Mehr Energie an Bord, neue Batterie-Produktionsstätte: Proterras Batteriesysteme treiben das Wachstum an

Ab 2023 wird es den Proterra ZX5 Max mit erhöhter Batteriekapazität von 738 kWh geben. Der Hersteller sieht in dem größeren Energiespeicher ein wichtiges Merkmal des E-Busses. Die Batteriesysteme gehören für Proterra denn auch zu den Treibern für das Geschäft 2022, doch Lieferkettenprobleme machen dem Unternehmen zu schaffen.

Laut Proterra verfügt der zwölf Meter lange Transitbus über den voraussichtlich größten Energiespeicher aller 40-Fuß-Elektrobusse auf dem nordamerikanischen Markt. „Wir arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung unserer Technologie, um branchenführende Lösungen für den Nutzfahrzeugmarkt anzubieten“, sagt ein Pressesprecher des Unternehmens auf Anfrage von elecrive.net. „Mit mehr Energie an Bord in Kombination mit Proterras raffiniertem Karosseriedesign aus Verbundwerkstoffen ist der Proterra ZX5 für optimale Leistung ausgelegt, um die schwierigsten Transitstrecken und extremen Witterungsbedingungen, einschließlich des kalten Klimas, zu bewältigen.“

Das erweiterte Modell wird mit sechs Proterra-Batteriepaketen ausgestattet sein – vier davon befinden sich unter und außerhalb des Fahrgastraums, zwei sind oben auf dem Fahrzeug installiert. Geladen per Kabel oder Overhead-Charging soll dank des größeren Energiespeichers eine Reichweite von mehr als 300 Meilen (fast 483 Kilometer) mit einer einzigen Ladung möglich werden. Bisher lag die maximale Batteriekapazität für den ZX5 Max bei 675 kWh.

Eine schrittweise Erhöhung der Batteriekapazität ist für Proterra, wie auch der Pressesprecher andeutet, nicht ungewöhnlich. Seit 2016 bietet das Unternehmen ein 660-kWh-Paket an, das später auf 675 kWh und jüngst eben auf 738 kWh erhöht wurde, die letzte Steigerung beläuft sich auf 63 kWh oder 9,3 Prozent.

Und auch ist der ZX5 Max ist nicht das einzige E-Bus-Modell Proterras, das mit mehr Energie an Bord ausgestattet wird. Für Strecken mit geringeren Reichweiten-Anforderungen können die 35- und-40-Fuß-Versionen des Modells ZX5+ mit bis zu 492 kWh großen Batterien ausgerüstet werden. Die alte Batterie-Generation machte hier bisher bis zu 450 kWh möglich. Zur Erklärung: Die ZX5 und ZX5+ sind in 35- und 40-Fuß-Konfigurationen erhältlich, der ZX5 Max lediglich in der 40-Fuß-Ausführung.

Die Geschichte des Unternehmens mit Sitz in Burlingame im US-Bundesstaat Kalifornien begann im Jahr 2004, als Dale Hill das Unternehmen in der US-Stadt Golden in Colorado gründete und damit begann, einen Prototypen-Bus zu entwickeln. Der erste Bus, der Eco Ride, debütierte mehr als vier Jahre später. Heute ist Proterra mit dem Unternehmen von damals kaum mehr zu vergleichen. Inzwischen hat das Unternehmen sein Geschäft auf drei Säulen aufgebaut: „Proterra Powered“ bietet Batteriesysteme und Elektrifizierungslösungen für Nutzfahrzeughersteller an, „Proterra Transit“ agiert als klassischer Hersteller elektrischer Busse und „Proterra Energy“ hat sich auf schlüsselfertige Lade- und Energiemanagementlösungen spezialisiert.

Batterieproduktionsanlagen betreibt Proterra in Kalifornien – im Silicon Valley und in der US-Stadt City of Industry. Letztere verfügt über eine größere maximale jährliche Produktionskapazität und ist mit der Elektrobusproduktion verbunden. Im Technologiezentrum im Silicon Valley werden keine E-Busse hergestellt. Die entstehen aber noch an einem anderen Ort: in Greenville im US-Bundesstaat South Carolina. In der Nähe, in der Stadt Greer, wird zudem eine weitere Batterie-Produktionsstätte aufgebaut, die in der zweiten Hälfte 2022 in Betrieb gehen soll. „Der Bau der Anlage ist im Gange“, berichtet der Pressesprecher und führt weiter aus: „Unser Werk in Greer wird Batteriesysteme für die Elektro-Nutzfahrzeuge der Kunden von Proterra Powered herstellen, darunter Liefer- und Arbeitsfahrzeuge, Industriemaschinen, Busse und mehr.“

Die Batteriesysteme des Unternehmens bestehen aus zylindrischen Zellen. „Die erfolgreiche Umstellung auf 100-pozentige Batterie-elektrische Busse und kommerzielle Flotten erfordert eine sichere, zuverlässige und leistungsstarke Batterie“, erläutert der Pressesprecher. „Die Batteriepacks von Proterra Powered verwenden kleinformatige zylindrische Zellen, die es uns ermöglichen, Batteriepacks so zu konstruieren, dass sie widerstandsfähiger gegen Zellendefekte und kritische Ausfälle sind.“ Bewährt haben sich die Systeme laut Unternehmen inzwischen in mehr als 25 Millionen Betriebskilometern in Schwerlastanwendungen für den öffentlichen Nahverkehr. Batteriesysteme von Proterra beziehen Unternehmen wie die Shyft Group, Nikola, Vicinity Motor, Anadolu Isuzu und Volta Trucks.

Die Zellen kommen von LG Energy Solution (LGES). Im August des vergangenen Jahres einigten sich die beiden Unternehmen auf eine langfristige Belieferung. Die Vereinbarung sicherte Proterra eine „stabile Versorgung“ mit Batteriezellen bis 2028, Proterra wiederum verpflichtete sich dafür zur Zahlung eines „niedrigen neunstelligen Dollarbetrags“. Auf die Ankündigung des südkoreanischen Unternehmens, seine erste zylindrische Batteriefabrik in den USA aufbauen zu wollen, teilte Proterra auf Twitter mit, stolz darauf zu sein, „auf unserer starken Beziehung zu LG Energy Solution aufzubauen, um die Herstellung von Batteriezellen in die USA zu bringen. Die Ankündigung der neuen Fabrik für zylindrische Zellen in Arizona durch LG Energy Solution ist ein großer Schritt nach vorne für diese Bemühungen.“

Es ist vor allem das Geschäft mit Batteriesystemen, das für Proterra derzeit gut läuft. Den Zahlen aus dem jüngsten Quartalsbericht zufolge lieferte Proterra Powered Batteriesysteme für 287 Fahrzeuge von zehn verschiedenen OEM-Kunden, darunter vier Kunden mit Fahrzeugen in Serienproduktion. Damit haben sich die Auslieferungen von Proterra Powered im Vergleich zum Vorjahr mehr als verzehnfacht (26 in Q1 2021), das Niveau des vieren Quartals 2021 wurde mehr als verdoppelt. Die Batterie-Produktion wuchs im Jahresvergleich um 95 Prozent auf 82 Megawattstunden (MWh) im ersten Quartal 2022, verglichen mit 42 MWh im entsprechenden Vorjahresquartal – das schließt Lieferungen sowohl für Proterra Powered als auch Proterra Transit mit ein.

Obwohl Proterra Energy mit Hardware-Engpässen zu kämpfen hat, nahmen auch dort die Auslieferungen gegenüber dem Vorquartal zu: Im ersten Quartal 2022 lieferte der Unternehmensbereich 3,3 MW an DC-Schnellladegeräten aus. Dies war zwar weniger als die 5,4 MW aus dem ersten Quartal 2021, aber 74 Prozent mehr als die 1,9 MW, die im vierten Quartal 2021 ausgeliefert wurden, „und unser höchstes Auslieferungstempo seit dem zweiten Quartal 2021“, so das Unternehmen. Der Umsatz von Proterra Powered und Proterra Energy zusammen wuchs im Jahresvergleich um 97 Prozent und im Vergleich zum vierten Quartal 2021 um 78 Prozent auf 23 Millionen US-Dollar.

Auslieferungen und Umsätze von Proterra Transit, zu dem auch der Proterra ZX5 Max gehört, sind jedoch von Einbußen gezeichnet. Auch hier benennt das Unternehmen die Herausforderungen in der Lieferkette, auf die das Unternehmen bereits im vierten Quartal des vergangenen Jahres hingewiesen hatte, als Grund. „Der Mangel an Teilen stellt weiterhin ein erhebliches Hindernis für die Produktion dar und schränkte den Ausstoß zu Beginn des ersten Quartals ein“, schreibt das Unternehmen in seinem aktuellen Bericht. Der Umsatz sank im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf 35 Millionen Dollar.

Proterra Transit lieferte in dem Zeitraum 40 Nahverkehrsbusse aus – acht weniger als im ersten Quartal 2021. Für die Produktion fehlten Kabelbäume, aber auch Motoren, Leistungsstecker und andere elektrische Komponenten. Inzwischen habe das Unternehmen Maßnahmen ergriffen, die die Produktion auf ein „normales Niveau“ gebracht haben soll – dazu gehören unter anderem die doppelte Beschaffung mehrerer Komponenten, der Aufbau neuer Beziehungen und auch vor Ort bei den Lieferanten half man, die Spitzenkapazitäten zu erhöhen. Doch dem Rückgang der Auslieferungen und des Umsatzes im abgelaufenen Quartal konnte das Unternehmen nicht mehr ausreichend entgegenwirken.

Proterra erwartet auch für den weiteren Verlauf des Jahres, dass die Verfügbarkeit von Teilen eine Herausforderung darstellen wird. Für Proterra Transit rechnet das Unternehmen mit Einschränkungen beim Umsatz. Als Treiber für den Gesamtumsatzwachstum setzt das Unternehmen deshalb auf Proterra Powered und Proterra Energy: Der Umsatz soll sich in diesen Bereichen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln und über 100 Millionen Dollar erreichen.

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