Ford Universal EV Platform: Ford kündigt „Model-T-Moment“ für E-Autos an

Ford hat seine neue Universal EV Platform für deutlich erschwinglichere Elektrofahrzeuge und das entsprechende Produktionssystem vorgestellt. Das erste Modell auf Basis der neuen Plattform wird ein mittelgroßer Elektro-Pickup mit einem angestrebten Einstiegspreis von etwa 30.000 US-Dollar sein.

Bild: Ford

Jener E-Pickup soll im Montagewerk in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky montiert werden – dort hielt Ford auch die Veranstaltung rund um die neue EV-Plattform ab. Das noch namenlose Modell soll 2027 zu den Kunden rollen. Dabei handelt es sich nicht um das unter dem Codenamen T3 entwickelte Pickup-Modell, denn dieses soll im Werk BlueOval City in Tennessee gebaut werden – und der Produktionsbeginn wurde hier jüngst auf 2028 verschoben.

Bei dem neuen, mittelgroßen Pickup spricht Ford selbst von einem „bahnbrechenden Produkt“, nennt aber noch nicht allzu viele Daten. Mit einem angestrebten Einstiegspreis von 30.000 US-Dollar (derzeit etwa 25.800 Euro) soll der Pickup so schnell sein wie ein Mustang EcoBoost (also in rund fünf Sekunden auf 100 km/h beschleunigen können) und mehr Platz für die Passagiere bieten als ein Toyota RAV4 – zusätzlich bietet der Pickup noch die Ladefläche hinten und einen Frunk unter der Fronthaube. „ Surfbretter und andere Ausrüstung können Sie auf der Ladefläche verstauen – ohne Dachgepäckträger oder Anhängerkupplung“, verspricht Ford.

Nähere Angaben zu dem Modell gibt es aktuell noch nicht. Klar ist aber, dass in der Basisversion für 30.000 Dollar LFP-Zellen aus US-Produktion verwendet werden – wenn auch mit chinesischer Technologie. Die prismatischen Zellen will Ford in seinem BlueOval Battery Park Michigan herstellen, die LFP-Batteriefabrik ist auf 20 GWh pro Jahr und einen Produktionsstart 2026 ausgelegt. Allerdings will Ford für die Produktion Technologie des chinesischen Branchenprimus CATL lizensieren.

Kleine LFP-Batterie in der Basisversion

Bei der Pressekonferenz gab Ford noch ein interessantes Detail zu der Batterie des Pickup-Modells preis: Man strebe eine Batterie an, die etwa 15 Prozent kleiner sei als die des in China gebauten BYD Atto 3. Dieses E-SUV verfügt über eine 60,5 kWh große LFP-Batterie – folglich müsste der Ford-Pickup in der Basis mit rund 51 kWh auskommen. Mit einer solchen Batterie werden viele Kompaktmodelle von unter 4,50 Metern Länge ausgestattet, aber nicht größere Pickup-Modelle.

Eine angepeilte EPA-Reichweite nannte Ford noch nicht. Es wird aber auch eine größere Batterie geben, die dann auf der NMC-Zellchemie basiert – hier gibt es noch keine Angabe zum Energiegehalt. Klar ist zudem, dass beide Batterien mit 400 Volt Systemspannung arbeiten werden. Diese Entscheidung wurde mit Blick auf die Kosten getroffen – Ford gibt aber an, dass die 400-Volt-Architektur die „richtige Wahl für diesen Anwendungsfall“ sei. Wichtiger als ein 800-Volt-System war den Entwicklern offenbar das bidirektionale Laden: Laut Ford-CEO Jim Farley soll die Plattform Vehicle-to-Load (V2L) und Vehicle-to-Home (V2H) unterstützen.

Doug Field, Fords Chief EV, Digital and Design Officer, bezeichnet das Modell als „kein abgespecktes, altmodisches Fahrzeug“ – wohl ein kleiner Seitenhieb auf den preiswerten E-Pickup des Startups Slate Auto, der zum Beispiel ohne elektrische Fensterheber auskommen muss. Ford spricht dem neuen Modell sogar eine historische Dimension zu. „Wir haben uns vom Model T inspirieren lassen – dem Universalauto, das die Welt verändert hat“, so Field. „Wir haben die brillantesten Köpfe von Ford versammelt und sie neue Lösungen für alte Probleme finden lassen. Wir haben First-Principles-Engineering angewendet und die Grenzen der Physik ausgelotet, um Fahrspaß zu schaffen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Der Bezug zum Ford Model T, dem ersten auf einem Fließband hergestellten Auto, zeigt sich auch bei der Produktion der Universal EV Platform: Anstelle eines Fließbands setzt Ford künftig auf einen „Montagebaum“: Drei Unterbaugruppen – die Front, das Heck und die Mitte des Fahrzeugs mit der Batterie – werden auf eigenen Bändern vormontiert und diese großen Komponenten erst kurz vor Ende der Montage zusammengefügt. Die einzelnen Baugruppen werden auf Basis großer, einteiliger Aluminium-Unicastings gefertigt. So soll in Summe nicht nur die Ergonomie für die Produktionsmitarbeiter deutlich verbessert werden. Von dem „Ford Universal EV Production System“ verspricht sich der Hersteller bis zu 40 Prozent kürzere Montagezeiten im Vergleich zu den derzeit im Werk Louisville gebauten Modellen. „Ein Teil dieser Zeit wird in Insourcing und Automatisierung investiert, um Qualität und Kosten zu verbessern, was letztendlich zu einer Geschwindigkeitssteigerung von 15 Prozent führt“, so Ford.

Insgesamt reduziert die neue Plattform die Anzahl der Teile – je nach Modell – um rund 20 Prozent, zudem sollen die Fahrzeuge mit 25 Prozent weniger Befestigungselementen und 40 Prozent weniger Arbeitsplätzen in der Montage auskommen. Der Kabelbaum soll im Vergleich zu einem aktuellen E-SUV von Ford 1,3 Kilometer kürzer und somit zehn Kilogramm leichter ausfallen. Und den Kunden verspricht Ford über fünf Jahre niedrigere Betriebskosten „als bei einem drei Jahre alten gebrauchten Tesla Model Y“.

Noch keine weiteren Modelle angekündigt

Bisher hat sich der Hersteller nur konkreter zu dem mittelgroßen E-Pickup geäußert, es sind noch keine weiteren Modelle auf Basis dieser Plattform angekündigt. Es heißt aber, dass der in Kentucky gebaute Pickup auch in den Export gehen soll – Märkte werden aber noch nicht genannt. Dafür zeigt eine Animation etwa einen kleineren E-SUV einen größen E-SUV mit drei Sitzreihen oder einen Van als mögliche Modelle, die mit der Universal EV Plattform möglich sein sollen. Bisher wird nur das Werk Kentucky mit einer Investition von rund zwei Milliarden US-Dollar für das neue Produktionssystem umgebaut, weitere dürften aber folgen.

„Wir haben eine sehr schwierige Herausforderung radikal angegangen: Wir wollten erschwingliche Fahrzeuge bauen, die die Kunden in jeder Hinsicht begeistern – Design, Innovation, Flexibilität, Platz, Fahrspaß und Betriebskosten – und das mit amerikanischen Arbeitern“, sagt Ford-CEO Jim Farley. „Wir haben das Konzept des Fließbands über Bord geworfen und ein besseres entwickelt. Und wir haben einen Weg gefunden, der erste Autohersteller zu werden, der prismatische LFP-Batterien in den USA herstellt.“ 

ford.com, ford.com (Produktionssystem), insideevs.com (Angabe zur Batteriegröße)

3 Kommentare

zu „Ford Universal EV Platform: Ford kündigt „Model-T-Moment“ für E-Autos an“
Dixi K
12.08.2025 um 12:01
Oh Gott, wenn man das so liest, muss man sich nicht wundern, wenn Ford pleitegeht.
MWF
12.08.2025 um 14:24
Wahrscheinlich kopieren sie das Unboxing-Verfahren von Tesla damit sie mit den Produkten mehr Geld verdienen als bisher. 400 Volt ist eine kluge Entscheidung in der Preisklasse.
Jörg
12.08.2025 um 15:46
Nein, der Model-T-Moment war vor 15 Jahren bei Tesla, alles andere ist dummes Gequatsche... (aka Marketing Bullshit)

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