LSV-Novelle: Habeck plant Preisanzeige an Schnellladern

Das Bundeswirtschaftsministerium hat einen Referentenentwurf zur Novellierung der Ladesäulenverordnung vorgelegt. Einer der Kernpunkte: Betreiber von Schnellladesäulen sollen künftig den Strompreis deutlich anzeigen müssen.

Bild: Engie

Der Referentenentwurf ist online auf der Website des von Robert Habeck (Grüne) geführten Ministeriums abrufbar. Darin steht wörtlich: „An Schnellladesäulen ohne Display muss allerdings künftig durch einen Aufkleber oder eine ähnliche dauerhaft sichtbare Lösung über die Ad-hoc-Preise informiert werden und die Preisangabe bei möglichen Preisänderungen angepasst werden.“

Sprich: An der Ladesäule selbst muss der Preis je Kilowattstunde oder Zeiteinheit gut sichtbar sein. Bisher gab es in der Ladesäulenverordnung für Betreiber solcher Schnelllader ohne Display die Möglichkeit, nur einen QR-Code aufzukleben, damit die Kundschaft diesen mit dem Smartphone scannen und die Preise online abrufen kann. Das soll künftig nicht mehr möglich sein, denn in dem Entwurf heißt es weiter: „Diese QR-Code-Angabe ist jetzt durch eine konkrete Preisinformation durch einen Aufkleber oder eine ähnliche Lösung zu ersetzen.“

Wichtig ist dabei die Formulierung „durch einen Aufkleber oder eine ähnliche Lösung“. Es sollen also weder konkret statische Aufkleber noch eigenständige Displays oder Tankstellen-artige Preisanzeigen an der Zufahrt zur Ladesäule vorgeschrieben werden. Den Betreibern soll – zumindest nach dem aktuellen Stand – offen gelassen werden, wie viel sie investieren und auf welche Art und Weise sie den Ad-hoc-Preis anzeigen. Es gibt nur die Vorgabe, dass es eine „dauerhaft sichtbare Lösung“ sein muss.

Inkrafttreten der Novelle noch unklar

Hat die Schnellladesäule aber ein Display – was sehr oft der Fall ist – kann auch dort zu Ladebeginn auf die anfallenden Kosten hingewiesen werden. Ein bekanntes Beispiel für Schnelllader ohne Display sind die Supercharger von Tesla. Am Standort in Peine hat das Unternehmen auch ein großes Display zur Preisanzeige an der Einfahrt des Ladeparks installiert. In anderen Ländern, etwa in Frankreich, sind die digitalen Preisanzeigen wie an Tankstellen bereits deutlich häufiger zu finden.

Es gibt auch einen ersten Hinweis, ab wann diese Regelung gelten soll: „Damit die Betreiber diese Umstellung im Rahmen regulärer Servicearbeiten vornehmen können, wird für das Inkrafttreten dieser Vorgabe eine Übergangsfrist von zusätzlichen 3 Monaten über das Inkrafttreten der Änderungsverordnung hinaus eingeräumt.“

Doch das ist genau der Punkt: Wann die Änderungsverordnung in Kraft tritt, ist noch unklar. In dem Entwurf heißt es: „Diese Verordnung tritt am … (einsetzen: erster Tag des auf die Verkündung folgenden Quartals) in Kraft.“ Noch ist es also nur ein Platzhalter.

Der Referentenentwurf ist nur die Basis, die (unter Vorgabe der politischen Ziele) auf Referenten-Ebene im Ministerium erarbeitet wurde. Bis zu einer finalen und beschlussfähigen Fassung durchlaufen derartige Referentenentwürfe in der Regel noch viele Abstimmungsrunden und werden von Juristen rechtssicher umformuliert. Dieser Wortlaut zählt – und kann nach all den Verhandlungen oft vom ursprünglichen Referentenentwurf abweichen.

Die Novelle der deutschen Ladesäulenverordnung (LSV) ist nötig geworden, um die LSV an die inzwischen geltenden Vorgaben der europäischen Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) anzupassen. Die AFIR als EU-Verordnung wurde am 13. September 2023 beschlossen und gilt seit dem 13. April 2024. Die AFIR enthält zum Beispiel auch andere Definitionen eines Normal- und Schnellladepunkts oder wann ein Ladepunkt öffentlich zugänglich ist oder nicht. Daher waren die entsprechenden Regelungen der LSV nicht mehr anwendbar. In der Novelle wird nur noch auf die Definitionen der AFIR verwiesen.

Einer der Kernpunkte der AFIR sind aber die „angemessenen, einfachen und eindeutig vergleichbaren, transparenten und nichtdiskriminierenden Preise“ sowie die Preisangabenpflicht für Ladesäulenbetreiber für Ad-hoc-Preise und die Preisangabenpflicht für Mobilitätsdienstleister für vertragliches Laden.

Die Betreiber öffentlich zugänglicher Ladesäulen in Europa müssen seit dem 13. April 2024 auf die neuen Vorgaben achten – für neue Ladesäulen gilt die Regelung ab sofort, der Bestand mit Leistungen ab 50 kW muss bis 2027 nachgerüstet sein. Die viel diskutierte Pflicht zur Installation eines Kartenterminals betrifft aber nur neu errichtete DC-Ladesäulen mit einer Ladeleistung von 50 kW oder mehr. Bei einer geringeren Ladeleistung bleiben alternative, sichere Zahlungsmethoden zulässig – es muss aber ein sicherer Ad-hoc-Zahlungsvorgang möglich sein. Bei mehreren Ladepunkten an einem Standort ist auch ein zentrales Bezahlterminal für alle Ladepunkte zulässig, um die Installations- und Betriebskosten zu senken.

bmwk.de (Referentenentwurf als PDF), edison.media

24 Kommentare

zu „LSV-Novelle: Habeck plant Preisanzeige an Schnellladern“
Stefan Pier
08.08.2024 um 11:02
Wem nützt das? Ich sehe den Preis in der Regel in der App meines Anbieters... Viel wichtiger wäre es meiner Meinung nach, den Netzausbau zu forcieren und zu vereinfachen, damit ich tatsächlich Auswahl habe und nicht dem Preisdiktat ausgesetzt bin. Bei meinem Anbieter kostet das Laden an "Fremdstationen" nämlich bis zum Doppelten! Wucher!
MichaelaB
08.08.2024 um 13:12
Es geht um die ad-hoc Ladepreise, für Leute ohne Vertrag, bzw. bei denen der Ladekartenanbieter keinen Vertrag mit dem Betreiber des Ladepunktes hat.
Nils P.
08.08.2024 um 11:31
Vielleicht kann man damit die Wucherpreise von Fremdanbietern im Roaming verhindern. Dann würde es Sinn machen. Schwierig bzw. Aufwendig wären dann auch dynamische Preise zu Zeiten, wenn Ökostrom im Überfluss günstig wäre.
Der Leineweber
08.08.2024 um 14:59
... naja ... Tankstellen schaffen das auch ... dynamische Preise benötigen ein Display. Wenn ea dann noch ein Verpflichtung zur Veröffentlichung geben würde (ist ja bei Tanlstellen auch so), könnten die Preise Fallen.
MichaelaB
08.08.2024 um 16:43
Es ist ja auch ein simpler Aufkleber erlaubt, es muss nicht unbeding ein elektronisches Display sein. Der Aufkleber muss halt nur bei jeder Änderung der ad-hoc Ladepreise aktualisiert werden.
Andreas
08.08.2024 um 12:15
Wenn jeder seinen Hausstromtarif mit zur Ladesäule bringen könnte, bräuchte man das alles nicht. Letztlich bezahlt es der Kunde. Der Klüngel lässt grüßen.
MichaelaB
08.08.2024 um 13:14
Bei E-LKW Ladepunkten kommt das ja. Man kauft den Strom beim Anbieter seiner Wahl ein, und der Ladepunktbetreiber bekommt einen Fixpreis für Durchleitung und Betrieb der Ladeinfrastruktur.
PmslTon
08.08.2024 um 12:25
Das ist ja alles schön und gut. Das nützt aber nichts wenn die Ad Hoc Preise komplett überteuert sind. Z.B 89 ct EnbW statt 59 cent in der App. Wir brauchen günstige Faire Ad Hoc Preise. Es kann nicht sein, dass ich 5 Ladekarten im Auto haben muss um den günstigsten Preis zu haben, bzw. nicht viel zu viel bezahle.
Jörg
08.08.2024 um 15:18
Beim Ad-Hoc Laden gibt es keine Märchen-Roaming-Preise und es fördert die Transparenz und somit den Wettbewerb - ich hoffe auf eine schnellstmögliche Umsetzung!!
Franz Bauer
08.08.2024 um 12:42
Also das ist wohl dermaßen an der Realität entfernt, dass es weh tut. Ich bin dafür, dass die Ladesäule ein Display besitzen muss, wo dann, nach anhalten der Ladekarte der Preis angezeigt werden sollte (oder bei Autoload) und dieser bestätigt werden kann, oder nach 20s keiner Eingabe geladen wird. Aber Als E-Autofahrer weiß ich vorher wohin ich zum Laden fahre. Angezeigte AdHoc Preise bringen keinem wirklich etwas.
WH
09.08.2024 um 10:20
Displays kosten Geld, verbrauchen Strom und gehen schnell kaputt, insbesondere wenn Vandalen unterwegs sind => höhere Wartungskosten, Ausfallzeiten der Säulen. Darf der Kunde dann alles mitbezahlen. Statt dass man eine Lösung wie bei Tesla intern anstrebt. Das Display ist im Auto, man steckt ein, die Säule "kommuniziert automatisch mit dem Fahrzeug" und gut ist.
lingen2
08.08.2024 um 13:52
Wenn ich einen Verbrenner auftanke und kein krankhafter Pfennigfuchser bin, reicht ein kurzer Blick zur Preisanzeige um zu wissen, ob dort einigermaßen realistische Preise aufgerufen oder abgezockt wird. De facto gibt es aber so gut wie keine Abzocke, außer an Autobahnraststätten - was eh jeder weiß. Genau das braucht es auch für Ladestationen. Das aktuelle Chaos mit zig Apps, überteuerten Roamingpreisen und völliger Intransparenz schadet dem Hochlauf der Elektromobilität massiv. Die Verordnung ist ein erster Schritt, reicht aber sicher nicht aus. Am Ende wird es mal wieder die EU richten müssen, genau wie damals beim Mobilfunk-Roaming-Wucher.
micha
08.08.2024 um 12:55
Einfach das geplante Konzept für LKW auch auf den PKW-Bereich übertragen. Jeder lädt mit seinem eigenen Stromtarif und der Betreiber erhält eine pauschale Durchleitgebühr. Zack, Preistransparenz, Ende des Tarif-, Roaming-, Ladekartenchaos.
Josef
08.08.2024 um 14:15
Das Lkw Konzept auf alle Ladestationen auszudehnen macht Sinn. Aber da haben die Ladestationsbetreiber sicher was dagegen, wäre ja das Ende der Intransparenz und der Abzocke.
Franz Bauer
08.08.2024 um 15:00
Also genau das sehe ich halt anders, da eine AdHoc Bepreisung wenig sinn macht. Und ich bin ein Fan der Tarife, auch wenn es jetzt Blüten treibt bin ich der Meinung, dass sich nach einer Konsolidierungsphase die Preise auf einem Guten Niveau einpendeln werden. Vor allem finde ich Tarife in der Hinsicht gut dass unterschiedliche Nutzungsverhalten auch so jeder das Optimum wählen kann. Am Besten man kann seinen Heimtarif mitnehmen, das währe das Beste. Ist doch gut, für jemand der sehr oft lädt mittels Grundgebühr aber dafür besseren Preisen, hingegen einer der nur 5mal öffentlich lädt eben keine Grundgebühr zu verlangen dafür bekommt er halt den Mengenrabatt nicht. Beim Handy ist es das Selbe, lange war das Roaming auch hier problematisch, der Markt hat sich aber langsam in eine gute Richtung bewegt. Aber die Aussage, dass wir beim Flüssigkartell nicht seit Jahrzehnten abgezockt werden ist schon Wahnsinn. Ich bin der Meinung man hat sich nur daran gewöhnt.
PmslTon
08.08.2024 um 15:54
Ich finde auch, dass Tarife auch in Zukunft es gerne geben darf. ABER es muss meiner Meinung nach die Möglickeit geben mit Kreditkarte ohne Tarif einen fairen Preis zu bekommen. Fair bedeutet für mich um die oder unter 50 ct. Denn manche Menschen haben einfach keine Lust 10 oder mehr Tarife zu vergleichen, die Preise immer zu überprüfen u.s.w. Eigentlich finde ich ist das "alte" System an der Tankstelle das beste!
Franz Bauer
08.08.2024 um 15:01
PS. ich wette, das wird der Elektromobilität stark schaden. Denn jeder der 79Ct/kwh liest wird sich kein Elektroauto kaufen. Dass diesen Preis keiner Zahlt interessiert dann niemand mehr.
Stefan Donner
09.08.2024 um 08:52
Franz, das sehe ich anders, 75% der Ladevorgänge passieren entweder zu Hause oder am Arbeitsplatz, dort ist der Strompreis bekannt, dort kostet der Strom auf 100km die hälfte als Benzin oder Diesel auf 100km. Nur selten laden wir an öffentlichen und derzeit noch teuren Ladestationen. Auch dort wird der Markt die Preise regeln nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage. Wie schon oben erwähnt richten sich die Emobilisten nicht an dem Preis in der Anzeige sondern in den verschiedenen Apps oder nach den Navis wo der Preis heute schon angezeigt wird. Die Pfenningfuchser werden immer einen günstigen Preis finden, selbst wenn sie dafür ein paar km weiter fahren müssen, VG Stefan
RaGra
08.08.2024 um 21:52
Geht leider an der Realität vorbei. Niemand der das Laden tatsächlich selbst zahlen muss nutzt den Ad-Hoc Preis, sondern hat einen Tarif abgeschlossen, der entsprechend bei den meisten Ladestationen greift. Zahlt der Arbeitgeber den Strom, interessiert auch der angezeigte Preis keinen. Zu nicht unterstützen Anbietern meines Vertrages fahre ich gleich gar nicht. Ebenso wie ich mit meinem Diesel auch nicht an der Autobahn tanke, weil es mir einfach zu teuer ist. Wenn jetzt der Verbrenner Fahrer, welcher noch nie elektrisch gefahren ist, gleich argumentiert "aber wenn ich doch ad-hoc laden muss ...", dem kann ich antworten das Fahrzeug warnt frühzeitig und man richtet sich sehr schnell auf die Situation ein. Eine passende Ladestation ist immer im Umkreis. Wer dann trotzdem zum Maximalpreis lädt ist selbst schuld.
Edgar Klüber
09.08.2024 um 07:35
Das ganze wird die Preise nicht senken, sondern nur erhöhen. Wer bitte soll einen Schnelllader bauen wenn mit Trafostation und Station wo locker ein Preis von jenseits der 100.00 € steht? Wie soll eine Amortisation erfolgen wenn der Hausstrompreis mitgenommen werden soll? Die unterschiedlichen Preise resultieren, je nach Betreiber, nach den Kosten eines Aufbaus der Infrastruktur und dem Einkauf der Energie. Die Betreiber solcher Stationen sind wirtschaftlich denkende Unternehmen und werden sicherlich nichts aufbauen wenn es sich nicht wirtschaftlich darstellt. Alle Regulationen verteuern meiner Ansicht nur die Preise, da dies weitergegeben wird.
WH
09.08.2024 um 10:24
Hausstrompreis + fixe Gebühr. Großabnehmer zahlen eh Industriestrompreise die in der Regel niedriger sind als beim Kleinabnehmern. Der LKW für den das Gedacht ist, lädt soviel wie 10 Autos in der gleichen Zeit oder sogar noch mehr, wenn da die Marge pro kWh sagen wir mal 80% niedriger ist als bei PKW verdient der Säulenbetreiber dennoch mehr Euro pro Zeit, d.h. die Ladesäule ist dank größerem Umsatz profitabler.
Matthias
09.08.2024 um 08:49
Ein wichtiger Schritt und ein No-Brainer. Es ist ja schon kurios, dass die Anbieter seit vielen Jahren die Ad-hoc Preise intransparent halten konnten. Man stelle sich nur vor im Supermarkt müsste man einen QR-Code scannen, um dann auf irgendeiner Webseite zu sehen, was ein Produkt kostet.Wirklich wichtig ist nun, dass die Ad-hoc Preise online abrufbar für Preisvergleich Apps sind. Dann kann man sich die günstigste Ladesäule raussuchen, so wie man es bisher mit Spritpreis Apps gemacht hat. Und es wird Wettbewerb entstehen der dazu führen könnte, dass die Ad-hoc Preise endlich in akzeptable Regionen sinken. Bisher wurden die ja künstlich hoch gehalten.
WH
09.08.2024 um 10:26
Die Kundenwaagen hat man mittlerweile oft schon abgebaut. Man kennt zwar den Preis pro kg, aber weiß in so manchem Supermarkt erst wieviel kg das Obst/Gemüse hat und was es dann kostet wenn es an der Kasse gewogen wird...
E. Wolf
09.08.2024 um 09:48
Der Herr Peter Altmaier wußte schon, warum er vor Jahren diese Preistransparenz ausschalten ließ.Transparenz ist immer dann lästig, wenn es einen selbst betrifft.Und beim Thema Ladestrompreis-Roaming muß vermutlich erst die EU aktiv werden. RWE, Shell and friends lassen sich die Butter nicht freiwillig vom Brot nehmen !

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