LG Chem realisiert US-Fabrik für Kathodenmaterial in reduziertem Umfang

Der südkoreanische Batteriezellen-Hersteller LG Chem hat mit dem Bau seiner Fabrik zur Produktion von Kathodenmaterialien für Elektroauto-Akkus im US-Bundesstaat Tennessee begonnen. Die Fabrik in Clarksville soll weiterhin die größte ihrer Art in den USA werden, auch wenn sie nur noch halb so groß ausfallen wird wie 2022 angekündigt.

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Bild: LG Chem

LG Chem spricht im Zuge der Grundsteinlegung nun von Investitionen in Höhe von rund 1,6 Milliarden US-Dollar und einer Jahreskapazität von 60.000 Tonnen Kathodenmaterial für die Akkus rund 600.000 Elektrofahrzeugen. Vor gut einem Jahr kündigte das Unternehmen noch ein Invest von 3,2 Milliarden Dollar und einen Jahres-Output von 120.000 Tonnen für 1,2 Millionen Elektrofahrzeuge an. Es handelt sich also um eine exakte Halbierung der Zielwerte. Darauf kommt man aber nur durch den Abgleich der gut ein Jahr auseinander liegenden Mitteilungen des Unternehmens. Von sich aus geht LG Chem in seiner aktuellen Pressenotiz auf die Verkleinerung nicht ein.

Fakt ist: Die US-Fabrik in Tennessee soll 2026 in Betrieb gehen und NCMA-Kathodenmaterialien produzieren, die Nickel, Kobalt, Mangan und Aluminium für E-Auto-Autos der nächsten Generation „mit 500 Kilometer Reichweite“ enthalten. Als Standort der Produktionsstätte werden weiter 170 Hektar Land bei Clarksville genannt. Bestand hat auch das Statement, mit „modernster Produktionstechnologie“ den Output pro Linie und Jahr auf über 10.000 Tonnen Kathodenmaterial zu bringen. Dabei orientieren sich die Anlagenbauer nach früheren Angaben an LG Chems vierter Kathodenmaterial-Fabrik in Cheongju in Südkorea, wo dieses Konzept bereits aufgehen soll.

Die Standortentscheidung fiel auf Tennessee „aufgrund der Nähe zu wichtigen Kunden, des einfachen Transports von Rohstoffen und der aktiven Zusammenarbeit mit der Regierung des Bundesstaates und den lokalen Behörden“, teilen die Südkoreaner mit. Wie viele Investoren in letzter Zeit nennt der Konzern unter anderem den Inflation Reduction Act (IRA) als Anreiz, gerade jetzt seine Aktivitäten in den USA zu verstärken.

Für LG Chem wird der Standort in Tennessee nach eigenen Angaben eine entscheidende Rolle dabei spielen, das Geschäft mit Batteriematerialien einschließlich Kathodenmaterial von 5 Billionen Won im Jahr 2022 auf 20 Billionen Won bis 2027 zu vervierfachen (etwa von 3,6 auf 14,4 Milliarden Euro). Aktuell unterhält LG Chem mehrere Fabriken in Südkorea und eine im chinesischen Wuxi. Die neue Fabrik in den USA soll künftig als Drehscheibe dienen, um neben nationalen auch globale Kunden zu beliefern.

Große nationale Abnehmer stehen bereits fest: US-Hersteller General Motors hatte im Sommer Vereinbarungen rund um die Belieferung mit Batteriematerialien mit LG Chem und Livent abgeschlossen. Die verbindliche Vereinbarung mit LG Chem sieht die Lieferung von kathodenaktivem Material (CAM) vor. In deren Rahmen soll LG Chem GM ab der zweiten Jahreshälfte 2022 bis zum Jahr 2030 mit mehr als 950.000 Tonnen CAM beliefern. Im Oktober folgte dann ein Deal mit Toyota, in dem es um die Lieferung von Kathodenmaterial für Nordamerika im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar geht.

„Mit dem Kathodenmaterialwerk in Tennessee als Zentrum wird LG Chem zweifelsohne zum führenden Kathodenmateriallieferanten in Nordamerika aufsteigen“, äußert LG-Chem-CEO Shin Hak-cheol. Man werde die Vision umsetzen, das weltweit führende Unternehmen für Batteriematerialien zu werden und eine stabile Lieferkette aufzubauen, die jeder Umgebung standhält. Shin Hak-cheol verkündet zudem laufende Gespräche mit US-amerikanischen Batterierecycling-Unternehmen über eine Zusammenarbeit bei der Materialversorgung.

Der reduzierte Umfang der Fabrik dürfte derweil mit dem gebremsten E-Auto-Plänen der großen Hersteller in Nordamerika in Zusammenhang stehen. GM hat wegen schwächelnder Nachfrage etwa den Produktionshochlauf seiner zwei E-Pickups Chevrolet Silverado EV und GMC Sierra EV im Montagewerk Orion Township um mindestens ein Jahr auf Ende 2025 nach hinten verlegt. Dies hat bereits Auswirkungen auf erste Komponentenwerke – etwa die Getriebefabrik in Toledo.

Ford kündigte seinerseits im Oktober an, einen Teil seiner geplanten milliardenschweren Investitionen in neue Produktionskapazitäten für Elektrofahrzeuge und Batterien zu verschieben. Erste konkrete Folgen sind bereits bekannt: So wird Ford seine LFP-Batteriezellfabrik in den USA deutlich kleiner umsetzen als ursprünglich entworfen. Außerdem legen die US-Amerikaner die Pläne für ein mit LG Energy Solution und Koç in der Türkei geplantes Batteriewerk für E-Nutzfahrzeuge auf Eis. Auch eine geplante zweite Batteriefabrik auf einem neuen Campus in Kentucky ist von den Sparmaßnahmen betroffen.

lgcorp.com

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