VDA legt Zehn-Punkte-Plan für Wettbewerbsfähigkeit der Autoindustrie vor

Die EU-Kommission will den Strategiedialog zur Zukunft der europäischen Autoindustrie wohl gerne fortsetzen. Um sich dafür politisch in Stellung zu bringen, hat der VDA jetzt einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt, um einige Forderungen an die EU zu stellen – mit vielen bekannten, aber teils auch widersprüchlichen Inhalten.

Bild: Volvo

Mit den zehn Punkten fordert der VDA nach eigenen Angaben die Politik in Brüssel und Berlin auf, „die notwendigen Rahmenbedingungen für einen langfristigen und nachhaltigen Erfolg der Elektromobilität zu etablieren und die notwendige Flexibilisierung und Technologieoffenheit zur Erreichung der Klimaziele zu ermöglichen“. Die anstehenden Reviews der Flottenregulierungen sollen laut dem Verband der Automobilindustrie genutzt werden, „um die neuen Realitäten abzubilden“. Gemeint ist damit etwa der langsamere Hochlauf der Elektromobilität und die Stärkung der Lieferketten in einem hart umkämpften, internationalen Wettbewerb.

Der VDA hebt hervor, dass die deutsche Autoindustrie zu den Pariser Klimazielen stehe und enorme Investitionen in die Umstellung der Produktion, neue Kapazitäten und in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten getätigt habe. „Doch diese Anstrengungen allein reichen nicht aus, denn dem deutlichen Commitment der Autoindustrie stehen eine insgesamt schwache Nachfrage in Europa, unzureichende Rahmenbedingungen für den Erfolg der E-Mobilität, erhebliche geopolitische Veränderungen, ein reformbedürftiger Standort und ein maximal herausforderndes wettbewerbliches Umfeld gegenüber“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Daher fordert der Verband, dass Brüssel „auf die veränderte globale Lage reagieren“ müsse – etwa indem die Erreichung der Klimaziele strategisch an den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit gekoppelt werde. Es ist die Rede davon, dass die Politik bei den CO₂-Flottenregulierungen für Pkw und Vans sowie für schwere Nutzfahrzeuge ihre Aufgabe „sträflich vernachlässigt“ habe. „Nämlich die Rahmenbedingungen, insbesondere mit Blick auf die Ladeinfrastruktur und den begleitenden Netzausbau, zu schaffen, damit die ambitionierten Ziele auch tatsächlich erreichbar sind. Jetzt ist der Nachbesserungs- und Anpassungsbedarf umso dringlicher“, so Müller weiter.

Aus der eigenen Sicht legt der VDA mit dem Zehn-Punkte-Plan einen Vorschlag auf den Tisch, wie die bisherige Regulierung weiterentwickelt werden könnte – und zwar ein Plan, „der Klimaschutz mit einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung verbindet“. Darin bringt der Verband durchaus berechtigte Punkte an: „Eine schnelle Verbesserung der Rahmenbedingungen wird entscheidend sein, damit Verbraucherinnen und Verbraucher so schnell wie möglich auf klimaneutrale Antriebe umsteigen können und auch wollen.“

Und auch die immer wieder kritisierten Preise an öffentlichen Ladestationen sind ein Thema. „Elektromobilität muss in der Gesamtbilanz einen klaren Kostenvorteil bieten. Eine Reduzierung des Ladestrompreises durch mehr Wettbewerb und Technologie, sowie durch eine Senkung von Steuern und Abgaben, ist von zentraler Bedeutung“, heißt es etwa bei Punkt 9.

Nach dem politischen Erfolg, als die EU-Kommission als Teil des bisherigen Strategiedialogs die CO2-Ziele de facto aufgeweicht hat, in dem die Grenzwerte 2025-2027 nicht Jahr für Jahr, sondern nur im Drei-Jahres-Schnitt erreicht werden müssen, fordert der VDA, die Reviews der Flottenregulierungen für Pkw/ leichte Nutzfahrzeuge (LDV) sowie für schwere Nutzfahrzeuge (HDV) auf das Jahr 2025 vorzuziehen. „Für die Zielverschärfungen in 2030 und 2035 sollte eine Entlastung in Form eines zweijährigen Phase-In der Grenzwerte zur Anwendung kommen“, heißt es dazu. Und die Höhe möglicher Strafzahlungen bei den schweren Fahrzeugen solle doch auf ein „vergleichbares Maß“ wie bei den Pkw und Vans reduziert werden.

Andere Punkte sind aber deutlich fragwürdiger. So hält der VDA weiter an der Position fest, dass die Ladeinfrastruktur nicht ausreichend sei und fordert daher eine „Erhöhung des AFIR-Ambitionsniveas, in Verbindung mit einem beschleunigten Netzausbau“. Bei dem letztgenannten Punkt würden viele Ladepunktbetreiber wohl direkt zustimmen, bei einer Verschärfung der AFIR-Vorgaben aber vermutlich nicht. Denn die schon heute vorhandene Ladeinfrastruktur ist oft nur gering ausgelastet, sie könnte ohne weiteren Ausbau deutlich mehr E-Fahrzeuge bedienen. Wobei bei der aktuellen Auslastung auch der Kritikpunkt mit den hohen Ladepreisen eine Rolle spielen könnte, keine Frage.

Doch in anderen Punkten sind die Äußerungen des VDA kritisch zu sehen. Zwar heißt es unter dem zehnten Punkt des Plans, dass das Vertrauen in die Elektromobilität „grundsätzlich gestärkt werden“ müsse. „Dazu gehört eine aktive Positivkommunikation Elektromobilität. Industrie und Politik müssen hierbei an einem Strang ziehen und gemeinsame Konzepte umsetzen“, so der VDA.

Nur: Das Vertrauen in die Elektromobilität untergräbt der VDA selbst, indem er bei Punkt 6 eine „Stärkung der Technologieoffenheit“ fordert und sich für eine stärkere Rolle von Plug-in-Hybriden über 2035 hinaus stark macht – PHEV mit „großer elektrischer Reichweite“ sollen laut dem VDA als neue Fahrzeugkategorie definiert werden. Und in Punkt 7 wird ein „größerer Fokus auf erneuerbare Kraftstoffe“ gefordert. Dabei ist bis heute noch nicht klar, wie nicht-fossile Kraftstoffe im großen Maßstab – und nur das zählt für eine strategische Stärkung der ganzen Autoindustrie – preislich wettbewerbsfähig und vor allem skalierbar werden sollen.

vda.de

13 Kommentare

zu „VDA legt Zehn-Punkte-Plan für Wettbewerbsfähigkeit der Autoindustrie vor“
Peter
06.06.2025 um 19:41
Seufzzzzz....genau diese wachsweiche, "technologieoffene" Politik ist doch ganz maßgeblich an der Misere beteiligt. Wie kann sich ein Verband nur so sehr das eigene Grab schaufeln? Ein konsequenter Weg zur Elektromobilität hätte viele Probleme verhindern können.Die Klimaschutzziele an die Wettbewerbsfähigkeit anknüpfen.... Wie wenig kann man eigentlich aus Jahrzehnten Klimaforschung verstehen, wenn man im Jahr 2025 noch nicht verstanden hat, dass der Klimawandel selbst die größte Gefahr für Wettbewerbsfähigkeit und noch viel mehr ist?
Norman
06.06.2025 um 20:16
Gut, dass die übrigen 26 Mitgliedstaaten fortschrittlicher denken. Am stockenden Hochlauf der E-Mobilität trägt Deutschland mit seinem Festhalten an 'Technologieoffenheit', Wasserstoff und eFuels im Straßenverkehr selbst die Verantwortung. Solcher Unsinn findet sich nur dort zu Lande. Cordialement de Bruxelles, Norman
Axel
06.06.2025 um 22:16
Schon lustig hat man doch Jahre lang aktive Negativkommunikation bezüglich Elektromobilität betrieben , und jetzt andersrum aber mit dem „technologieoffenen“ Hintertürchen für all die „Optionen“ die die Auromobilindustrie und auch D erst in die Lage gebracht hat. Wir haben doch in allem was mit Energiewende zu tun hat komplett den Anschluss verloren, wir (die CEOs und die Politik , ganz vorne die Union) wollten es nicht und jetzt machen es andere besser.
DE im Mittelfeld bei BEV-Neuzulassungen
07.06.2025 um 15:56
Deutschland nimmt im Q1.2025 im europäischen Vergleich nur Platz 15 bei den Neuzulassungen von BEV ein: https://public.tableau.com/shared/K6WXXMKNR .. Anstatt verklausulierte Ausnahmen u.a. für Porsche-Bonzen zu fordern, sollte DE und der VDA sich konsequent auf den Hochlauf der batterieelektrischen Mobilität fokussieren. Nichts anderes fordert der Rat der Wirtschaftsweisen. DE hat bereits den Anschluss an Skandinavien und die BeNeLux-Länder verloren. Wenn der deutsche Lobbyismus weiterhin bremst, ziehen Frankreich, UK, Irland, Österreich, Schweiz und Portugal davon. DE würde dann in Zukunft mit Italien, Spanien und Süd-Ost-Europa das Schlusslicht der Verkehrswende in Europa bilden!
Lanzu
08.06.2025 um 09:24
Ich sag mal so. Bei den Punkten kommt es auf die Ausgestaltung an.Ein Phase-In kann sinnvoll gestaltet werden: Übererfüllung in den zwei Jahren DAVOR, kann 2030 und 2035 angerechnet werden, erscheint mir eine mögliche Option um die Stufen zu entschärfen ohne die Regelungen grundsätzlich aufzuweichen.Manche Punkte sind zusammengenommen einfach eine riesige Katastrophe. Wenn man die elektrische Nutzung von PHEV nicht mehr erhebt, aber gleichzeitig diese als besondere Fahrzeuggattung mit Erlaubnis nach 2035 eröffnet, dann ist das in der Kombination eine Öffnung, die ohne Einschränkung bleibt.Ich meine man könnte den Grenzwert ab 2035 lockern, um PHEVs zuzulassen. Wenn man etwa von 10% PHEV träumt. Ein Toyoto Prius PHEV ist zum Beispiel mit 16 g zugelassen. Dann könnte man für 10% PHEV den Grenzwert auf 1,6 g setzen. Dann müssen sich halt die Hersteller halt anstrengen, dass PHEV auch entsprechend genutzt werden wie der WLTP berechnet. Wenn man diese Emissionen als Ausgleich über zusätzliche E-Fuels an die Tankstellen bringen muss, könnte man das auch handhaben. Dabei ist das zusätzlich allerdings wichtig und diese Beimischung muss bis 2050 auf 100% ansteigen.
Richard
10.06.2025 um 08:30
Der neue „Altmeier-knick“ dann halt auchin der Deutschen Autoindustrie.Wozu das führt wissen wir.
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
10.06.2025 um 14:00
Die Autoindustrie speziell die deutsche ist das schon lange auf dem absteigenden Ast, ich weiss nur nicht warum dass niemand merken möchte oder darf. Auf irgendwelche Konjunkturprogramme oder Rahmenbedingungen Verbesserungen der CDU wartet müsste strafbar sein. Dreißig % der deutschen Autoindustrie Produktion muss weg, da führt keine Steuerdebatte dran vorbei, außer die kappen alle Steuern aber das geht ja nicht.
Jürgen Baumann
10.06.2025 um 08:50
"Aus vom Verbrenner Aus" ist nichts weiter als eine Aufforderung zur vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolge in Tausenden von Fällen. Die schlechte Luftqualität, vor allem in den Städten, beeinträchtigt nach wie vor die Gesundheit der Menschen in Europa. Laut aktuellen Schätzungen der EUA verstarben im Jahr 2020 in der EU mindestens 238 000 Menschen vorzeitig, weil sie PM2.5-Konzentrationen von über 5 µg/m3 ausgesetzt waren. Die Stickstoffdioxid-Belastung führte zu 49 000 und erhöhte Ozonwerte zu 24 000 vorzeitigen Todesfällen. (Quelle: European Environment Agency).
Nostradamus
10.06.2025 um 09:08
Vertrauen in die Elektromobilität wird nicht von VDA untergraben, sondern von E-Mobilität selbst.
Peter
10.06.2025 um 11:43
??
Mike
10.06.2025 um 09:30
Ich glaube, das V in VDA steht für Verbrenner.
Jürgen614
10.06.2025 um 10:47
Vieles ist richtig, aber wir können auch nicht bis 2045 alle Verbrenner durch Elektro-Neufahrzeuge ersetzen, weder in Deutschland noch in Europa. Wir sollten darüber nachdenken Nachhaltigkeit auch im Verkehrsbereich einzuführen, d.h. die Lebensdauer der Fahrzeuge massiv zu verlängern z.B. auf 50 Jahre. Dabei könnte mit TÜV Zertifizierten Bausätzen, ähnlich wie Gas-Tanks, Nachrüstungen mit E-Motoren und noch mehr angeboten werden ggf. sozialer Unterstützung. Das wäre preisgünstig und schnell und würde riesige Mengen an Material, lt. VCÖ ca. 70 t Material pro Neufahrzeug ohne CO2, einsparen. Mit laufenden Up-Grades kann der technische aktuelle Standard erhalten werden. Das dieses ein Novum ist mir klar. Damit könnte sich die Autoindustrie nachhaltig machen über die gesamte Lebensdauer. (ICEs und Flugzeuge erhalten auch ein zweites Leben) Damit haben wir aber nur eine Antriebswende ermöglicht, eine Verkehrswende fehlt dann immer noch: autofreie Straßen, Unfallfreiheit, weniger Reifenabrieb usw.
R.R.
10.06.2025 um 16:35
Die Forderungen bedeutet für mich, die Mitglieder des VDA können keine Elektromobilität und demzufolge kann ich deren Produkte nicht mehr erwerben ! Auch wenn ich jahrzehntlang auf teutonische Produkte geschwört hatte und bereit war den Mehrpreis zu tragen, so ist jetzt nun an der Zeit diesen Gesternprodukten endgültig den Rücken zuzudrehen. So haben die OEM die Zulieferer durch überzogenen Kostendruck das Garaus gemacht, selber stetig unaufhörlich die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert, was bleibt da noch vom Gewollt übrig. Kurzum wer nicht kann der will nicht und somit sagen wir leise servus. Die Evolution ist gnadenlos, das Bessere siegt und das Schlechtere verliert, egal was in Persona da Fr. Müller heute propagiert und haben möchte. Vorbei ist vorbei und manchmal kommt das schneller als das einem lieb ist.

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