Audi offenbar mit Stotter-Hochlauf bei E-Auto-Fabrik in Changchun
Das Werk in China gehört zur Betreibergesellschaft Audi FAW NEV Company und baut die elektrischen Oberklasse-Modelle Q6L und A6L – ein SUV und eine Limousine. Das „Manager Magazin“ spricht nun aber unter Berufung auf Insider von Problemen vor Ort. Das Werk sei hoch automatisiert, laufe jedoch langsamer als die üblichen chinesischen Autofabriken – mit entsprechend höheren Kosten. Und das, obwohl Audi bei der Eröffnung vor einem halben Jahr von „einem Rekordwert bei der Automatisierungsrate in der chinesischen Industrie“ sprach.
Die Problemlage soll laut dem Bericht komplex sein. Angefangen bei der im Q6L und dem A6L eingesetzten, wohl weiter fehleranfälligen Software E3 1.2 von Konzerntochter Cariad (die schon den Porsche Macan massiv verzögerte). Weiter über „gravierende Probleme beim Steuern der Batterien“ bis hin zur Marge, denn die chinesische Konkurrenz bringt zunehmend softwaredefinierte Autos für verhältnismäßig günstige Preise heraus.
Produziert wird in Changchun trotzdem. Laut Manager Magazin werden die hergestellten Autos wohl zwischengeparkt, um auf die fehlerfreie Software zu warten. Außerdem wolle Audi „offenbar versuchen, mit einer abgespeckten Version zu starten“.
Die Eröffnung des Werks kurz vor Weihnachten sollte eigentlich Symbol und Auftakt für Audis Aufholjagd in China sein. Betrieben wird die hochmoderne Stätte von Audi und FAW. Das Besondere: In Changchun hat Audi erstmals die Mehrheit an einer chinesischen Joint-Venture-Gesellschaft der Volkswagen-Gruppe übernommen: An der Produktionsgesellschaft Audi FAW NEV Company besitzt Audi 55 Prozent der Anteile, FAW 40 Prozent und Volkswagen 5 Prozent.
Und: Das neue Werk in Changchun ist das erste in China, in dem ausschließlich vollelektrische Audi-Modelle auf Basis der Premium Platform Electric (PPE) gebaut werden. Hier fahren wie eingangs erwähnt der Q6L e-tron, also eine für China gedachte Langversion des in Ingolstadt gebauten Q6 e-tron, und eine marktspezifische Langversion des A6 e-tron vom Band. Die China-spezifischen Anpassungen gehen dabei inzwischen über den schon fast traditionell gestreckten Radstand hinaus, wie die Ingolstädter bei der Einweihung der Fabrik erläuterten. Der Q6L e-tron unterscheide sich etwa „durch zahlreiche Designmerkmale und Innovationen für den chinesischen Markt“ vom internationalen Modell.
Die Grundsteinlegung in Changchun fand bereits 2022 statt und die Investitionen in das Projekt sollen sich auf 2,6 Milliarden Euro summiert haben. Ausgelegt ist die Anlage auf 150.000 Autos pro Jahr. Mehrfach betonte Audi zum Produktionsstart kurz vor Weihnachten deshalb deren Bedeutung für die Elektrifizierungsstrategie: „Die hier produzierten Modelle werden eine entscheidende Rolle in unserem lokalen Portfolio spielen und unsere Position in diesem wichtigen Markt stärken“, sagte etwa CEO Gernot Döllner.
Das ist auch dringend nötig: Im Gesamtjahr 2023 hat Audi 31.171 vollelektrische Autos in China abgesetzt – insgesamt waren es 729.000 neue Audis in China. Der E-Anteil bei den Ingolstädtern lag also unter fünf Prozent. Zum Vergleich: In diesem November lag der BEV-Anteil am gesamten Automobilmarkt in China bei 27 Prozent, rechnet man die Plug-in-Hybride dazu, waren es sogar 45,6 Prozent. Audi bietet in China mit dem Q5 e-tron ein China-spezifisches MEB-Modell an, auch der Q4 e-tron wird dort verkauft. Den Vertrieb des e-tron GT in China haben die Ingolstädter im vergangenen Sommer mangels Nachfrage gestoppt.
Zum großen Hoffnungsträger wird in dieser Gemengelage laut „Manager Magazin“ der Audi ohne Ringe, der im April auf der Auto Shanghai präsentiert wurde. Dabei handelt es sich um den E5 Sportback, gleichzeitig das Debütmodell der neuen China-Submarke AUDI. Dieser wurde nicht nur für China designt (daher auch der Verzicht auf die vier Ringe an Front und Heck), sondern auch in China entwickelt – zusammen mit SAIC.
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