bis Ende 2021 unterschrieben werden.

Die Partner wollen zunächst zusammen 500 Millionen Euro investieren, um mindestens 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte innerhalb von fünf Jahren ab Gründung des Joint Ventures in der Nähe von Autobahnen sowie an Logistik-Hubs und an Abladestellen zu errichten. Die Ladestationen sollen ausschließlich mit Ökostrom betrieben und allen Nutzern markenübergreifend zur Verfügung gestellt werden.

Technische Details zu den geplanten Ladepunkten gehen aus der Mitteilung nicht hervor – Ladestandard, Ladeleistung und auch die geplante Größe der Ladeparks sind also unklar. Es wird lediglich angedeutet, dass die Partner „im Rahmen eines kundenzentrierten Ansatzes“ unterschiedliche Anwendungsfälle berücksichtigen wollen – also sowohl das Laden während der gesetzlich vorgegebenen 45-minütigen Ruhezeit der Fahrer als auch das langsamere Laden über Nacht.

„Europas Lkw-Hersteller verfolgen das gemeinsame Ziel, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein“, sagt Martin Daum, CEO Daimler Truck. „Um dies zu erreichen, ist es jedoch unerlässlich, dass der Aufbau der richtigen Infrastruktur Hand in Hand mit der Einführung CO2-neutraler Lkw geht.“ Traton-CEO Matthias Gründler ergänzt: „Wir gehen jetzt den ersten Schritt, um den Übergang zu einem nachhaltigen Transport ohne fossile Brennstoffe zu beschleunigen. Der zweite Schritt sollte ein starkes Engagement der EU für den vollständigen Ausbau des Ladenetzes in ganz Europa sein.“ Für Volvo-CEO Martin Lundstedt ist das geplante Joint Venture die Grundlage, „damit wir für unsere Kunden einen Durchbruch bei der Transformation zur Elektrifizierung erzielen können“.

Auch über den weiteren Ausbau über die genannten Pläne hinaus wurde bereits beraten: Zusätzliche Partner sowie öffentliche Fördermittel sollen dazu beitragen, die Zahl der Ladepunkte „im Weiteren“ deutlich zu erhöhen. In der Mitteilung wird ein Bericht des Branchenverbandes ACEA zitiert, laut dem bis spätestens 2030 bis zu 50.000 Hochleistungsladepunkte in Europa benötigt würden – dem stehen die angekündigten „mindestens 1.700 Ladepunkte“ des Joint Ventures entgegen.

Dabei sehen die drei neuen Partner nicht nur ihre Wettbewerber, sondern auch die Politik in der Pflicht. „Die Pionierarbeit der Partner ist daher ein Aufruf zum Handeln an alle anderen Branchenakteure sowie auch an Regierungen und Gesetzgeber, die gesetzten Klimaziele gemeinsam mit einem zügigen Ausbau des notwendigen Ladenetzes zu erreichen“, heißt es in der Mitteilung.

Daimler Truck und die Volvo Group arbeiten bereits bei dem Brennstoffzellen-Joint-Venture Cellcentric zusammen. Traton ist dort nicht dabei, da die VW-Nutzfahrzeugtochter vor allem auf die Batterie-elektrische Mobilität setzt und die Brennstoffzelle nur in einigen Spezialanwendungen im Vorteil sieht. Während Traton also vor allem Batterie-elektrische Fernverkehr-Lkw plant, sind Daimler und Volvo hier zweigleisig unterwegs.
daimler.com, traton.com

3 Kommentare

zu „Daimler, Traton und Volvo planen Lkw-Ladenetz“
Max
05.07.2021 um 13:21
Bezeichnend, dass hier nicht Ionity beauftragt, sondern ein neues Unternehmen gegründet wird.
Simon Saag
05.07.2021 um 16:23
Nö, ist absolut verständlich und logisch. Ionity: Premium-Marke, mit der sich Porsche- und Mercedes-Fahrer identifizieren sollen. Da passt der Trucker nicht ins Image. Warum sollten Anteilseigner wie Audi oder BMW Lkw-Lader finanzieren wollen?Andersrum: Warum sollten sich Traton und Volvo dann bei ihren Zielen innerhalb von Ionity unterordnen, wenn die Mehrheit der Stakeholder den Pkw-Markt im Blick hat? Ein eigenes Unternehmen ergibt da sehr viel Sinn!
Foersom
06.07.2021 um 06:41
Diese LKW-Ladestationen müssen als Durchfahrt (drive-through-bays) ausgelegt sein. Damit wird vermieden, dass die Länge eines LKW oder Busses kein Problem darstellt. FastNed macht seine Ladestationen so. Diese Durchfahrbuchten können auch für Autos mit Anhänger nützlich sein.Diese LKW-Ladestationen werden sicherlich CCS- und Klasse 800 V Ladegeräte haben, da viele LKWs und Busse ein ~700 V System haben.Hoffentlich planen sie, dass jede Station mindestens ein Ladegerät mit CCS und dem kommenden MCS-Stecker hat. MCS wird der Stecker für Megawatt-Laden sein.

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