Nationale Leitstelle präsentiert Roadmap für bidirektionales Laden

Der Beirat der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur hat eine Roadmap für die Einführung des bidirektionalen Ladens in Deutschland an das Bundesverkehrsministerium übergeben. Die Roadmap wurde von rund 50 Expertinnen und Experten aus Industrie und von relevanten Stakeholdern erarbeitet.

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Bild: Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur/Franz Josef

In Kurzform: Der Beirat rechnet ab 2025 mit ersten marktfähigen V2H-Anwendungen, erste V2G-Anwendungen werden etwas später auf dem Markt erwartet. Ab 2028 könne es zu einem Hochlauf von interoperablen und standardisierten Lösungen für V2H und V2G kommen – „vorausgesetzt, dass die entsprechenden Standards bis dahin festgelegt sind und die erforderlichen regulatorischen und technischen Weichenstellungen umgesetzt wurden“, wie es in der Mitteilung heißt.

Gerade die regulatorischen und technischen Weichenstellungen haben sich bereits als wichtiger Faktor herausgestellt. Denn die technische Machbarkeit von bidirektionalen AC- und DC-Lösungen wurde in Pilotprojekten mehrfach demonstriert. Ein einheitliches System hat sich dabei noch nicht herausgebildet. Bei Vehicle-to-Home-Lösungen könnten bidirektionale DC-Systeme besser sein, da mit der PV-Anlage auf dem Dach und dem Heimspeicher zusammen mit der Wallbox eine Art Gleichstom-Microgrid die Verluste minimieren könnte, während bei der Rückspeisung ins Wechselstrom-Netz (also Vehicle-to-Grid) AC-Lösungen besser geeignet wären. Aber auch regulatorische Hürden rund um Steuern, Abgaben und Umlagen müssen noch definiert und abgestimmt werden.

Das 2025er-Ziel des Beirats passt auch zur politischen Zielsetzung des Bundeswirtschaftsministeriums: Im vergangenen November hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik aus mehreren europäischen Ländern nach Berlin geladen und mit ihnen Chancen und Perspektiven des bidirektionalen Ladens diskutiert. Das damals formulierte Ziel war es, die Technologie bis 2025 zur Marktreife zu bringen – und bis dahin technische, rechtliche und organisatorische Hemmnisse abzubauen.

Beirat fordert Standardisierungen in vielen Bereichen

In der 60-seitigen Roadmap, die neben den Expertinnen und Experten der Leitstelle federführend von der EnBW und dem VDA erarbeitet wurde, werden aus technischer Sicht Plug&Play-Lösungen als Ziel formuliert. „Hierfür sind insbesondere Standardisierungen in den Bereichen elektrische Sicherheit, Netzanschluss, digitale Kommunikation sowie Mess- und Steuerungsanwendungen erforderlich. Der Beirat sieht es als notwendig an, die bestehenden Hindernisse und Benachteiligungen im aktuellen rechtlichen Rahmen für die Stromspeicherung und den zurückgespeisten Strom ganzheitlich zu beseitigen. Dies betrifft die Verpflichtung Entgelte, Abgaben und Umlagen zu zahlen“, heißt es hierzu. Der Beirat empfiehlt hier die Schaffung eines übergreifenden Rechtsrahmens.

Der dritte Hauptpunkt der Roadmap, die an Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin und Beauftragte für Ladesäuleninfrastruktur im BMDV, übergeben wurde, ist das Thema Datenverfügbarkeit aus dem Fahrzeug – beziehungsweise die fehlende europaweite Regelung hierzu. Denn es gibt keine Vorgabe, wie Nutzerinnen und Nutzer auf die Daten zugreifen und diese auch Aggregatoren bzw. Dienstleistern zur Verfügung stellen können.

„Bidirektionales Laden wird in Zukunft ein attraktives Zusatzangebot für die Nutzerinnen und Nutzer von Elektroautos sein: Das eigene Auto wird damit zum Stromspeicher – zuerst für den Verbrauch im eigenen Zuhause und in Zukunft auch für die Rückspeisung ins Stromnetz. Das hilft dabei, die Stromkosten zu senken und macht unser Stromnetz gleichzeitig stabiler“, sagt Staatssekretärin Kluckert. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir alle Potenziale und Chancen nutzen. Die Roadmap des Expertengremiums ist ein guter Startschuss, um das bidirektionale Laden zu einer festen Größe im Energiesystem der Zukunft zu machen.“

Johannes Pallasch, Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur und Bereichsleiter bei der NOW GmbH: „Das bidirektionale Laden bietet nicht nur den Nutzerinnen und Nutzern zusätzliche Möglichkeiten, sondern trägt auch zur Flexibilisierung des Energieangebots bei. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen und allen zugänglich zu machen, müssen wir die bestehenden Hürden beseitigen. Die Roadmap zeigt den Weg, wie wir in Deutschland bis 2028 marktfähige Lösungen erreichen und diese Vision in die Realität umsetzen können. Wir freuen uns, dass auf dieser Basis die weitere Umsetzung angegangen wird.“

nationale-leitstelle.de (Mitteilung), nationale-leitstelle.de (Roadmap als PDF)

2 Kommentare

zu „Nationale Leitstelle präsentiert Roadmap für bidirektionales Laden“
Tim Wolf
13.03.2024 um 07:26
Auch da werden die asiatischen Anbieter Lösungen einbauen während die Controller in Wolfsburg noch grübeln, wie die erhöhte Batterieabnutzung in den Leasingkalkulationen abgebildet werden kann. Um die 100 startups die von skalierbaren daten-Geschäftsmodellen träumen und in der Cappuccino-bar pleite gehen ist es mir nicht bange, Arbeit im klassischen Sinne ist eh nix für die. Aber die Industrie muss hier was liefern, sonst geben wir das Geschäft komplett ab.
Reinhard Boberg
13.03.2024 um 23:28
Gibt es ein einziges Argument gegen bidirektionales Laden ( außer Steuern erheben)? Einfach machen. Sofort!

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