Neuer VW-Chef Oliver Blume verkleinert Konzernvorstand

Ab heute ist Oliver Blume der neue Vorstandsvorsitzende im VW-Konzern und übernimmt künftig die Aufgaben von Herbert Diess. In diesem Zuge wird der Konzernvorstand um zwei Posten verkleinert, um Entscheidungen schneller treffen zu können.

Konkret betroffen von diesem Schritt sind Hildegard Wortmann (Vertrieb) und Murat Aksel (Einkauf). Sie scheiden zwar aus dem obersten Führungsgremium des VW-Konzerns aus, werden aber im Unternehmen bleiben und ihre bisherigen Aufgaben auf Markenebene weiterführen.

Der neue Vorstandsvorsitzende wird sich auf Strategie, Qualität, Design sowie die Software-Tochter Cariad konzentrieren. Zudem werden neben den Markengruppen Volumen, Premium sowie Sport & Luxury die zentralen Vorstandsbereiche Finanzen, Personal und Truck & Bus, Integrität und Recht, IT, Technik sowie China weiterhin im Konzernvorstand vertreten sein.

„Der Konzernvorstand wird auf wesentliche Aufgaben wie die strategische Ausrichtung, wichtige Richtungsentscheidungen, Kapitalallokationen und finanzielle Vorgaben konzentriert. Die fachlichen Querschnittsfunktionen wie Beschaffung, Forschung und Entwicklung, Produktion sowie Vertrieb werden auf Konzernebene in einer Erweiterten Konzernleitung gebündelt“, heißt es dazu in einer Mitteilung von Volkswagen. Ihre Aufgabe sei es, „die Marken und Geschäftseinheiten zu verbinden, operative Exzellenz sicherzustellen und Synergien markenübergreifend zu realisieren“.

Hildegard Wortmann soll weiterhin den Vertrieb auf Konzernebene verantworten, zusätzlich zu ihrer Funktion als Vorständin Vertrieb und Marketing bei Audi. In ihrer Gesamtverantwortung für den Konzernvertrieb soll Wortmann mit den Vertriebsvorständen aller Marken den Vertrieb für künftige Herausforderungen aufstellen und das Konzernvertriebsprogramm NewSales2030 vorantreiben. Außerdem wird sie weiterhin die strategische Konzerninitiative Mobility Services verantworten.

Murat Aksel ist hingegen weiterhin für die Beschaffung auf Konzernebene verantwortlich, zusätzlich zu seiner Rolle als Vorstand Einkauf der Marke Volkswagen. Aksel soll als Chief Purchasing Officer des Konzerns gemeinsam mit seinem Team weiterhin die Einkaufsorganisationen der Marken und Regionen steuern und strategisch auf die Herausforderungen der Zukunft ausrichten.

Michael Steiner, Vorstand Forschung und Entwicklung bei Porsche, wird über seine derzeitige Tätigkeit hinaus auch die Konzernentwicklung führen. Die Konzernproduktion soll künftig Christian Vollmer, Vorstand Produktion bei der Marke Volkswagen, verantworten.

„Entscheidend für den Erfolg des Volkswagen Konzerns ist das Zusammenspiel zwischen Konzern, Markengruppen und Marken. Die Marken bekommen mehr unternehmerische Verantwortung. Der Konzern definiert die Ziele, setzt die Leitplanken für die operative Umsetzung und liefert Synergien bei den Plattformen und Technologien. Die Markengruppen übernehmen im Innenverhältnis die Reduzierung der Steuerungskomplexität“, so Oliver Blume.

Der neue Chef könnte die Zahl der Vorstandsmitglieder künftig jedoch noch weiter reduzieren. Eine weitere Weichenstellung gibt es laut dem „Handelsblatt“ bei der Software-Entwicklung, die wie berichtet die Elektro-Modellplanungen im Konzern verzögert. Der Streit um die Ausrichtung der Software-Tochter Cariad war auch einer der Gründe für den Wechsel an der Spitze des Konzerns. Volkswagen werde das von Herbert Diess selbst gesteckte Ziel verfehlen, mindestens 60 Prozent der Software für das eigene Auto-Betriebssystem allein zu entwickeln. Um die Software-Entwicklung zu beschleunigen, soll neben Bosch nun offenbar auch Continental eine entscheidende Rolle spielen.

Dass die Software-Entwicklung bei Cariad nicht so schnell vorangeht wie geplant, hatte sich schon länger abgezeichnet. Nach der Entscheidung im Juli, die Entwicklung der Zwischenlösung 1.2 für Porsche und Audi und der Einheitssoftware 2.0 für alle Marken wieder zu trennen, deuten sich auch Auswirkungen auf diverse Modellanläufe an. Demnach soll Audis Leuchtturmprojekt Artemis für ein hochautomatisiert fahrendes E-Auto frühestens Ende 2026, aber vermutlich eher 2027 anlaufen – bei der ersten Ankündigung war von 2024 die Rede. Die E2.0 soll damit nicht bei Audi, sondern bei der Marke VW in dem Elektro-Flaggschiff Trinity, dessen Produktion 2026 beginnen soll, ihre Premiere feiern.

Neu ist, dass Audi nun wohl eine Zwischenvariante für 2025 plant, um den ursprünglichen Artemis-Zeitplan noch halbwegs halten zu können. Um weit mehr als einen Modellanlauf geht es wohl bei der britischen Luxus-Tochter Bentley: Dort wackelt offenbar der Zeitplan für den Umbau zur reinen E-Marke bis 2030. Auch die Markteinführung des Elektro-Macan von Porsche hat sich auf 2024 verschoben und auch bei Audis Schwestermodell Q6 e-tron droht Verzug. Oliver Blume wird sich beweisen müssen.
volkswagen-newsroom.com, handelsblatt.com (Vorstand), handelsblatt.com (Cariad)

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