Shell baut Megawatt-Testzentrum in Hamburg
In Hamburg entsteht derzeit laut Angaben von Shell das leistungsstärkste Testzentrum Deutschlands für Ladeinfrastruktur im Schwerlastbereich. Wie das Unternehmen bekannt gab, wird das neue Zentrum im Shell Technology Centre Hamburg künftig Ladeleistungen von bis zu fünf Megawatt ermöglichen – eine Dimension, die vor allem für elektrisch betriebene Lkw, Busse, Traktoren, Baufahrzeuge und Schiffe relevant ist.
„Mit dem Bau des leistungsstärksten Testzentrums für elektrisch angetriebene schwere Fahrzeuge und Infrastruktur sind wir ein Vorreiter in der Branche“, erklärte Felix Faber, Vorsitzender der Geschäftsführung von Shell in Deutschland. Der Fokus liegt auf der Dekarbonisierung des Transportsektors, der durch schnelle und effiziente Ladeprozesse einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen leisten kann. Faber betont: „Genau dort setzen wir mit unserem Testzentrum für Megawatt-Charging an. Hier können Lösungen weiter ausreifen, Industriepartner zusammenkommen und mit uns gemeinsam einen Beitrag zur Elektrifizierung und damit Dekarbonisierung des gesamten Sektors leisten.“
Das Zentrum ist nicht nur ein Meilenstein für Shells eigene Entwicklungen – etwa die E-Depot-Lösungen der Tochtergesellschaft SBRS oder das öffentliche Ladenetz von ubitricity und Shell Recharge – sondern bietet auch Fahrzeug- und Ladeinfrastrukturherstellern ein umfassendes Testumfeld. Zwölf automatisierte Prüfstände, über 50 flexible Prüfstationen sowie Klimakammern sollen Simulationen unter realitätsnahen und extremen Bedingungen ermöglichen, von -40 bis +50 Grad Celsius. Auch Tests zu Interoperabilität, Energie- und Lademanagement oder Sicherheitsaspekten hochriskanter Komponenten sind geplant. Es lassen sich dabei sowohl Lkw als auch Pkw mit dem MCS-Standard testen.
Besonders hervorzuheben ist die technische Ausstattung: Das Testzentrum beinhaltet eine Schaltanlage mit 10kV AC und 3.6kV DC (Mittelspannung) sowie einen bi-direktionalen DC-Emulator mit bis zu 5.2MW (3.6 kV), was auch simultanen Testbetrieb mit sechsmal 800kW (1.000 V) ermöglicht. Dabei wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen verwendet.
Auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern entstehen ein Büro- und Elektroinstallationsgebäude, ein Testhangar, ein Werkstattbereich sowie ein externes Testfeld – mit Ausbaureserve von rund 500 Quadratmetern. Die vollständige Inbetriebnahme ist bis 2027 vorgesehen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Die Testmöglichkeiten sollen perspektivisch auch auf den Schiffs- und Großspeicherbereich ausgeweitet werden.
Vergangenes Jahr hatte Shell bereits ein erstes Megawatt-Ladesystem auf seinem Energy Transition Campus Amsterdam (ETCA) installiert. Es ist für Lkw und Schiffe geeignet. Noch ist Megawatt-Laden und das MCS-System kaum verbreitet, es gibt erst einzelne Installationen zum Beispiel an der Brennerautobahn sowie an zwei Lkw-Ladeparks von Milence im belgischen Antwerpen-Brügge und im niederländischen Zwolle. Der Technologie wirbt aber viel Potenzial vor allem für den Schwerlastbereich zugesprochen.
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