Stellantis investiert 13 Milliarden Dollar in US-Werke – für Verbrenner
Der neue Stellantis-CEO Antonio Filosa spricht von der größten Einzelinvestition in der 100-jährigen Unternehmensgeschichte. Mit den 13 Milliarden US-Dollar (derzeit rund 11,2 Milliarden Euro) will Stellantis nach eigenen Angaben die US-Produktion um 50 Prozent erweitern, fünf komplett neue Modelle und 19 Produkt-Updates umsetzen – und dabei über 5.000 neue Arbeitsplätze schaffen – vor allem im Mittleren Westen der USA.
So soll gemäß der Ankündigung im Komponentenwerk Kokomo in Indiana ein komplett neuer Vierzylinder-Motor hergestellt werden, in Ohio soll im Werk Toleda ein neuer Midsize-Truck vom Band laufen, während das 2023 geschlossene Jeep-Werk in Belvidere (Illinois) wieder eröffnet werden soll – um dort zwei Jeep-Modelle mit Verbrennungsmotor zu fertigen. Und in Michigan soll in Detroit die nächste Generation des Dodge Durango gebaut werden und in Warren ein komplett neues, großes SUV-Modell. Bei letztgenanntem wird angegeben, dass dieses Fahrzeug als Verbrenner und als „Range-Extended EV“ auf den Markt kommen soll. Damit ist das große SUV das einzige angekündigte Modell, bei dem eine teilweise Elektrifizierung erwähnt wird. Komplett neue, rein elektrische Modelle hat Stellantis nicht erwähnt.
In der politischen Landschaft unter dem früheren US-Präsidenten Joe Biden hatten die Autobauer strenge Vorgaben zum CO2-Ausstoß zu erfüllen. Daher wurde das Verbrenner-Angebot ausgedünnt und neue Elektromodelle angekündigt. So hatte auch Jeep das Werk Belvidere geschlossen, in dem der Cherokee und Compass für den US-Markt gebaut wurden. Der Wegfall dieser Modelle gilt als einer der Gründe, weshalb der Stellantis-Absatz in den USA 2024 derart eingebrochen ist. Wie jetzt angekündigt wird, soll dieses Werk 2027 mit Investitionen von rund 600 Millionen Dollar wieder mit genau diesen Baureihen die Produktion aufnehmen – alleine dort sollen etwa 3.300 Arbeitsplätze entstehen. Die nächste Generation des Jeep Compass sollte eigentlich im kanadischen Brampton gebaut werden – die dortigen Umbauarbeiten hatte das Unternehmen aber schon im Februar pausiert.
Im Toledo Assembly Complex, wo derzeit der Jeep Wrangler und Gladiator gebaut werden (die überarbeitet werden sollen und zu den 19 Produkt-Updates zählen), soll mit einer Investition von 400 Millionen Dollar ein „völlig neuer mittelgroßer Truck“ gebaut werden – und zwar ab 2028. Hier wird aber noch nicht einmal erwähnt, von welcher Marke das neue Modell stammen soll.
Kaum Infos zu neuem EREV-SUV
Auch zu dem großen SUV mit Range-Extender-Antrieb sind bisher kaum Details bekannt – auch hier wird noch nicht bestätigt, unter welcher Marke das Modell entwickelt wird. Klar ist nur, dass es ab 2028 in der Warren Truck Assembly Plant hergestellt werden soll. Mit knapp 100 Millionen Dollar Investitionen in das Werk fällt die Summe hier kleiner aus – die Investition ist aber auch nur auf das Werk bezogen, nicht auf die Entwicklung des Fahrzeugs. Aktuell laufen in Warren der Jeep Wagoneer und Grand Wagoneer vom Band.
Stellantis hat mit Blick auf seine Multi-Energy-Strategie die STLA-Plattformen ohnehin auf unterschiedliche Antriebsarten ausgelegt, vom reinen Benziner bis zum Batterie-elektrischen Antrieb. In den Fahrzeugwerken dürften die Auswirkungen daher eher gering sein. Relevanter wird es für die Zulieferer und die Komponentenwerke oder auch die Batterie-Joint-Ventures. Zusammen mit Samsung SDI betreibt Stellantis StarPlus Energy, das eine Zellfabrik in Kokomo baut, und NextStar Energy zusammen mit LG Energy Solution mit einer Fabrik im kanadischen Windsor.
Laut Antonio Filosa, der seit Juni CEO von Stellantis ist (und zugleich in Personalunion auch North America COO), hatte das Wachstum in den USA „seit meinem ersten Tag als CEO oberste Priorität“. „Diese Investition in den USA – die größte in der Geschichte des Unternehmens – wird unser Wachstum vorantreiben, unsere Produktionsstandorte stärken und mehr amerikanische Arbeitsplätze in die Staaten bringen, in denen wir zu Hause sind“, so Filosa. „Zu Beginn unserer nächsten 100 Jahre stellen wir die Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt unserer Strategie, erweitern unser Fahrzeugangebot und geben ihnen die Freiheit, die Produkte zu wählen, die sie möchten und lieben.“
Stellantis betreibt in den USA insgesamt 34 Werke, Teilevertriebszentren sowie Forschungs- und Entwicklungsstandorte in 14 Bundesstaaten. Dort sind mehr als 48.000 Menschen beschäftigt, hinzu kommen die 2.600 Händler und 2.300 Lieferanten „in Tausenden von Gemeinden im ganzen Land“, wie das Unternehmen betont.
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