Ford holt Redwood für Batterie-Recycling an Bord

Ford und Redwood Materials schließen eine strategische Partnerschaft, um das Recycling von Batterien für Elektrofahrzeuge in den USA voranzutreiben und einen geschlossenen Batterie-Kreislauf zu schaffen. Ford hat zudem 50 Millionen US-Dollar in Redwood investiert.

Ford und Redwood geben an, zusammenarbeiten zu wollen, um das Batterierecycling in die Ford-Batteriestrategie zu integrieren. Längerfristig streben die beiden neuen Partner zudem an, „den besten Ansatz für die Sammlung und Zerlegung von Altbatterien aus den Elektrofahrzeugen von Ford für das Recycling und die Wiederaufbereitung zu erarbeiten, um die Kosten für Batteriereparaturen und Rohstoffe für die Herstellung neuer Batterien zu senken“. Die 50 Millionen Dollar (umgerechnet knapp 43 Millionen Euro), die Ford in diesem Zuge in Redwood investiert, sind Teil des 30-Milliarden-Dollar-Topfs, den der US-Autobauer zur Realisierung seiner Elektrifizierungspläne bis 2025 angelegt hat. Das Investment solle den Ausbau der Produktionskapazitäten bei Redwood unterstützen, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.

Die Recyclingtechnologie von Redwood Materials soll im Durchschnitt gut 95 Prozent der Elemente wie Nickel, Kobalt, Lithium und Kupfer zurückgewinnen können. Erst dieser Tage verkündete das von Ex-Tesla-CTO JB Straubel gegründete Unternehmen zudem die Erweiterung seines Geschäftsbereichs über das reine Batterierecycling hinaus. Ab dem kommenden Jahr will Redwood auch selbst im großen Stil aus recycelten Stoffen Batteriematerialien produzieren. Das wiederum interessiert Ford stark:  Durch die Verwendung lokal produzierter, recycelter Batteriematerialien könne man die Kosten senken, die Versorgung mit Batteriematerialien erhöhen und seine Abhängigkeit von Importen und dem Abbau von Rohstoffen verringern, zählt der US-Autobauer auf.

Die Recycling-Offensive soll die bereits angekündigten Pläne von Ford ergänzen, wonach der Batterienachschub ab Mitte des Jahrzehnts durch mehrere BlueOvalSK-Batteriewerke in Nordamerika sichergestellt werden soll. Bei BlueOvalSK handelt es sich um ein neues Joint Venture von Ford und SK Innovation, das sich der Herstellung von Batteriezellen und -modulen widmen soll und eine jährliche Produktionskapazität von 60 GWh anstrebt. Noch befindet sich das Gemeinschaftsunternehmen in der Gründungsphase.

Bis 2030 geht Ford grundsätzlich von einem jährlichen Batteriebedarf für seine E-Fahrzeuge von bis zu 140 GWh in Nordamerika und bis zu 240 GWh weltweit aus. Außerdem schätzt der Konzern, dass die Batteriekosten bis zur Mitte des Jahrzehnts um 40 Prozent auf 100 Dollar/kWh sinken und bis 2030 weiter auf 80 Dollar/kWh fallen dürften. Dabei soll sich die Kooperation mit Redwood auszahlen. Jim Farley, Präsident und CEO von Ford, bezeichnet die neue Partnerschaft vor diesem Hintergrund sogar als „entscheidend für unseren Plan, Elektrofahrzeuge in großem Maßstab in Amerika zu bauen, und zwar zu den geringstmöglichen Kosten und mit einem Null-Abfall-Ansatz“. Die Kooperation werde dazu beitragen, eine Infrastruktur für das kosteneffiziente Recycling von Ford-Altbatterien aufzubauen, um einen robusten inländischen Materialstrom zu schaffen und die Kosten für Elektrofahrzeuge zu senken.

Redwood entwickelt derzeit Verfahren zur Herstellung von Batteriematerialien aus recycelten Batterien. In der Testphase nutzt Redwood Abfälle aus der Gigafactory 1 von Tesla und Panasonic sowie von Envision AESC aus dessen Werk in Tennessee. Auch Investor Amazon steuert Elektroschrott für das Recycling bei.

„Die Steigerung der nationalen Produktion von Batterien und deren Materialien durch inländisches Recycling kann ein wichtiger Faktor sein, um die Umweltbilanz der US-Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien zu verbessern, die Kosten zu senken und damit die Verbreitung von Elektrofahrzeugen im Inland zu fördern“, äußert Redwood-CEO Straubel. „Redwood und Ford sind sich einig, dass wir, um Elektrofahrzeuge wirklich nachhaltig und erschwinglich zu machen, das bestehende komplexe und teure Lieferkettennetz lokalisieren, Wege für Altfahrzeuge schaffen, das Lithium-Ionen-Recycling ausbauen und die Batterieproduktion steigern müssen – und das alles hier in Amerika.“

Mit Blick auf die Kapital-intensive Startphase hat Redwood Materials erst Ende Juli eine Finanzierungsrunde über 700 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Seinerzeit hieß es, mit den Geldern werde die Expansion finanziert. Konkret soll unter anderem die Kapazität der derzeitigen Anlage von Redwood Materials in Carson City im US-Bundesstaat Nevada verdreifacht werden. Zudem sollen mehr als 500 Mitarbeiter eingestellt werden.

Seit Kurzem ist nun aber publik, dass nicht nur der Aufbau des Recyclinggeschäfts im Fokus steht, sondern der Wirkbereich von Redwood parallel in Richtung Batteriekomponenten-Produktion aus Recyclingmaterial wachsen soll. Bis Anfang 2022 will das Unternehmen einen konkreten Standort für eine solche Produktionsstätte bekannt geben. Ziel sei es, bis 2025 jährlich 100 GWh an Kathodenaktivmaterialien und Anodenfolien für eine Million Elektrofahrzeuge zu produzieren, verkündete Redwood Mitte des Monats. Bis 2030 soll die Produktionsleistung auf 500 GWh steigen.
media.ford.com, redwoodmaterials.com

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