Duisburg: DVG ordert die ersten 25 H2-Busse bei Solaris

Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) hat 25 Wasserstoffbusse bei Solaris bestellt. Der polnische Hersteller soll dem frisch unterzeichneten Vertrag zufolge elf Solobusse des Typs Urbino 12 hydrogen bis Ende 2024 und 14 Gelenkbusse des Typs Urbino 18 hydrogen bis Mitte 2025 an die DVG liefern.

Die DVG verfolgt bei der Elektrifizierung ihrer Busflotte eine Wasserstoff-only-Strategie: Sie will den kompletten Fuhrpark auf Brennstoffzellen-Technologie umstellen. Dafür sollen bis 2030 insgesamt 100 neue Brennstoffzellenbusse beschafft und die dafür erforderliche Wasserstofftank- und Werkstattinfrastruktur geschaffen werden. Politisch wurden die Weichen für diese Großprojekt im November 2022 gestellt. Nun erfolgt also der Kauf des ersten Viertels der angestrebten BZ-Busse. Die DVG rechnet „mit einer Anfangsinvestition von rund 20,5 Millionen Euro für die 25 Fahrzeuge“. Ein Teil davon soll über Zuschüsse gedeckt werden. Die Verkehrsgesellschaft erhält nach eigenen Angaben Fördermittel vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und erwartet „eine Gesamtförderung von etwa 6,8 Millionen Euro“.

Die zwölf Meter langen Solaris-Busse werden einer Mitteilung der DVG zufolge je ein Brennstoffzellenmodul mit einer Leistung von 70 kW und einen elektrischen Motorantrieb mit 160 kW an Bord haben. Im Gelenkbus leistet das BZ-Modul 100 kW und der Motorantrieb 240 kW. Mit einer Tankfüllung sollen die Busse nach DVG-Angaben eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern erzielen. Zu den weiteren Merkmalen der Solaris-Busse für Duisburg zählen eine CO2-Wärmepumpe, Monitoring und ein modernes Fahrgastinformationssystem. Außerdem sollen die Exemplare „umfangreiche Assistenzsysteme“ an Bord haben und der Betrieb der H2-Busse über Solaris Flottenmanagementsystem eSConnect erfolgen.

Die Ausschreibung zur Errichtung der erforderlichen Wasserstoff-Infrastruktur erfolgt voraussichtlich im dritten Quartal 2023. „Ich freue mich, dass wir mit der Bestellung der ersten 25 Wasserstoffbusse einen weiteren wichtigen Schritt unternehmen, den ÖPNV in Duisburg komplett emissionsfrei und nachhaltig aufzustellen. Mit dieser Transformation werden wir einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz und zur Steigerung der Lebensqualität in Duisburg leisten“, äußert DVG-Vorstandsvorsitzender Marcus Wittig.

Die Vorbereitungen für die Flottenumstellung – politisch, strategisch und operativ – laufen in Duisburg schon seit geraumer Zeit. Bereits im März 2022 hatte der Rat der Stadt die Anschaffung von zehn Brennstoffzellenbussen beschlossen, die spätestens 2026 bestellt werden sollen. Der Entscheidung vorausgegangen waren Tests mit H2-Bussen verschiedener Hersteller, etwa mit dem nun bestellten Solaris Urbino hydrogen und dem H2.City Gold von Caetano.

Die DVG wird mit der Grundsatzentscheidung pro Brennstoffzelle künftig nicht nur Dieselbusse ausrangieren, sondern auch die sieben Batterie-elektrischen Gelenkbusse, die seit März 2022 auf der Linie 934 unterwegs sind. Als Entscheidungsgrundlage für den geplanten Umstieg auf H2-Busse nennt die Stadt Duisburg eine Studie, in der Vor- und Nachteile von Batterie- und Brennstoffzellenbussen unter verschiedenen Aspekten gegenübergestellt wurden. Als Ergebnis habe sich gezeigt, dass die Brennstoffzellentechnologe im Betrieb nicht nur einen Kostenvorteil aufzeigt, sondern beim Einsatz von grünem Wasserstoff auch geringere CO2-Emissionen erzielt als beim Einsatz von Grünstrom bei Batteriebussen, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.

„100 neue Busse mit Wasserstoff-Antrieb: Das ist zukunftsweisend, weil wir damit nicht nur das Klima schützen, sondern auch das Leben für alle in unserer Stadt sauberer und leiser machen. Mit Hilfe der Brennstoffzellentechnologie können wir die Weichen für eine grüne Zukunft in Duisburg stellen“, bekräftigte Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, in einem früheren Statement. In diesem Kontext soll auch der Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten, wie beispielsweise die Nutzung von Strom beziehungsweise Wasserstoff aus der Region, und die Einbindung von weiteren städtischen Akteure erfolgen.

Interessant vor diesem Hintergrund: Der US-amerikanische Wasserstoff-Brennstoffzellen-Spezialist Plug Power hat dieses Jahr im Duisburger Freihafen sein europäisches Service- und Logistikzentrum eröffnet. Bis Ende 2025 sollen dort jährlich 500 Tonnen an grünem Wasserstoff produziert werden. Plug Power betreibt zusammen mit Renault das Wasserstoff-Brennstoffzellen-Joint-Venture Hyvia. Die Unternehmung wurde im Juli 2021 gegründet. Seitdem stellte Hyvia mehrere Prototypen mit H2-Antrieb vor.
dvg-duisburg.de, solarisbus.com

3 Kommentare

zu „Duisburg: DVG ordert die ersten 25 H2-Busse bei Solaris“
Jensen
24.07.2023 um 07:33
Die Praxis und auch die Controller werden aufzeigen, in wie weit das Ganze tauglich ist. Ebenso bleibt zu hoffen, dass es trotz einer only-Strategie einen Plan B gibt, sollte dieser Großversuch nicht zu den gewünschten Resultaten führen. Die schiere Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff, den sich die Großindustrie bis auf das letzte Gramm berechtigterweise einverleiben wird, ist auf absehbare Zeit nicht gegeben. Überschüssigen Grünstrom auch in Form von Wasserstoff zu speichern, wenn man eben gerade keine andere Verwendung hat, ist sicher richtig, aber eben auch Zukunftsmusik. Insbesondere auch deswegen ein sehr spannendes Thema, wenn eine ohnehin permanent klamme Stadt wie Duisburg mit solch einer überraschenden Entscheidung mehr oder weniger all-in geht. Spannend.
Eike
24.07.2023 um 08:28
Kennt jemand diese Studie in der ein Kostenvorteil für die Brennstoffzelle dargelegt wird? Die würde ich mir ja gerne mal anschauen
Stefan
24.07.2023 um 19:00
Je nachdem, wie man Infrastrukturkosten für Wasserstofftankstellen/Wasserstofferzeugung bzw. Ladestationen an den Endstellen mit einrechnet, kommen unterschiedliche Ergebnisse heraus. Die Wartungskosten für Brennstoffzellen können höher sein als vom Hersteller angegeben. Die Preise des Wasserstoffs und des Stroms (inklusive Stromspeicher) in 10 Jahren kann keiner vorhersagen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch