Hyundai ruft in Südkorea wohl 25.000 Kona Electric zurück

Hyundai wird in Südkorea nach Informationen des dortigen Verkehrsministeriums über 25.000 rein elektrische Kona-Modelle wegen eines möglichen Fehlers in den Batteriezellen von LG Chem zurückrufen. Offen ist, ob auch Modelle in anderen Ländern zurückgerufen werden.

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Hintergrund des Rückrufs ist, dass eine Reihe von Fahrzeugen dieses Modells in Brand geraten waren. Laut einem „Reuters“-Bericht handelt es sich aber um einen freiwilligen Rückruf des Autobauers, keine vom Ministerium angeordnete Rückruf-Aktion. Ab dem 16. Oktober sollen 25.564 Kona Elektro zurückgerufen werden.

Offen ist aber, welche Fahrzeuge genau betroffen sind: Laut Reuters handelt es sich um Exemplare, die zwischen September 2017 und März 2020 gebaut wurden. Wie der „Korea Herald“ schreibt, soll es sich aber nur um den Zeitraum vom 29. September 2019 bis zum 13. März 2020 handeln.

Zudem ist auch der genaue Umfang des Rückrufs unklar. Wie der „Korea Herald“ weiter berichtet, wird Hyundai bei dem Rückruf „batterie-bezogene Software“ updaten und das gesamte Batteriesystem ersetzen. Laut „Korea JoongAng Daily“ werde Hyundai nach dem Update des Batteriemanagements „alle Anomalien in den Batterien untersuchen und diese sofort ersetzen, wenn Anzeichen von Schäden vorliegen, einschließlich wesentlicher Änderungen der Batterietemperatur“.

Es wäre eine wichtige Unterscheidung, ob die Batterien generell getauscht werden oder nur, falls das geupdatete BMS einen Verdacht auf einen Schaden erfasst – das würde die Kosten des Rückrufs massiv beeinflussen.

Ebenfalls noch unklar ist, ob auch Fahrzeuge in Deutschland betroffen sind. Bis zum Produktionsstart des Kona Elektro im europäischen Werk in Tschechien wurden alle Exemplare aus Ulsan importiert. Bei der 100-kW-Version des Kona Elektro ist das heute noch der Fall, da in Nosovice nur der 150-kW-Kona für Europa gebaut wird. Sobald Hyundai Motor Deutschland auf eine Anfrage von electrive.net reagiert, werden wir die Antwort an dieser Stelle nachreichen.

Insgesamt seien laut dem südkoreanischen Verkehrsministeriums 13 Brandfälle bei dem Kona Electric dokumentiert, darunter jeweils ein Fall in Kanada und Österreich. Hyundai bezeichnete den Rückruf als „proaktive Reaktion auf den Verdacht einer fehlerhaften Produktion von Hochvoltbatterien in den Fahrzeugen, die möglicherweise zu den gemeldeten Bränden beigetragen haben“.

Die Batteriezellen im Kona Electric werden von LG Chem zugeliefert. Der Zulieferer weist aber die Verantwortung von sich: Eine gemeinsam mit Hyundai durchgeführte Nachstellung habe nicht zu einem Brand geführt. Damit könnten die Fahrzeugbrände laut LG Chem „nicht auf fehlerhafte Batteriezellen zurückgeführt werden“. Dennoch werde sich LG Chem weiterhin aktiv an zukünftigen Ermittlungen von Hyundai beteiligen, um die Ursache zu finden.

An der südkoreanischen Börse gaben die Aktien von Hyundai um 1,4 Prozent nach, da die Anleger offenbar die Kosten des Rückrufs fürchten. Sollten dabei die ganzen Batterien getauscht werden, könnte der freiwillige Rückruf sehr teuer werden. Im Gegensatz zu Hyundai legten die LG-Chem-Papiere um 1,8 Prozent zu.

Update 12.10.2020: Wie die südkoreanische „Yonhap News Agency“ (YNA) am Wochenende unter Berufung auf Industriekreise berichtet, hat sich Hyundai inzwischen für einen freiwilligen Rückruf auch der in Übersee verkauften Kona Electric entschieden. Bisher war lediglich von 25.564 Einheiten auf dem südkoreanischen Markt die Rede. Dem YNA-Bericht zufolge sind nun weltweit rund 77.000 Kona Electric betroffen, die zwischen September 2017 und März 2020 gebaut wurden.

In den USA hat Hyundai Motor America wohl bereits einen Rückrufplan bei der zuständigen Behöres National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) eingereicht. Ein ähnlicher Schritt in Europa oder Deutschland ist noch nicht bekannt. Konkret soll es um 11.000 Fahrzeuge in Nordamerika und mehr als 37.000 Fahrzeuge in Europa gehen – sowie 3.000 Kona Electric in anderen Ländern. Zu den Umfängen der Rückrufaktion heißt es bei „YNA“ lediglich, dass Hyundai voraussichtlich „ähnliche Dienstleistungen“ in Übersee anbieten werden – also das in Südkorea angekündigte Software-Update des Batteriemanagementsystems sowie bei Anzeichen eines Schadens der Tausch der Batterie.

Unterdessen wehrt sich der Batteriezellen-Lieferant des Kona Electric, LG Chem, gegen die Darstellung des südkoreanischen Verkehrsministeriums. Das Ministerium hatte in den ursprünglichen Berichten die Fehler in den Batteriezellen als Ursache genannt. Laut LG Chem müsse die genaue Ursache der Brände noch ermittelt werden. Dabei dürfte es wohl um die Frage gehen, ob die Zelle selbst die Ursache ist oder die von Hyundai programmierte Steuerung.

Genau darauf zielt auch eine Aussage der „Auto, Motor und Sport“ ab: Im Hyundai Ioniq Elektro und im Renault Zoe kämen Batterien „mit ähnlichen oder gleichen Spezifikationen zum Einsatz“. „Diese beiden Modelle erlitten jedoch keine derart häufigen Brandunfälle. Dementsprechend sind Experten der Meinung, dass es notwendig ist, die Batteriezellen, den Kona Elektro und das BMS zu untersuchen“, so die AMS.

Diese Vermutung, dass das Batteriemanagement eine Rolle spielt, wird auch von einem Fall gestützt, zu dem electrive.net Informationen vorliegen. Nach einem plötzlichen Reichweitenverlust (nur noch ungefähr 300 Kilometer bei einem Kona mit 64-kWh-Batterie verfügbar) vermutete der Fahrer einen Defekt an der Batterie – eine Fehlermeldung gab es aber nicht. Per „EVnotify“ und „Torque“ konnte der Nutzer die einzelnen Zellen auslesen. Tatsächlich kam eine Zelle nur auf 3,08 Volt, während alle anderen Zellen in dem Batteriepack bei dem Ladestand bei 3,48 Volt lagen. Das BMS hat die einzelne Zelle aber nicht erkannt und abgeschaltet.

Nachdem die Hyundai-Werkstatt mit diesen Informationen die defekte Zelle ebenfalls gemessen hatte, wurde eine neue BMS-Software aufgespielt – womöglich jene Software, die nun bei dem Rückruf aufgespielt werden soll. Mit der verbesserten Software, das nun einzelne Zellen erfassen können soll, schaltete das BMS den betroffenen Kona Elektro sofort ab. Erst ein Austausch mehrerer Batteriemodule brachte hier Abhilfe. Es ist zwar zu keinem Brand gekommen, wohl aber zu einem Zusammenspiel aus einer defekten Zelle und einem BMS, welches die defekte Zelle nicht erkannt und abgeschaltet hat.

Update 02.12.2020: Inzwischen steht auch fest, wie viele Kona Elektro in Deutschland betroffen sind: Hyundai Motor Deutschland hat nach eigenen Angaben vom KBA die Rückmeldung erhalten, dass 5.790 Fahrzeuge von dem freiwilligen Rückruf betroffen sind – dabei geht es laut der Erklärung von Hyundai um „bestimmte Fahrzeuge der Baureihe Hyundai Kona Elektro, die zwischen dem 31. Januar 2018 und dem 20. März 2020 im Hyundai Werk in Korea für den Verkauf auf dem europäischen Markt hergestellt wurden“.

Bei dem Werkstattbesuch erhält das Batteriemanagement ein Update und die Techniker prüfen das Hochvoltbatteriesystem. Je nach Ausgang der Prüfung wird die Batterie repariert. Hyundai geht nach eigenen Angaben davon aus, dass das bei rund drei Prozent, also rund 170 Fahrzeugen, Arbeiten an der Batterie durchgeführt werden müssen.

Die mit dem Rückruf verbundenen Arbeiten werden für den Kunden kostenfrei druchgeführt. Im Falle eines Fahrzeugstillstandes über eine bestimmte Zeit stelle Hyundai für diesen Zeitraum ein Ersatzfahrzeug ebenfalls kostenfrei bereit, heißt es.

Update 27.01.2021: Hyundai hat die Batterieprobleme beim elektrischen Kona offenbar immer noch nicht in den Griff bekommen. Aus Südkorea wird nun erneut ein brennender Kona Electric gemeldet. Pikant: Dabei handelte es sich um ein Exemplar, dass zuvor bereits zurückgerufen worden war. Dabei wurde ein Software-Update aufgespielt – was das Problem aber ganz offensichtlich nicht aus der Welt schaffte. Die Batteriezellen im Kona Electric werden von LG Chem zugeliefert, ebenso wie die für Chevrolet Bolt, für den es ebenfalls eine Rückrufaktion gab. Hyundai gerät zunehmend in die Kritik, weil der Hersteller im Gegensatz zu GM das Software-Update anscheinend als finale Lösung anwendet und die defekten Akkus nicht ersetzt – offenbar aus Kostengründen.

Update 18.02.2021: Nachdem das Software-Update offenbar die Batterie-Probleme nicht behoben hat, berichten koreanische Medien nun, dass sich Hyundai nun dazu entschlossen habe, die kompletten Batterien aller weltweit rund 77.000 Kona Electric mit den offenbar fehlerhaften LG-Zellen auszutauschen. Bisher hatte Hyundai aus Kostengründen lediglich versucht, das Problem mit einem Software-Update zu beheben und war dafür in die Kritik geraten. Der Hersteller führe derzeit Gespräche mit der LG Energy Solution über die Aufteilung der Kosten.

LG Energy Solution (bzw. damals noch LG Chem) hatte die Zellen produziert, Hyundai hatte diese Zellen dann zu dem einbaufertigen Batterie-Pack zusammengefügt und auch das Batteriemanagement entwickelt. Da die Ursache der Brände immer noch nicht abschließend geklärt werden konnte – defekte Zellen, der falsche Einbau oder ein fehlerhaftes Management – gehen die von den koreanischen Medien zitierten Industriekreise davon aus, dass sich die Verhandlungen über die Kosten-Verteilung hinziehen dürften.

Update 25.02.2021: Hyundai hat nun offiziell eine Rückrufaktion gestartet, um die Batterien der betroffenen Fahrzeuge mit mutmaßlich fehlerhaften LG-Zellen auszutauschen. Das betrifft nicht nur den Kona Electric, sondern auch den Ioniq Electric sowie einige Exemplare des E-Busses Elec City. Konkret sind vom Rückruf insgesamt 81.701 Fahrzeuge betroffen, davon 26.699 in Südkorea und 55.002 in anderen Ländern.

Im Einzelnen sind dies 75.680 Kona EV (25.083 in Südkorea und 50.597 in anderen Ländern), 5.716 Ioniq EV (1.314 in Südkorea und 4.402 in anderen Ländern) sowie 305 Elec City, davon fast alle (302) in Südkorea.

Während es in den Angaben aus Korea so klingt, als ob die Aktion global beschlossen sei, sind die Importeure in Europa noch anderer Meinung. Dort heißt es, die Hyundai Motor Company habe den Rückruf bestimmter Fahrzeuge in Korea beschlossen. „Ob der Rückruf auch für in Europa verkaufte Modelle ausgeweitet wird, prüft das Unternehmen“, so ein Sprecher von Hyundai Motor Deutschland. „Die Entscheidung wird zu gegebener Zeit kommuniziert.“

Update 04.03.2021: Nachdem Hyundai vor einigen Tagen offiziell eine Rückrufaktion startete, um die Batterien der betroffenen Fahrzeuge mit mutmaßlich fehlerhaften LG-Zellen auszutauschen, haben sich beide Unternehmen nun offenbar auf eine Aufteilung der Kosten für den Rückruf geeinigt: Wie die Yonhap News Agency berichtet, wird LG 70 Prozent und Hyundai die restlichen 30 Prozent der Kosten in Höhe von geschätzten 900 Millionen US-Dollar tragen – das sind umgerechnet derzeit 748 Millionen Euro.

Update 07.04.2021: Nachdem Hyundai nach einigem Hin und Her eine offizielle Rückrufaktion für den rein elektrischen Kona gestartet hat, um die Batterien der betroffenen Fahrzeuge mit mutmaßlich fehlerhaften LG-Zellen auszutauschen, haben sich nun einige Besitzer der betroffenen Fahrzeuge zu Wort gemeldet, die mit der Abwicklung des Rückrufs alles andere als zufrieden sind. Sie beklagten kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters Verzögerungen und eine schlechte Kommunikation seitens Hyundai. „Als ich 2018 meinen Kona EV kaufte, gab es nur wenige Optionen, aber jetzt, da es viel mehr Elektroauto-Modelle gibt, glaube ich nicht, dass ich mich wieder für Hyundai entscheiden würde“, wird ein Besitzer zitiert. Ein anderer beklagt, dass das Software-Update die Ladekapazität des Akkus erheblich reduziert habe. Er werde nie wieder ein Hyundai-Fahrzeug kaufen.

Update 29.06.2021: Die Batterieprobleme von Hyundai bei Elektroautos mit mutmaßlich fehlerhaften LG-Zellen führen nun zu einer Sammelklage gegen den Autobauer in Kalifornien. Da das von Hyundai bereitgestellte Software-Update die Batterie-Probleme nicht behoben habe und keine dauerhafte Lösung in Sicht sei, verlangen die Kläger von Hyundai Motor America nun den Rückkauf betroffener Fahrzeuge.

reuters.com, koreaherald.com, koreajoongangdaily.joins.com, yna.co.kr, auto-motor-und-sport.de, insideevs.com (Update), businesskorea.co.kr, infostockdaily.co.kr (beide Update 18.02.2021), koreaherald.com, hyundai.com (beide Update 25.02.2021), yna.co.kr (Update 04.03.2021), reuters.com (Update 07.04.2021), prnewswire.com (Update 29.06.2021)

4 Kommentare

zu „Hyundai ruft in Südkorea wohl 25.000 Kona Electric zurück“
Andy_Be_Scheuer_t
13.10.2020 um 13:14
Jetzt gilt es für Hyundai & LG sich zu in der Krise zu beweisen.Technik kann nun mal Defekte mit sich bringen, auch bei einem BEV.Wenn sich alle Beteiligten nun um eine zeitnahe und für die betroffenen Kunden zufriedenstellende Lösung bemühen, wird das der eMobilität sogar dienlich sein können - hoffentlich.
Martin
28.10.2020 um 07:53
Wenn der Artikel richtig formuliert ist dann ist es kein Defekt sondern ein Softwareproblem. Wobei das im Ergebnis keinen Unterschied macht. Wenn der Update Brände verhindert dann ist das gut.
Jonathan
10.11.2020 um 17:30
Mein Kona steht seit dem 15.09.2020 beim Händler mit defekter Batterie. Bekomme das Auto erst wieder, wenn im Rahmen einer offizielle KBA Rückrufaktion eine neue Batterie mit allem was dazugehört ersetzt wurde. Zeitpunkt unbekannt!
H. Ebel
28.01.2021 um 11:20
Ich hatte meinen Rückruf am 18.12.20, wo ein neues Update aufgespielt wurde. Am nächsten Tag konnte ich meinen Kona wieder abholen. Am 25.01.21 hatte ich wieder einen Werkstatttermin wegen des Rückrufs für den Fehler im Bremssystem - neues Update. Ging alles sehr schnell. Aber einen weiteren Rückruf sollte es nicht geben. Das wäre für Hyundai ein Armutszeugnis. Auch wäre es wichtig, wenn Hyundai Transparenz zeigt und öffentlich macht, was die eigentliche Ursache der Batteriebrände ist, sonst gerät der Kona im Allgemeinen und die E-Mobilität in Verruf.

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